Bayerns Regionalzüge waren im vergangenen Jahr so unzuverlässig wie nie seit der Bahnreform 1994. Laut der neuen Jahresstatistik der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) sank die Pünktlichkeit 2024 von 87 auf 85,3 Prozent. Das heißt, fast 15 Prozent aller Regionalzüge und S-Bahnen in Bayern verspäteten sich. Acht Prozent fuhren gar nicht. Eine spürbare Verbesserung sei kurzfristig nicht in Sicht, so die BEG.
Eisenbahngesellschaft zieht düstere Bilanz
"Das ist leider die schlechteste Bilanz seit der Regionalisierung des Schienenpersonennahverkehrs vor 30 Jahren", räumte BEG-Geschäftsführerin Bärbel Fuchs ein. "Verspätungen und Zugausfälle prägen auch in Bayern immer mehr den Alltag und sorgen für berechtigten Ärger bei den Fahrgästen."
Als unpünktlich gelten nach dem in Deutschland üblichen Berechnungsverfahren Züge erst dann, wenn sie mehr als sechs Minuten verspätet fahren.
Bernreiter hofft auf Geld aus Sondervermögen
Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) nannte die Entwicklung "ernüchternd, aber alles andere als überraschend". Der CSU-Politiker hofft nun auf das Sondervermögen Infrastruktur des Bundes als ein "wichtiges Instrument zum Gegensteuern". Dabei müssten Investitionen nicht nur in die Generalsanierung hochfrequentierter Strecken fließen, sondern auch in die Fläche, um wieder mehr Zuverlässigkeit in den Schienenpersonennahverkehr zu bringen.
Nahezu die Hälfte aller Verspätungen war laut BEG auf infrastrukturbedingte Störungen und Baustellen zurückzuführen. Zu ersteren zählen etwa gestörte Weichen oder Bahnübergänge.
Die pünktlichste Eisenbahn Bayerns ist nach wie vor die hauptsächlich von Touristen genutzte Zugspitzbahn in Garmisch-Partenkirchen, die ohne Konkurrenz nur auf einer einzigen Strecke fährt.
So schlecht sieht es auf den Strecken aus
Sowohl bei der S-Bahn München als dem meistgenutzten Regionalnetz in Bayern als auch bei der Nürnberger S-Bahn verschlechterte sich die Bilanz. Die offizielle Pünktlichkeitsquote der Münchner S-Bahn lag bei 87 Prozent, die Nürnberger S-Bahn schnitt mit gut 93 Prozent besser ab.
Extrem unpünktlich sind demnach die Züge München – Prag und München – Hof. Auf letzterer Linie kamen nach der offiziellen Zahl nur 62 Prozent der Züge pünktlich, bei den ehemaligen Alex-Zügen der Länderbahn waren es auf der Verbindung München – Prag sogar nur 43,7 Prozent. Auch beim Donau-Isar-Express, der München mit Landshut, Plattling und Passau verbindet, liegt die Pünktlichkeit der Züge mit 76,2 Prozent noch deutlich unter dem bayerischen Schnitt von 85,3 Prozent.
Die Zugausfälle allerdings waren keineswegs alle auf technische Mängel zurückzuführen: In über einem Viertel der Fälle waren laut BEG externe Ursachen im Spiel: Lokführerstreiks, Notarzteinsätze und widriges Wetter.
Mit Informationen von dpa
Transparenzhinweis: In einer früheren Fassung des Texts hieß es fälschlicherweise, dass die tatsächlichen Unpünktlichkeitsquoten noch höher seien, weil ausschließlich die Verspätungen gezählt würden, die sich einer direkten Ursache zuordnen ließen, etwa einem technischen Defekt oder Personen im Gleis. Durch solche "Primärverspätungen" ausgelöste Folgeverspätungen anderer Züge würden nicht mitgezählt.
Korrekt ist: Der Umstand, dass Folgeverspätungen – im Gegensatz zu Primärverspätungen – sich nicht einer konkreten Verspätungsursache zuordnen lassen, bedeutet nicht, dass diese Verspätungen nicht in die Pünktlichkeitsmessung einfließen würden. Die bayernweite Pünktlichkeitsquote von 85,3 Prozent für alle Nahverkehrszüge im Freistaat im Jahr 2024 ist somit korrekt.
Das haben wir am 16.05. um 13.30 Uhr Uhr korrigiert.
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