Das Amtsgericht Augsburg hat am Dienstagmittag einen 57-Jährigen wegen Untreue, Betrugs und Urkundenfälschung zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und neun Monaten verurteilt. Ausgesetzt ist die Bewährung auf drei Jahre, in dieser Zeit darf sich der Mann also nichts mehr zu Schulden kommen lassen.
Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der ehemalige Vorsitzende des Eishockeyvereins ECDC Memmingen Indians in den Jahren von 2021 bis 2024 insgesamt rund 342.000 Euro in die eigene Tasche gewirtschaftet hat. Außerdem ordnete das Gericht einen Wertersatz der Schadenssumme an die Geschädigten an, der Mann muss zudem eine Geldauflage in Höhe von 5.400 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung zahlen. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.
Staatsanwaltschaft und Verteidigung forderten Bewährungsstrafe
Die Staatsanwältin hatte eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und elf Monaten gefordert, ausgesetzt zur Bewährung. Sie hatte zudem für eine Geldauflage für gemeinnützige Einrichtungen in Höhe von 18.000 Euro plädiert. Beim Angeklagten handele es sich um einen intelligenten, sozial engagierten Menschen, dem sein Lebensstandard über den Kopf gewachsen sei. Er sei von Anfang an kooperativ und geständig gewesen und um Schadenswiedergutmachung bemüht. Strafverschärfend dagegen sei es zu bewerten, dass der 57-Jährige mehrfach vorbestraft sei und kriminelle Energie gezeigt habe. So habe er versucht, seine Untreue zu verschleiern.
Die Verteidigung plädierte für eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten, ebenfalls ausgesetzt zur Bewährung. Der Verteidiger lehnte eine Geldauflage ab und sprach sich stattdessen für soziale Hilfsdienste aus, die sein Mandant ausüben könne.
Angeklagter von Anfang an geständig und kooperativ
Der geständige 57-Jährige bedankte sich dafür, dass ihm eine Zukunft außerhalb des Gefängnisses gegeben werde. Es tue ihm "furchtbar leid", dass er den Eishockeyverein "an den Rand seines Endes gebracht" habe, erklärte er vor Gericht. Er wolle sich bei allen Betroffenen "aufrichtig" entschuldigen, weil er sie "enttäuscht" und ihr Vertrauen missbraucht habe. Er wolle die Schäden ausgleichen und komplett in die Gesellschaft zurückfinden.
Zur Begründung seiner Vergehen ließ er über seinen Anwalt erklären, er habe sich über die Jahre einen Lebensstandard aufgebaut, den er irgendwann nicht mehr selbst finanziell habe bestreiten können. Als selbstständiger Finanzberater seien während der Corona-Pandemie die Aufträge zurückgegangen. Er wolle zur Wiedergutmachung des Schadens den Erlös aus dem Verkauf von vier Immobilien aufwenden, die er in den 1990er-Jahren gekauft hatte.
Zeugen sagen vor Gericht aus
Ein Polizeibeamter, der unter anderem bei der Festnahme und bei mehreren Durchsuchungen dabei war, erklärte im Zeugenstand, der Angeklagte sei sofort geständig und kooperativ gewesen. Er habe bei der Festnahme erleichtert gewirkt, dass die Sache jetzt vorbei sei. Von dieser Erleichterung hatte zuvor auch schon der Angeklagte berichtet.
Auch ein Psychologe hatte als Sachverständiger vor Gericht ausgesagt. Er bestätigte unter anderem, dass der 57-Jährige regelmäßig Kokain eingenommen habe. Er könne aber keine schwere Suchterkrankung feststellen.
Schadenssumme in Höhe von rund 342.000 Euro
Neben dem Eishockeyclub, auf den mit rund 280.000 Euro der weitaus größte Anteil des Schadens entfällt, hatte der Mann laut Anklage auch noch einen weiteren Verein, eine Privatperson und den CSU-Kreisverband Memmingen um Geld betrogen. Bei der Partei war der Angeklagte vor Bekanntwerden der Vorwürfe als Schatzmeister aktiv gewesen. Um Zahlungen auf sein Privatkonto zu verschleiern, hatte er Belege gefälscht.
Im Sommer 2024 war der Fall öffentlich geworden. Der Mann wurde daraufhin in Untersuchungshaft genommen, kam aber nach wenigen Wochen wieder auf freien Fuß. Die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Augsburg hat die Ermittlungen geführt.
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