Ein Zug mit hochradioaktivem Atommüll ist unterwegs durch Bayern. Heute Morgen hat der aus Großbritannien kommende Castor-Transport Unterfranken erreicht und ohne Zwischenfälle passiert. Nun rollen die rund 100 Tonnen schweren Gusseisenbehälter – mit wenigen Zwischenhalten – weiter zum Zwischenlager Isar in Niederaichbach im Kreis Landshut. Am Mittwoch vor einer Woche war ein Spezialschiff mit den Castoren nach Deutschland aufgebrochen. Im Hafen von Nordenham in Niedersachsen wurden sie dann auf Bahnwaggons geladen. Am Mittwochabend verließ der Zug planmäßig um 21.45 Uhr den Hafen.
- Zum aktuelleren Artikel: Castor-Transport in Niederaichbach angekommen
Castor-Transport ohne Störungen
Bisher gab es laut Polizeipräsidium Niederbayern keine Störungen, alles laufe planmäßig. Nach BR-Informationen wird der Castor-Transport am Mittag noch einen Zwischenhalt in Landshut machen, offenbar für einen Lokführerwechsel, und am Nachmittag dann am Zielbahnhof in Wörth an der Isar erwartet. Dann müssen die großen zylinderförmigen Castoren nach Niederaichbach gebracht, aufgerichtet und in der Halle des Zwischenlagers aufgestellt werden.
Im Bahnverkehr um Landshut und Dingolfing kann es zu Einschränkungen für den Personenverkehr kommen. Der Streckenabschnitt, der durch Wörth an der Isar führt, soll für mehrere Stunden in beide Fahrtrichtungen voll gesperrt werden.
Probelauf vor Ankunft der echten Castoren
Dazu hat es in der Vergangenheit einen Probelauf gegeben. Dieser dauerte mehrere Tage. Das Team absolvierte dabei mit einem leeren, knapp 100 Tonnen schweren Castor-Behälter laut Betreiber erfolgreich alle Arbeitsschritte, die zur Einlagerung erforderlich sind.
Es handelt sich um nicht verwertbare Reste aus der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield, die Deutschland zurücknehmen muss. Die Kernkraftwerk-Betreiber hatten sich verpflichtet, für den Rücktransport zu sorgen.
Bis 2005 wurden abgebrannte Brennelemente aus den Kernkraftwerken in Wiederaufarbeitungsanlagen nach Frankreich oder England geliefert. Denn sie enthielten noch immer sogenannte Brennstoffreste, deren Wiederverwendung lohnend war. Die unbrauchbaren Reste wurden in einem speziellen Verfahren in Glas eingegossen und in großen Castorbehältern eingeschlossen.
Zwischenlagerung für viele Jahrzehnte
Wenn es ein Endlager für Atommüll in Deutschland gibt, soll er dorthin gebracht werden. Die Suche nach einem Standort und der anschließende Bau dürften aber noch viele Jahrzehnte dauern. Im Raum Landshut sorgen sich daher Anwohner, ob die Castoren so lange halten. Die Behälter hätten kein Verfallsdatum, betont Michael Köbl, der Sprecher des Castor-Herstellers GNS, "die nutzen sich auch nicht ab".
Bislang keine größeren Proteste
Angesichts des vollzogenen Atomausstiegs in Deutschland waren keine größeren Proteste während des Castor-Transports erwartet worden. Dennoch sichert ein Großaufgebot der Polizei den Zug. Zahlreiche Beamte fahren auch in angekoppelten Personenwaggons mit. In Niedersachsen gab es kleinere Mahnwachen, in Landshut eine Mahnwache vor dem Rathaus, in Regensburg vor dem Hauptbahnhof. Man protestiere auch nicht gegen den Rücktransport des Atommülls, erklärten die Organisatoren von Greenpeace Regensburg, sondern für den Ausbau erneuerbarer Energien.
Im Video: Einzelheiten zum Castor-Transport von BR-Korrespondent Philipp Kuntschner
BR-Korrespondent Philipp Kuntschner mit Einzelheiten zum Castor-Transport.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!