Gestohlene Daten, lahmgelegte Firmen – Cyberangriffe sind längst Alltag und bedrohen die innere Sicherheit. "Die Cybersicherheitslage in Bayern bleibt weiter angespannt", warnt Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU). Laut dem Bericht der Staatsregierung zur Cybersicherheit wurden im vergangenen Jahr über 48.000 Hackerangriffe in Bayern zur Anzeige gebracht. Doch Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) geht von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Auch, weil viele Unternehmen nicht ausreichend vorbereitet seien. Justizminister Eisenreich fordert hier mehr Achtsamkeit und die Sorge dafür, dass Unternehmen ihre IT-Infrastruktur immer auf neuestem Stand haben müssten: "IT-Sicherheit muss in einem Unternehmen Chefsache sein, es muss der Rückhalt für dieses Thema da sein, es muss das Geld da sein."
Einsatz von KI: Hacker professionalisieren sich
Zunehmend Sorgen bereitet den Sicherheitsbehörden die Professionalisierung der Täter und der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Cyberakteure seien mithilfe der KI in der Lage, mit geringem Aufwand ausgefeilte Angriffe zu entwickeln. "Damit lassen sich schlimmstenfalls auch robuste technische Sicherheitsmaßnahmen überwinden", so Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.
Auch eine aktuelle Studie des TÜV zeigt: Während inzwischen mehr als die Hälfte aller Angriffe mit KI verübt werden, nutzen nur etwa zehn Prozent der Firmen selbst KI, um sich zu schützen. "Daraus sieht man eigentlich ganz schön, dass KI-unterstützte Angriffe bereits der Standard sind, aber die Verteidigung KI-unterstützt etwas hinterherhinken", sagt der Studienleiter Marc Fliehe.
Cybercrime: Nicht nur finanzielle, auch politische Motive
Den Angreifern gehe es dabei nicht nur um Geld, sondern zunehmend auch um politische Einflussnahme. "Sabotage, Spionage, Unsicherheit verbreiten", warnt Justizminister Eisenreich. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine seien Desinformationskampagnen Teil der hybriden Kriegsführung, so Herrmann. "Prorussische Akteure setzen gezielt auf die Manipulation öffentlicher Meinung und das systematische Untergraben des gesellschaftlichen Vertrauens in staatliche Institutionen."
Bayern blockiert täglich rund 390 Millionen verdächtige E-Mails
In Bayern arbeitet das Landesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (LSI) täglich an der digitalen Abwehrfront. "Die gute Nachricht ist: Bayern und das bayerische Behördennetz haben ein starkes Schutzschild mit dem LSI und unser Anspruch ist eigentlich, den Angreifern immer einen Schritt voraus zu sein", sagt Finanzminister Albert Füracker (CSU). Dort würden jeden Tag rund 2,7 Milliarden Datensätze auf Angriffs-Indikatoren geprüft und etwa 390 Millionen verdächtige E-Mails blockiert. Pro Monat würden 1,2 Milliarden Internetaufrufe mit potenziell schadhaftem Inhalt blockiert. Zudem habe die Polizei ein flächendeckendes Netzwerk an Fachkommissariaten zum Schutz vor Cyberattacken eingerichtet. Auch sogenannte "Quick-Reaction-Teams" der bayerischen Polizei stünden Betroffenen rund um die Uhr zur Verfügung.
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