Die Zahl der Unfälle mit E-Scootern ist 2024 deutlich auf fast 12.000 gestiegen. (Symbolbild)
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Die Zahl der Unfälle mit E-Scootern ist 2024 deutlich auf fast 12.000 gestiegen. (Symbolbild)
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Die Zahl der Unfälle mit E-Scootern ist 2024 deutlich auf fast 12.000 gestiegen. (Symbolbild)

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E-Scooter: Mehr Unfälle, viele Kopfverletzungen

E-Scooter: Mehr Unfälle, viele Kopfverletzungen

Immer mehr Menschen verletzen sich bei E-Scooter-Unfällen. Fast 12.000 waren es 2024, über 25 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Auffällig häufig sind Kopfverletzungen. Doch ist die Nutzung von Elektrorollern wirklich gefährlicher geworden?

Über dieses Thema berichtet: Abendschau am .

"Schwerer Unfall mit E-Scooter" meldete das Polizeipräsidium Nordschwaben an diesem Wochenende. Eine 34-jährige Frau war in der Nacht von Samstag auf Sonntag auf einem Fuß- und Radweg in Augsburg gestürzt. Laut Polizei war sie mit ihrem E-Scooter kurz in einen Grünstreifen geraten und dann mit dem Kopf auf dem Asphalt aufgeschlagen. Dabei zog sich die 34-Jährige schwere Kopfverletzungen zu, sie musste zur stationären Behandlung in eine Klinik gebracht werden. Kein Einzelfall.

Rekord: 1.513 Schwerverletzte, 27 Tote

Wie schon in den Vorjahren erreichten die Zahlen bei E-Scooter-Unfällen mit Personenschaden laut Statistischem Bundesamt auch 2024 wieder Rekordhöhen: Bei 11.944 Unfällen wurden 1.513 Menschen schwer verletzt, 27 Menschen starben. Das sind 293 mehr Schwerverletzte und fünf Tote mehr als im Vorjahr, als es 9.425 entsprechende Unfälle mit Elektrorollern gab.

Auch der Anteil der Unfälle mit Personenschaden, an denen ein E-Scooter-Fahrer beteiligt war, ist gestiegen, von 3,2 Prozent (2023) auf 4,1 Prozent (2024). Damit liegt das Niveau aber in allen Belangen immer noch weit unter dem der Fahrradunfälle. Sie machen einen Anteil von 32,1 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden aus, 445 Menschen starben, 13.919 wurden schwer verletzt (2024).

Verletzungen vor allem an Kopf und Gesicht

Am Klinikum Rechts der Isar beschäftigt sich eine Forschungsgruppe der TU München mit Verletzungen bei E-Scooter-Unfällen. Nach einer kürzlich vorgestellten Studie des Teams um Michael Zyskowski sind Kopf- und Gesichtsverletzungen mit einem Anteil von zusammen 83 Prozent die Körperregionen, die bei Unfällen mit einem E-Scooter am häufigsten betroffen sind. Darauf folgen Rumpfverletzungen (64 Prozent) und Verletzungen an den Extremitäten (45 Prozent). Forschungsleiter Zyskowski plädiert deshalb im BR24-Interview einmal mehr für eine Helmpflicht. Außerdem sei sehr auffällig, dass diese schweren Unfälle Nachts und häufig unter Alkoholeinfluss stattfinden.

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E-Scooter-Unfälle 2024: Rekordzahlen bei Toten und Verletzten

Kreuzungen als Unfallschwerpunkt

Am Institut für Verkehrstechnik der TU München untersuchen Wissenschaftler den Einfluss von Infrastrukturmaßnahmen auf Unfälle. Für E-Scooter-Nutzer sei wie für Radfahrer das klassische Rechtsabbieger-Szenario lebensgefährlich, wenn sie von einem rechtsabbiegenden Auto- oder Lkw-Fahrer übersehen werden, erklärt Lehrstuhl-Mitarbeiter Johannes Lindner im BR24-Gespräch.

In einer aktuellen Studie schauen sich der Doktorand und seine Kollegen deshalb gerade an, wie sich reduzierte Geschwindigkeiten vor Kreuzungen auswirken, wenn durch technische Eingriffe das Tempo statt der sonst erlaubten 20 Stundenkilometer zwangsweise auf nur noch 15 oder sogar zehn Stundenkilometer gedrosselt wird. Die Technologie dafür sei da, so Lindner, die Studie sei aber noch nicht ausgewertet, deshalb könnten sie noch keine Empfehlungen geben. Um solche Fragestellungen zu untersuchen, können die Wissenschaftler am Lehrstuhl auf einen E-Scooter-Simulator zurückgreifen.

E-Scooter-Verleiher: Verletzungen in Relation zu Fahrten gesunken

Als "entscheidenden Denkfehler" bezeichnet es der E-Scooter-Anbieter Voi auf Nachfrage von BR24, wenn man nur die absoluten Unfallzahlen betrachte, die vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurden. Auf dieser Grundlage seien keine fundierten Aussagen zur Sicherheit ableitbar. Vielmehr sei das Verhältnis zur Zahl der Fahrten oder der gefahrenen Kilometer entscheidend.

Nach Angaben von Voi stiegen beispielsweise die Fahrten allein in München 2024 um rund 20 Prozent. Laut Bolt, einem anderen E-Scooter-Dienstleister, haben sich die Fahrten bei den großen Anbietern Voi, Lime und Bolt von 53,7 Millionen 2021 auf 91,8 Millionen 2024 um 70 Prozent erhöht.

Zudem verweist Bolt auf eine Auswertung des europäischen Branchenverbands "Micro-Mobility for Europe", wonach die Zahl aller gemeldeten Verletzungen pro einer Million Fahrten im Jahr 2023 im Vergleich zu 2022 um 44  Prozent zurückgegangen sei. Demnach sei die Zahl medizinisch behandlungsbedürftiger und tödlicher Vorfälle um 19  Prozent gesunken.

💬 BR24-User diskutieren in den Kommentaren, ob E-Scooter wirklich als Ersatz für Autos verwendet werden und welche Personengruppen sie überwiegend nutzen. Das Team von "Dein Argument" hat deshalb den folgenden Absatz ergänzt:

E-Scooter Nutzer: jung und männlich

Die Zulassung von Elektrorollern im Straßenverkehr wurde 2019 im Bundesrat verabschiedet. Ziel war es, die sogenannte „letzte Meile“, also die Strecke zwischen ÖPNV-Haltestellen und Zielort, effizienter, flexibler und umweltfreundlicher zu gestalten. Diese Hoffnung hat sich bisher nicht erfüllt. Wie mehrere Untersuchungen zeigen, ersetzen Elektroroller kaum das Auto. Das Umweltbundesamt beispielsweise hat Ende 2023 festgestellt [externer Link] dass nur etwa 4 Prozent der Fahrten diesem Zweck dienten. Über die Hälfte der Fahrten mit dem E-Roller ersetzten Wege, die sonst zu Fuß oder mit dem ÖPNV stattgefunden hätten.

Die Nutzer von E-Scooter sind überwiegend jung [externer Link]: mehr als zwei Drittel sind unter 40 Jahre alt, fast 30 Prozent sogar zwischen 18 und 29. Außerdem sind die meisten männlich (65 Prozent).

Damit fährt genau die Personengruppe überwiegend mit dem Elektro-Roller, die auch sonst überproportional häufig in Verkehrsunfälle verwickelt ist.

Im Video: Zahl der E-Scooter-Unfälle mit Verletzten oder Toten gestiegen

Die Zahl der Verkehrsunfälle mit E-Scootern ist in den vergangenen Jahren immer weiter angestiegen.
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