29,5 Tage – so lange dauert eine Mondphase und etwa so lang ist auch der Zyklus einer Frau. Dass das kein Zufall ist, hat jetzt ein Forschungsteam unter Federführung der Julius-Maximilians-Universität Würzburg herausgefunden. Die Chronobiologin Charlotte Förster, untersuchte die Aufzeichnungen von 176 Frauen, die teils über mehrere Jahre ihren Menstruationszyklus notiert haben: "Wir haben Hinweise, dass es eine Synchronisation auf den Mond ist." Bei etwa 80 Prozent der Frauen kommt der Eisprung immer wieder genau zu Vollmond oder zu Neumond.
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Hormone reagieren auf künstliches Licht
Nachdem Förster alle Aufzeichnungen in Datenreihen formatiert und mit den Mondphasen abgeglichen hatte, zeigte sich: Seit 2010 ist der Zyklus von Frauen immer seltener synchron zum Mondzyklus. Eine Erklärung könnte die Lichtverschmutzung sein, sagt die Neurobiologin: "Das LED-Licht hat einen großen Blaulichtanteil. Darauf reagieren wir sehr stark." Und das macht was mit den Hormonen – also auch mit dem weiblichen Zyklus.
Es gibt eine kleine Einschränkung bei der Interpretation dieser Ergebnisse: "Unsere Befunde zeigen eine Korrelation zwischen diesen beiden Phänomenen auf. Einen kausalen Zusammenhang konnten wir nicht herstellen", so die Wissenschaftlerin.
Schlaflos bei Vollmond – ein Mythos?
Dass der Mond nicht nur Mythen mit sich bringt, sondern tatsächlich einen Einfluss auf den menschlichen Organismus hat, haben bereits mehrere wissenschaftliche Studien gezeigt. Etwa eine von 2021, die zu dem Ergebnis kam, dass Mondphasen tatsächlich das Schlafmuster beeinflussen. In den Teilnehmergruppen schliefen die Menschen in den drei bis fünf Tagen vor Vollmond 30 bis 80 Minuten später ein als gewöhnlich. Zudem schliefen sie 20 bis 90 Minuten weniger. Dieser Effekt wiederholte sich regelmäßig – synchron zum Mondzyklus.
Umfrage ergab: Menstruation ist Tabuthema
Charlotte Förster hatte vor einigen Jahren schon die Idee, zum Menstruationszyklus zu forschen – und fing bei sich selbst an. Sie traf damit einen Nerv: Einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse zufolge haben 85 Prozent der Frauen den Eindruck, dass Menstruation ein Tabuthema ist – und zu wenig Wissen vermittelt wird.
Mondkalender dient nicht als Verhütungsmethode
Das sieht auch Julia Mill, Zyklusmentorin aus Frammersbach im Landkreis Main-Spessart, so. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Wissen über den weiblichen Zyklus zu vermitteln und Frauen zu beraten. Mit Blick auf Försters Forschungsergebnis, dass Mondphasen und Menstruationszyklus häufig synchron laufen, warnt sie: "Das hat keinen praktischen Nutzen." Ein Mondkalender sei keine Verhütungsmethode: Nur weil die Menstruation etwa immer zu Vollmond einsetze, heiße das nicht automatisch, dass der Eisprung immer zu Neumond stattfinde.
Innere Uhr bei Tier und Mensch
Bisher hat Charlotte Förster vor allem dazu geforscht, wie eine innere Uhr bei Insekten möglicherweise deren Verhalten steuert. Für Meerestiere ist der Zusammenhang von Mondphase und Menstruationszyklus schon erforscht. Denn es sei klar, "dass es im Tierreich einen großen Sinn hat, wenn die sich zu einer bestimmten Mondphase treffen. Weil im großen Ozean muss man sich verabreden, um Nachkommen zu bekommen." Unter Menschen sind solche Verabredungen natürlich etwas einfacher zu treffen.
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