Eine Pflegekraft hat ein schwarz-weißes Exoskelett umgeschnallt.
Bildrechte: BR / Diethard Kühne
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Pflegefachmann Nikolai Nolf trägt ein aktives Exoskelett.

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Erste Klinik in Bayern führt Roboter-Exoskelette ein

Erste Klinik in Bayern führt Roboter-Exoskelette ein

Sie sollen Pflegekräften die Arbeit deutlich erleichtern: Exoskelette. Der "RoMed Klinikverbund" im Landkreis Rosenheim ist Vorreiter in Bayern und hat zehn solcher tragbaren Robotergerüste angeschafft - auch wegen des Fachkräftemangels.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Oberbayern am .

Sie könnten eine große Entlastung für Pflegekräfte werden: Exoskelette, die Pflegende beim Heben von Patienten entlasten. Die RoMed-Kliniken im Landkreis Rosenheim haben zehn solcher Skelette als erster Klinikverbund in Bayern angeschafft. Die Kliniken versprechen sich viel davon.

So entlasten Exoskelette die Pflegekräfte

Wenn einem Patienten aus dem Bett geholfen werden muss oder ein Patient in den Rollstuhl möchte, kostet das die Pflegekraft mitunter enorm viel Kraft. Diese Kraftanstrengung sorgt wiederum oft für Muskel-Skelett-Erkrankungen bei den Pflegekräften. Hier kann das Exoskelett helfen. Das Modell, das an den RoMed-Kliniken nun zum Einsatz kommt, kann den Rücken um bis zu 36 Kilogramm entlasten, so Armin Schmidt vom Berliner Robotik-Unternehmen German Bionic. Das Gerüst wird umgeschnallt und das Gewicht liegt dann ähnlich wie bei einem Wanderrucksack auf den Beckenknochen. Zwei Motoren links und rechts unterstützen die Pflegekraft zusätzlich beim Hochheben des Patienten.

Zudem bekommt jeder Mitarbeiter einen eigenen Code und das Exoskelett merke sich die persönlichen Bewegungsabläufe. Möglich ist auch die Entlastung von operierenden Ärzten am OP-Tisch, also für alle Tätigkeiten, für die man lange nach vorne gebeugt stehen muss.

Patienten reagieren mit Neugierde und Offenheit

Der 25-jährige Pflegefachmann Nikolai Nolf hatte das Exoskelett bereits rund fünfzig Mal im Einsatz. Er zeigt sich begeistert. Das Exoskelett sei eine super Lösung - zur Unterstützung und zur Entlastung des Rückens. Und auch die Patienten würden das neue Gerät positiv aufnehmen. Sie würden mit Offenheit und Neugierde reagieren, sagt die Pflegedirektorin Judith Hantl-Merget. Denn das Hilfsmittel mache das Hochheben auch für die Patienten angenehmer.

💬 BR24-User "Muc13" hat in den Kommentaren gefragt, wie lange es dauert, bis man das Exoskelett angelegt hat. "AmpSul" hat zudem als mögliches Problem ausgemacht, dass das Hilfsmittel für jeden Mitarbeiter individuell angepasst werden müsste. Das Team von "Dein Argument" hat ergänzt:

Die Mitarbeiter können selbst entscheiden, ob sie zum Skelett greifen oder nicht. Der Pfleger Nikolai Nolf trägt es beispielsweise gerne morgens, wenn Mobilisation und Körperhygiene anstehen. Angelegt ist das Exoskelett laut Klinikum und Hersteller relativ schnell: Der häufige Nutzer bei RoMed würde es innerhalb einer Minute anziehen, die Rekordzeit beim Hersteller habe bei 20 Sekunden gelegen.

Um es individuell anzupassen, stünden zwei verschiedene Rückenplatten zur Verfügung, die ausgetauscht und mit einem Schienensystem eingestellt werden können. Somit sei das Gerät auch für einen 2-Meter-Mann geeignet, heißt es auf Nachfrage. Das weitere Zubehör bestehe aus Westen, Beinanbindungen in den Größen S bis XL. 💬

Strategie gegen Fachkräftemangel

"Wir können nicht auf den Krankenhausmessias warten, wir müssen selbst was tun." Diese deutlichen Worte findet die Pflegedirektorin Hantl-Merget. Das Personal werde zunehmend älter und viele Fachkräfte, die Baby-Boomer, würden die nächsten Jahre in Rente gehen. Das RoMed-Klinikum spüre den Fachkräftemangel bereits jetzt. Neue Tools und innovative Hilfsmittel könnten helfen, den Auftrag des Krankenhauses weiterhin in hoher Qualität zu erfüllen und zugleich die Fachkräfte zu entlasten. "Es braucht neue Strategien", ist sich Hantl-Merget sicher. Man dürfe bei dem Thema nicht zuschauen, sondern müsse ins Handeln kommen.

Als ersten Schritt hat der Klinikenverbund zehn Skelette im Wert von 150.000 Euro angeschafft. In Zukunft sind zehn Skelette für jeden der vier Klinikstandorte im Landkreis Rosenheim geplant.

Für diese ist die Finanzierung nicht gesichert. Deswegen freuen sich die RoMed-Kliniken und ihr Förderverein über Spenden.

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