Archivbild: Essensausgabe in der JVA Stadelheim in München: Drei Männer stehen an einer Essensausgabe im Gefängnis.
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Die Verpflegung im Gefängnis regelt eine Verordnung des Justizministeriums.
Bildrechte: picture alliance / SZ Photo | Claus Schunk
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Die Verpflegung im Gefängnis regelt eine Verordnung des Justizministeriums.

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Essen hinter Gittern: Was im Gefängnis auf den Teller kommt

Essen hinter Gittern: Was im Gefängnis auf den Teller kommt

Kaiserschmarrn, Brotzeit, Sonntagsbraten: Laut einem Gerichtsurteil haben Gefängnisinsassen keinen Anspruch auf vegane Ernährung. BR24-User diskutieren, welche Ernährungsformen berücksichtigt werden sollten. Das sind die Regeln – und die Realität.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

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Kein Anspruch auf veganes Essen: Dieses Gerichtsurteil hat zu einer Diskussion in den Kommentarspalten geführt, was die Verpflegung im Gefängnis betrifft. So fragte BR24-User "BiLi": "Mich würde interessieren: Gibt es im Gefängnis für Moslems Kost ohne Schwein oder für Juden koscheres Essen? Oder müssen die sich ihre Verpflegung auch auf eigene Kosten besorgen? (...)"

So wird die Verpflegung im Knast geregelt

Was hinter Gittern auf den Teller kommt, regelt in Bayern die "Verpflegungsordnung für die Justizvollzugsanstalten" aus dem Jahr 2007. Zu berücksichtigen sind demnach "Erkenntnisse der Ernährungslehre" und die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung [externer Link]. Wählen können Gefangene zwischen drei Kostformen, wie das bayerische Justizministerium erklärt: Normalkost, schweinefleischlose Kost und fleischlose Kost. So werde religiösen Speisevorschriften Rechnung getragen, Schweinefleisch ist beispielsweise im Judentum und im Islam verboten. "Die Speisen sind nach den Regeln der Kochkunst schmackhaft und schonend zuzubereiten", heißt es in der Verordnung weiter.

Neben der angebotenen Vollverpflegung können Gefangene beim sogenannten Anstaltskaufmann auch Lebensmittel kaufen – etwa Schokolade oder Kaffee.

"Ausgewogen, schmackhaft und qualitativ hochwertig"

Grundsätzlich organisiert jedes Gefängnis selbst die Verpflegung der Gefangenen dort. Zuständig dafür sind jeweils Wirtschaftsverwaltung, die Küche und der Anstaltsarzt.

Sie stellen einen Speiseplan auf, der dann von der Anstaltsleitung genehmigt und täglich überprüft wird, ob es sich um "ausgewogene, schmackhafte und qualitativ hochwertige Kost" handelt, wie das bayerische Justizministerium auf Anfrage mitteilt.

Speiseplan in Stadelheim: Kaiserschmarrn und Veggie-Wurst

Konkret sieht das für Bayerns größte JVA in München, das Gefängnis Stadelheim, dann so aus: Freitagmittag gab es in der vergangenen Woche Kaiserschmarrn, sonntags Sauerbraten. Abendbrot und Frühstück fallen recht gleichförmig aus – meistens mit Brot, Wurst oder Käse, Aufstrichen und Obst oder Gemüse. An vier Wochentagen steht in Stadelheim mittags gar kein Fleisch auf dem Speiseplan, als pflanzliche Alternativen werden an den anderen Tagen vegetarische Bratwürste oder Sojabällchen angeboten. Gefangene können also wählen.

Der Speiseplan ist also nicht ganz unabänderlich, wie etwa BR24-User "Meistermacher" forderte: "Früher hieß es, es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Das sollte für alle gelten, die nach Straftaten in deutschen Gefängnissen landen. Keine Ausnahmen zulässig (...)."

Das würde allerdings den Grundrechten des Menschen widersprechen, denn auch in Haft muss demnach die Religionsausübung ermöglicht werden. Laut Ministerium kann im Einzelfall sogar auf alternative Bezugsquellen zur Selbstverpflegung zurückgegriffen werden.

Daneben werden auch medizinische Ursachen als Grund für eine Ausnahme vom Speiseplan berücksichtigt, bestätigt das Justizministerium. Eine entsprechende Ernährung bei Laktoseintoleranz oder Glutenunverträglichkeit klärt dann jeweils der Anstaltsarzt vor Ort ab. Insgesamt kostet es laut Justizministerium 4,24 Euro, einen Gefangen einen Tag lang zu verpflegen.

Anstaltsbeirat: "Gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht"

Einen Einblick in diese Verpflegung hat der niederbayerische Landtagsabgeordnete Tobias Beck (Freie Wähler). Als Anstaltsbeirat ist er Ansprechpartner für die Gefangenen der Gefängnisse in Straubing und in Landshut. Straubing gilt als Gefängnis für schwere Straftäter, weil die Gefangenen dort eher länger und teilweise in Sicherungsverwahrung einsitzen.

Sie können sich per Brief vertraulich an Beck wenden, wenn es etwa Beschwerden gibt. Das Essen sei dabei "kein großes Thema", berichtet er. Etwa dreimal im Jahr ist er als Anstaltsbeirat auch in der JVA zum Essen zu Gast – und beschreibt die Mahlzeiten als "gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlechter als so manche Betriebskantinen". Beim letzten Besuch in Straubing etwa habe es Gulasch mit Nudeln gegeben.

Dieser Artikel ist erstmals am 30.11.2025 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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