Die 19-jährige Krankenschwesterschülerin Maria Köhler
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Fall Maria Köhler: Mordverdächtiger gesteht nach 41 Jahren

Fall Maria Köhler: Mordverdächtiger gesteht nach 41 Jahren

Nach 41 Jahren hat der mutmaßliche Mörder der angehenden Krankenschwester Maria Köhler die Tat gestanden. Ermittler hatten den Cold Case neu aufgerollt. Der Verdächtige hat offenbar lange unter falscher Identität in Aschaffenburg gelebt.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Der mutmaßliche Mörder einer angehenden Krankenschwester aus Unterfranken hat die Tat 41 Jahre später gestanden. Das teilten die Ermittler mit. Der heute 66-Jährige war jahrzehntelang weltweit gesucht worden – dabei lebte er gut 16 Jahre lang unter falscher Identität in Aschaffenburg, also genau in der Stadt am Untermain, wo er seine Ex-Freundin namens Maria Köhler 1984 getötet haben soll. 

"Dreistigkeit": Tatverdächtiger lebte jahrelang in Aschaffenburg

"Das war für uns sehr überraschend", sagte Altfall-Ermittler Jörg Albert. "Das ist eine gewisse Form von Dreistigkeit. Deutschland ist groß, er hätte auch nach Berlin gehen können."

Der Mann war den Angaben nach 1984 nach der Tat zunächst von Frankfurt/Main aus in die Türkei gegangen, wo er geboren wurde. Mitte 1998 soll er unter anderem Namen nach Deutschland eingereist sein - zusammen mit seiner deutschen Ehefrau, die er zuvor in der Türkei geheiratet haben soll.

Im Landkreis Aschaffenburg soll er als Handwerker gearbeitet haben, mit Aufenthaltserlaubnis der deutschen Behörden. Ende 2014 sei der Mann ohne Staatsangehörigkeit dann in die Türkei ausgereist - angeblich, weil er Angst hatte, die deutsche Polizei werde ihn doch noch finden, sagte Albert mit Verweis auf Angaben des Beschuldigten.

Nach 41 Jahren hat der mutmaßliche Mörder der angehenden Krankenschwester Maria Köhler die Tat gestanden. Ermittler hatten den Cold Case neu aufgerollt.
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Nach 41 Jahren hat der mutmaßliche Mörder der angehenden Krankenschwester Maria Köhler die Tat gestanden.

Staatsanwaltschaft sieht Mordmerkmale gegeben

Die Ermittler gehen von Mord aus - andere Verbrechen sind so lange nach der Tat bereits verjährt. Oberstaatsanwalt Jürgen Bundschuh sieht derzeit die Mordmerkmale Heimtücke und niedrige Beweggründe als gegeben.

Ihm zufolge hat der Verdächtige bei den deutschen Ermittlern rund drei Stunden lang umfangreiche Angaben zur Tat, zum Ablauf und seinen Beweggründen gemacht. "Zum Tatmotiv möchte ich keine Angaben machen", sagte Bundschuh. Die Informationen des Beschuldigten müssten erst überprüft werden. Zudem werden Experten des Landeskriminalamtes eine DNA-Probe des Verdächtigen mit einer am Tatort gesicherten Spur vergleichen.

Schal als mutmaßliche Tatwaffe

Der Verdächtige soll das Opfer am 30. Juli 1984 mit einem Schal in einem Wohnheim für angehende Krankenschwestern stranguliert haben. Die 19-Jährige hatte sich zuvor von dem 25-Jährigen getrennt und einen neuen Freund - einen im hessischen Hanau stationierten US-Soldaten. Die Ermittler vermuten, dass ihr Ex-Freund eifersüchtig war und deshalb Maria tötete.

Cold-Case-Ermittler der Aschaffenburger Kriminalpolizei rollten den Fall neu auf und konnten den dringend Tatverdächtigen wenige Monate im Juli in der Türkei festnehmen. Am 12. September wurde er nach Deutschland überstellt. Der Mann sei von der Türkei abgeschoben worden, erklärte Oberstaatsanwalt Bundschuh, weil er sich illegal in dem Land aufgehalten habe. Dort hatte er Jahre zuvor seine türkische Staatsangehörigkeit verloren, weil er sich dem Militärdienst verweigert habe.

Familie dankbar für Fahndungserfolg

Die Familie des Opfers zeigte sich über den Fahndungserfolg erleichtert und dankte den Ermittlern. Eine Schwester Marias sagte: "Ich hoffe wirklich auf Gerechtigkeit. (...) Es kommt wieder alles hoch, als wäre das jetzt vor einem oder zwei Monaten passiert." 

Sie habe die Nachricht der Festnahme auch ihrer dementen Mutter erzählt - und die habe danach Tränen in den Augen gehabt. Nun setze die Familie darauf, dass der 66-Jährige bestraft werde. "Wir hoffen, dass es so weit kommt."

Erdrückende Beweise

Die Beweise gegen den 66-Jährigen sind erdrückend. Als die Ermittlungen im März dieses Jahres wieder aufgenommen wurden, betonte die Kripo im BR-Gespräch: "Wir haben eigentlich alles – Fingerabdrücke, Lichtbilder, Unterschrift und DNA. Jetzt müssen wir den dringend Tatverdächtigen nur noch schnappen."

Vor fünf Jahren hatte die Aschaffenburger Kriminalpolizei die bayernweit einzige Cold-Case-Einheit gegründet, die sich ausschließlich mit lange zurückliegenden ungeklärten Verbrechen beschäftigt. Der "Cold Case Maria" ist ihr mittlerweile vierter Fall.

Mit Informationen von dpa

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Pressekonferenz zum Tatverdächtigen im Cold Case Maria Köhler

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