Menschen stoßen mit Weingläsern an
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Die Winzergemeinschaft Franken (GWF) will künftig in einer eigenen Anlage Wein entalkoholisieren.
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Die Winzergemeinschaft Franken (GWF) will künftig in einer eigenen Anlage Wein entalkoholisieren.

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Frankens größte Weingenossenschaft setzt auf alkoholfreien Wein

Frankens größte Weingenossenschaft setzt auf alkoholfreien Wein

Fast jedes zehnte Bier im Handel ist inzwischen alkoholfrei. Verglichen damit ist alkoholfreier Wein ein Nischenprodukt. Die Winzergemeinschaft Franken will das ändern – und investiert jetzt in eine eigene Anlage zum Entalkoholisieren.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Wer in Franken alkoholfreien Wein kaufen will, muss oft lange suchen. Vergangenes Jahr fand erstmals ein alkoholfreies Weinfest statt. Verschiedene Winzer berichten von steigender Nachfrage. Doch von den Zahlen der Brauereien sind sie weit entfernt. Neun Prozent aller Biere im Handel sind laut Deutschem Brauer-Bund inzwischen alkoholfrei. Alkoholfreie Weine hingegen kommen lediglich auf einen Marktanteil von ein bis eineinhalb Prozent, schätzt Martin Deutsch, Geschäftsführer der Winzergemeinschaft Franken (GWF). Das will er ändern: "Der Markt wächst auf kleinem Niveau, aber er wächst."

GWF will selbst Wein entalkoholisieren

Im Januar 2026 will die GWF, Frankens größte Winzergenossenschaft, eine eigene Anlage zum Entalkoholisieren in Betrieb nehmen. Deutsch erhofft sich dadurch gleich mehrere positive Effekte. Vor allem: kurze Weg. Denn derzeit gebe es in Bayern noch keine Anlage, die auf Wein spezialisiert ist. Bedeutet: Fränkische Winzer fahren ihre Weine zu Dienstleistern im Raum Stuttgart oder Rheinland-Pfalz, um ihnen dort Alkohol entziehen zu lassen.

Aufwendige Filtration soll Alkohol entziehen

Anders als man vermuten könnte, handelt es sich bei entalkoholisiertem Wein nicht um Traubensaft, sondern um gewöhnlichen Wein, dem Alkohol entnommen wird. Bei der GWF soll das künftig mit einer sogenannten Membranfiltration erfolgen. Bei diesem Verfahren strömt der Wein mehrfach an einer Membran entlang, die Wasser und Alkohol durchlässt, erklärt Deutsch. Dieses Wasser-Alkohol-Gemisch werde vom Wein extrahiert – solange, bis die verbleibende Flüssigkeit einen Alkoholgehalt unter 0,5 Prozent erreicht hat. Einen minimalen Alkoholgehalt gibt es also auch im "alkoholfreien" Wein.

Herausforderung: Weinaromen erhalten

Mit Blick auf die Vermarktung gibt es für die Winzer eine zusätzliche Herausforderung: Qualitativ können entalkoholisierte Weine noch nicht mit gewöhnlichen Weinen mithalten. Das gibt der GWF-Manager offen zu. Bei alkoholfreien Weinen sei es deutlich schwieriger, den Geschmack zu erhalten als bei Bieren. Das liege am höheren Alkoholgehalt. "Bier hat zudem den Vorteil, dass die Kohlensäure den Geschmack multipliziert", sagt Deutsch.

Traubenerzeuger und Genossenschaftsmitglied Markus Öder sieht darin die größte Aufgabe für die Kellermeister der GWF. Die Aromen im Wein seien instabil: "Da ist es bei der Entfernung des Alkoholgehalts schwierig, die filigranen Nuancen, die Fruchtaromen, die Mineralität so zu erhalten, dass der Wein als Spiegelsorte des Jahrgangs und seiner Herkunft übrigbleibt." Von der Investition ist er dennoch überzeugt: "Das ist ein guter Weg, um Menschen, die keinen Alkohol oder wenig Alkohol trinken, Weinkultur näherzubringen."

EU-Fördermittel für neue Anlage

Die neue Anlage der GWF ist auch eine Reaktion auf die Absatzschwierigkeiten, von denen viele fränkische Winzer derzeit berichten. Eine Investition in einen wachsenden Markt, während herkömmliche, einheimische Weine immer schwieriger zu verkaufen sind. Um die 700.000 Euro soll die Maschine kosten. Gefördert wird sie nach Angaben der GWF mit Geldern der Europäischen Union. Diese habe das Bayerische Landwirtschaftsministerium vor wenigen Tagen bewilligt.

Geht es nach der GWF soll sich die Entalkoholisierungsanlage innerhalb weniger Jahre refinanzieren. Die Genossenschaft will sie auch Nicht-Mitgliedern als Dienstleistung zur Verfügung stellen. Bereits im Frühjahr sollen die ersten GWF-Weine aus eigener Entalkoholisierung in den Handel gehen.

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