Ulrike Scharf ist die Vorsitzende der Frauen-Union Bayern, stellvertretende Ministerpräsidentin und Arbeits- und Sozialministerin. Vor allem in ihrem Amt als Arbeitsministerin findet sie die Debatte um Söders Äußerung besonders ärgerlich: Ihr bereite die aktuelle Situation der Automobilindustrie viel größere Sorgen, teilt sie dem BR mit. Man sollte sich besser "um tausende Arbeitsplätze, um Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit" kümmern, sagt die CSU-Politikerin.
Ministerpräsident Söder hatte zum Auftakt der Internationalen Automobilausstellung (IAA) der FAZ mit Blick auf die schwächelnde deutsche Wirtschaft gesagt: „Ohne Auto, Maschinenbau und Chemie ist Deutschland eine Dame ohne Unterleib.“
Kirche im Dorf lassen
Ulrike Scharf sagt auf BR-Anfrage, es könne "diskutiert werden", ob der Vergleich "passend" sei. Zugleich nennt sie "Dame ohne Unterleib" eine "gängige Metapher". Man solle die Kirche im Dorf lassen. In die Kritik will die Vorsitzende der Frauen-Union Bayern jedenfalls nicht einstimmen. Auch sonst findet sich niemand in der Union, der sich an Söders Formulierung reibt.
„Sexismus“ und „Mann ohne Aufmerksamkeit“
Der Satz hatte vor allem in den sozialen Medien einen Shitstorm verursacht. Die Münchner Bundestagsabgeordnete der Linken, Nicole Gohlke, warf Söder auf der Plattform X ein gruseliges Frauenbild vor. Eine Frau scheine offenbar nur etwas wert zu sein, wenn man sie für die Fortpflanzung benutzen könne, schreibt Gohlke.
Grünen-Chefin Franziska Brantner attestiert dem bayerischen Ministerpräsidenten ebenfalls auf X: „Ohne Sexismus, Grünen-Hass und Würstchen ist Söder auch nur ein Mann ohne Aufmerksamkeit.“
Söders Sprachbild geht auf eine Attraktion früherer Jahrmärkte zurück. Mithilfe von Spiegeltricks wurden Frauen so dargestellt, als hätten sie keinen Unterkörper: Man sprach von der „Dame ohne Unterleib“.
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