Gedenkstätte Flossenbürg
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Wieder einmal haben Diebe auf dem Gelände der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg ihr Unwesen getrieben.

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Gegenstände aus KZ-Gedenkstätte Flossenbürg gestohlen

Gegenstände aus KZ-Gedenkstätte Flossenbürg gestohlen

Unbekannte haben aus der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg im Landkreis Neustadt an der Waldnaab mehrere historische Gegenstände gestohlen. Die Polizei geht bisher davon aus, dass die Täter Sammlerkreisen zuzuordnen sind.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Diebe haben in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg ihr Unwesen getrieben. Laut Polizei schraubten die Unbekannten im ehemaligen Sektionsraum des Krematoriums eine Messing-Gedenktafel, einen Metalldeckel des Kamins und eine Metallhalterung eines ehemaligen Waschbeckens ab.

Möglicherweise Täter aus der Sammlerszene

Die Polizei vermutet, dass es sich bei den Tätern eher um Sammler von Relikten aus der NS-Zeit als um Metalldiebe handelt, da die Gegenstände einen geringen materiellen Wert haben. Möglicherweise werden sie als Andenken gesehen oder auf speziellen Märkten weiterverkauft.

Der Diebstahl muss zwischen vergangenem Freitag und Montagmorgen stattgefunden haben. Die Polizei hofft auf Zeugenhinweise, will aber selbst in einschlägigen Foren nachforschen, ob die verschwundenen Gegenstände möglicherweise dort von Schwarzmarkthändlern angeboten werden.

Gedenkstätten-Leiter: "Störung der Totenruhe"

Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, Jörg Skriebeleit, sprach von einem skrupellosen sowie pietätlosen Diebstahl. Erschütternd sei, dass die Tat im ehemaligen Krematorium stattgefunden habe. Dieses sei ein "reales und stellvertretendes Grabmal". Deshalb sei der Diebstahl auch eine Schändung des Andenkens Verstorbener und eine Störung der Totenruhe, so Skriebeleit.

Man werde nun versuchen, die Hinterbliebenen des von den Nazis in Flossenbürg getöteten KZ-Insassen zu finden, dessen Gedenktafel aus dem Sektionsraum geklaut wurde. Es gibt bislang keine Hinweise darauf, ob die Diebe gezielt diese Gedenktafel entwenden wollten.

Die Diebe seien wohl Menschen, "die kein Problem damit haben, mit NS-Devotionalien Geld zu verdienen", so Skriebeleit. Leider gebe es vor allem im Darknet einen großen Markt für solche Devotionalien.

"Es gibt auch an historischen Orten ehemaliger Außenlager Raubgrabungen und Sondengänger, die zum Beispiel nach Scherben suchen, auf denen Splitter eines Hakenkreuzes drauf sind." Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Man müsse nur ins Netz schauen, solche Gegenstände würden für hohe Preise gehandelt, sagt Skriebeleit.

Video: Erneut Diebstahl in KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

KZ-Gedenkstätte Flossenbürg
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KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Muss das Sicherheitskonzept überarbeitet werden?

Im Krematorium gibt es keine Überwachungskameras. Diese seien bewusst nie installiert worden, um die Räume möglichst unangetastet zu belassen. "Wir als Gedenkstätte werden aber alles tun, um weitere Schändungen und Diebstähle zu verhindern", sagte Skriebeleit. Die Sicherheitsvorkehrungen dürften aber nie zulasten von Besucherinnen und Besuchern gehen, für die "gerade dieser Ort ein sehr wichtiger Punkt ist, um an die Opfer des KZ Flossenbürg zu erinnern". Man werde nun nochmal intensiv diskutieren, ob Kameras notwendig sind.

Nicht der erste Diebstahl auf dem Gelände der Gedenkstätte

Erst im Frühjahr hatten Unbekannte Granitplatten aus der KZ-Gedenkstätte gestohlen, die Teil des ehemaligen Verwaltungsgebäudes der "Deutschen Erd- und Steinwerke" waren. Allerdings konnte auch hier bisher nicht geklärt werden, ob es den Dieben um den historischen Wert ging, oder ob einfach jemand die Granitplatten für seinen privaten Garten gestohlen hat, sagte ein Sprecher der Gedenkstätte dem BR.

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