Schnupfen, Husten, Kopf- und Gliederschmerzen, hohes Fieber – in Bayern haben viele Menschen derzeit nicht nur eine banale Erkältung, sondern die Grippe. Laut Bayerischem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL, externer Link) wurden für die 50. Meldewoche 3.458 Influenzafälle durch die Gesundheitsämter an das LGL übermittelt. Zum Vergleich: In der Woche 50/2024 waren es 464 Fälle.
Viele Fälle in der Oberpfalz und in Niederbayern
Insgesamt liegt die Gesamtfallzahl der Saison 2025/26 (ab MW 40/2025) bei 6.978 Fällen (Vorsaison: 1.326 Fälle). Die Dunkelziffer ist wohl hoch, da nicht alle Erkrankten zum Arzt gehen. Auch das Abwassermonitoring (externer Link) bestätigt einen steigenden Trend.
Die höchsten Inzidenzen der gemeldeten Fälle gibt es im Regierungsbezirk Oberpfalz (43,0 pro 100.000 Einwohner), gefolgt von Niederbayern (34,2). Deutlich niedriger lagen die Inzidenzen in Schwaben (13,8) und Unterfranken (14,0). Für 823 der 6.978 (11,8 Prozent) übermittelten Fälle wurde eine Hospitalisierung übermittelt. Dieser Anteil liege damit auf einem ähnlichen Niveau wie in der Vorsaison zur selben Zeit (9,5 Prozent), so das LGL.
Auch das Klinikum Nürnberg beobachtet vermehrt Influenza-Fälle. "Es gibt Patienten, die deswegen eine stationäre Behandlung benötigen – vereinzelt wegen eines schweren Verlaufs auch auf der Intensivstation, aber auch solche, die wegen anderer Diagnosen bei uns sind und Infekt-Anzeichen haben, woraufhin ein Test dann einen positiven Influenza-Nachweis ergibt", so die Pressestelle.
Zur Grafik: Arztbesuche aufgrund von Atemwegserkrankungen
Grippewelle 2025 hat früher begonnen
In ihrem Bericht zu akuten Atemwegserkrankungen schreiben RKI-Experten, dass die Grippewelle in Deutschland ab dem 24. November begonnen habe – und damit zwei bis drei Wochen früher als in den beiden Vorjahren. Unter anderem zirkuliert eine neu aufgetauchte Influenza-Variante, A(H3N2) genannt. "Aktuelle epidemiologische Daten deuten nicht auf eine Zunahme der Schwere der Erkrankung hin, obwohl diese genetische Veränderung eine bemerkenswerte Entwicklung des Virus darstellt", sagte Wenqing Zhang, Spezialistin für Atemwegsrisiken bei der WHO vor kurzem.
Zwar sei die Variante im verfügbaren Grippe-Impfstoff nicht berücksichtigt. Aber: "Erste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die derzeitigen saisonalen Impfstoffe weiterhin Schutz vor schweren Erkrankungen bieten und das Risiko einer Krankenhausbehandlung verringern." Laut Bayerischem Gesundheitsministerium zirkulierten bisher hauptsächlich Influenza A(H3N2)- und A(H1N1)pdm09-Viren, wobei A(H3N2)-Viren überwiegen.
Impfstoff bietet Schutz vor schweren Erkrankungen
Das Nationale Referenzzentrum am RKI hat bereits mehrere Influenzaviren aus den virologischen Sentinels sequenziert, darunter waren unter anderem auch A(H3N2)-Viren der Subklade K. Diese zeigten eine reduzierte Reaktivität mit den Impfstammantiseren.
Dies könne darauf hindeuten, dass bei Influenza A(H3N2)-Viren der Subklade K der Schutz vor einer Infektion nach der Impfung etwas verkürzt sein könnte, vor allem bei jüngeren Personen, die noch nicht so viele Antigenkontakte hatten, so das LGL. Experten erwarten aber, dass der Impfstoff weiter Schutz vor schweren Erkrankungen bietet.
Klinikum Nürnberg: Noch impfen lassen
Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät unter anderem Menschen ab 60 Jahren, chronisch Kranken, Schwangeren, Bewohnern von Alten- und Pflegeheimen sowie medizinischem Personal zur Grippe-Impfung. In der Regel braucht die Impfung zehn bis 14 Tage, bis sie vollständig wirkt.
Das Klinikum Nürnberg schreibt: "Selbst wenn die Impfung nicht vollständig vor einer Infektion oder Übertragung schützt, so schützt sie doch klar vor einem schweren Verlauf."
Bundesweit kein Mangel an Grippe-Impfstoff
Wer sich gegen Grippe impfen lassen möchte, hat jedoch teilweise ein Problem – es soll Berichten zufolge regional Engpässe geben. Bundesweit gibt es nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts aber keine Mangelsituation. Auch dem bayerischen Gesundheitsministerium liegen keine Informationen über bayernweite Engpässe vor. Grundsätzlich sei es aber denkbar, dass aufgrund der erhöhten Nachfrage eine räumliche Ungleichverteilung der Grippe-Impfstoffe zu zeitlich begrenzten lokalen oder regionalen Engpässen führen könne. Bürgerinnen und Bürgern, die sich impfen lassen möchten, werde geraten, sich in der Arztpraxis oder Apotheke zu erkundigen, ob dort der Grippe-Impfstoff vorrätig ist.
Wie schwer die Grippewelle wird, ist noch unklar. Wegen der neu aufgetretenen Influenza A(H3N2)-Viren Subklade K könnte die Grippewelle möglicherweise heftiger ausfallen, heißt es aus dem Ministerium. Genaue Vorhersagen seien aber nicht möglich. Experten erwarten den Höhepunkt der Grippewelle zwischen Ende Januar und Ende Februar.
Mit Informationen von dpa
Im Audio: Impfstoffe – so werden sie zugelassen und kontrolliert
Symbolbild: Impfung
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