Von rechts nach links: Tobias Bühler (Bürgermeister Gundremmingen), Hans Reichhart (Landrat Günzburg), Markus Krebber (CEO RWE), Markus Söder (Ministerpräsident Bayern) und Nikolaus Valerius (CEO RWE Generations)
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Spatenstich für den größten Batteriespeicher Deutschlands
Bildrechte: BR/Peter Allgeier
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Spatenstich für den größten Batteriespeicher Deutschlands

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Gundremmingen: Bau des größten deutschen Batteriespeichers

Gundremmingen: Bau des größten deutschen Batteriespeichers

Deutschland blickt auf eine kleine Gemeinde – am Wochenende wurden in Gundremmingen die Kühltürme des Atomkraftwerks gesprengt. Nun war Baubeginn für einen riesigen Batteriespeicher.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Das ehemalige Kernkraftwerk könnte als Kulisse für einen Endzeitfilm dienen. Rund 56.000 Tonnen Stahlbeton liegen nach dem Abriss der Türme auf dem Gelände, nur noch Teile der Sockel ragen in die Luft. Die "Niederlegung", wie es im Fachjargon heißt, markiert eine Energiewende im Ort. Nur wenige Tage nach der Sprengung mit zehntausenden Schaulustigen war in Gundremmingen nun der Spatenstich für einen riesigen Batteriespeicher.

Laut Betreiber größter Energiespeicher Deutschlands

Nach Angaben von Betreiber RWE handelt es sich um den größten in der Bundesrepublik, mit einer Leistung von 400 Megawatt und einer Kapazität von 700 Megawattstunden. "Das reicht, um mit einem Elektroauto 3,9 Millionen Kilometer weit zu fahren", sagt RWE-Chef Markus Krebber. Bayerns Ministerpräsident sprach von einem Termin nationaler Tragweite. "Ein Hochindustrieland wie Deutschland kann sich Probleme im Stromnetz nicht leisten. Wirtschaft und Energie haben Priorität", so Markus Söder.

So funktionieren Batteriespeicher

Die Anlagen speichern elektrische Energie und geben sie bei Bedarf wieder ab. Nachfrage und Angebot sollten im Stromnetz immer im Gleichgewicht sein, sonst kann es zu Störungen kommen. Das Problem bei erneuerbaren Energien wie Solarenergie und Windkraft ist, dass sie unregelmäßig Energie liefern. An Sonnentagen im Hochsommer oder an stürmischen Herbsttagen produzieren sie manchmal zu viel Strom, man spricht auch von einer "Hellbrise". An wind- und sonnenarmen Tagen hingegen, sogenannten "Dunkelflauten", liefern sie zu wenig.

Batteriespeicher sollen für mehr Balance im Netz sorgen, indem sie überschüssige Energie speichern und bei Mangellagen wieder abgeben. Das System soll so widerstandsfähiger und auf längere Sicht auch preiswerter werden. Bislang sorgen unter anderem Gaskraftwerke für das entsprechende Gleichgewicht im Netz, die allerdings teurer sind.

Große Anlagen boomen

Große Batteriespeicher haben derzeit Konjunktur – den vier deutschen Übertragungsnetzbetreibern lagen Anfang 2025 gleich 650 Anfragen für neue Anschlüsse vor. Zu diesem Zeitpunkt waren Speicher mit einer Kapazität von 2,2 Gigawattstunden ans Netz angeschlossen. Bis Ende des Jahrzehnts werden es nach Prognosen der Technischen Hochschule Aachen 57 Gigawattstunden sein.

Dass große Batteriespeicher boomen, hat zwei Gründe: Zum einen sind sie in den vergangenen Jahren deutlich preiswerter geworden und rechnen sich schneller. Zum anderen können Betreiber momentan noch Geld sparen. Wird ein Groß-Batteriespeicher vor August 2029 in Betrieb genommen, sind diese Anlagen für 20 Jahre von den Netzentgelten befreit.

Netzbetreiber hoffen auf neue Regeln

Ein Allheilmittel sind Batteriespeicher allerdings nicht. Denn bei längeren Dunkelflauten fehlt auch ihnen der Strom, der dann durch Gaskraftwerke beziehungsweise in Zukunft vermehrt durch Wasserstoff geliefert werden soll. Übertragungsnetzbetreiber fordern, "netzdienliches Verhalten" der Anlagen stärker in den Vordergrund zu rücken. Bislang würden Batteriespeicher vor allem dann ihren Strom wieder abgeben, wenn der Preis relativ hoch ist. "Das kann dazu führen, dass Speicher Strom einspeisen, obwohl das Netz in der jeweiligen Region bereits stark belastet ist", so Netzbetreiber Amprion auf seiner Webseite. RWE-Chef Krebber forderte in Gundremmingen hingegen, die Stromnetze grundsätzlich besser auszubauen.

Gundremmingen bleibt Energiestandort

Ein wichtiger Baustein für die Energiewende werden Batteriespeicher definitiv sein. In Gundremmingen steht mit den Hochspannungsleitungen für das ehemalige AKW schon die ideale Energieinfrastruktur. Denn so lassen sich große Mengen an Strom anliefern und wieder abtransportieren.

Der Batteriespeicher soll 2027 fertig sein, wobei er den Rekord als größter Deutschlands nur eine Zeitlang halten dürfte. Denn in Hohen Sprenz in Mecklenburg-Vorpommern und in Brokdorf in Schleswig-Holstein sind noch größere Anlagen geplant. Die schwäbische Gemeinde Gundremmingen wird auch nach der Atomkraft-Ära ein bedeutender Energiestandort bleiben. Denn neben dem Batteriespeicher sollen dort noch ein Gaskraftwerk und ein großer Solarpark entstehen.

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