Minister Hubert Aiwanger in den USA
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Aiwangers Brief an Trump - Wie der Minister durch die USA tourt

Aiwangers Brief an Trump - Wie der Minister durch die USA tourt

Im Zollstreit zwischen den USA und Europa sucht Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger per Brief Kontakt zu Präsident Trump. Selbstbewusst und fordernd reist der FW-Politiker durch North und South Carolina. Seitenhiebe der CSU erreichen ihn auch dort.

Dem "Donald" werde er einen Brief schreiben, erzählt Hubert Aiwanger (Freie Wähler). Als Überbringer der heiklen Botschaft habe sich Jeff Zell angeboten – Senator im Regionalparlament von South Carolina und Republikaner wie US-Präsident Donald Trump. Den Plan haben die Regionalpolitiker Zell und Aiwanger beim Abendempfang ausgetüftelt.

Der Senator hat den bayerischen Wirtschaftsminister samt Delegation nach Columbia eingeladen: in ein altes Kutschenhaus, "rustikales" Ambiente, wie Aiwanger zufrieden feststellt. Als Landwirt fühle er sich hier sofort wohl: kein "Schicky-Micky", sondern authentisch, als würde gleich ein Traktor durchs Holztor fahren, scherzt er. Die Gastgeber lachen und freuen sich über das ungewöhnliche Kompliment.

Zölle: Ein heikles Thema

Auch dass Aiwanger den Senator dreimal seinen Namen sagen lässt, bis er ihn richtig ausspricht, tut der Stimmung keinen Abbruch. Überschwänglich werden Nettigkeiten ausgetauscht. Mehrfach bedankt sich der Senator für die gute Partnerschaft, fasst sich in leichter Verbeugung ans Herz. Aiwanger spricht von "Seelenverwandtschaft", bevor er zur Sache kommt: den Zollstreit zwischen den USA und Europa. Dieser schaffe nur Verlierer. "Unsere Bitte aus Bayern: dass Sie die Gedanken weitertragen, in die Politik auch nach oben tragen." Er wolle eine Graswurzelbewegung anstoßen. Der Senator nickt und klatscht.

Ob Zell den Brief an Trump weiterreichen kann? "Da bin ich mir nicht ganz sicher", gibt Aiwanger zu. Probieren wolle er es. Ein Interesse am Ende des Zollstreits dürfte der Politiker aus South Carolina haben: Der US-Bundesstaat profitiert von guten Wirtschaftsbeziehungen, vor allem dank BMW. 11.000 Arbeitsplätze hat der Autobauer in seinem Werk in Spartanburg geschaffen, 400.000 Autos gehen jährlich vom Band. Viele Zulieferer haben sich drumherum in South Carolina angesiedelt. Strafzölle und Gegenzölle – beides würde die Region hart treffen.

Seit Sonntag und noch bis Freitag ist Aiwanger in North und South Carolina unterwegs. Kein politisches Treffen, kein Unternehmensbesuch, bei dem er nicht vor einer Eskalation des Zollstreits warnt. Die Amerikaner reagieren meist schweigsam. Zölle sind ein heikles Thema.

Kritik aus der CSU

Während Aiwanger in den USA fast in Dauerschleife seine Positionen wiedergibt, tagt am Dienstag Bayerns Kabinett in Brüssel – auch zu Wirtschaftsthemen. Dass Aiwanger dort nicht dabei ist, kritisiert CSU-Europapolitiker Manfred Weber öffentlich. Aiwanger kontert verärgert: Der "liebe Manfred" solle sich lieber um die Zölle kümmern. Aus Ministeriumskreisen heißt es: Die USA-Reise sei früher als der Brüssel-Termin angekündigt gewesen.

Ein paar Stunden zuvor hatte Aiwanger noch die CSU gelobt: Diese sei gerade "auffällig freundlich" zu ihm, erzählt Journalisten bei einer Busfahrt. Rechts und links rauschen bullige Trucks vorbei, riesige Burger-Läden und abgelegene Tankstelle säumen immer wieder die Straße, die schnurstracks geradeaus geht. Auch Aiwanger spricht jetzt geradeaus: "Wir lassen uns nicht erpressen!" CSU-Chef Markus Söder habe zwar kürzlich gedroht, die Freien Wähler durch die SPD zu ersetzen. Damit schade sich die CSU aber selbst: Wer in Bayern wolle schon eine linkere Koalition?

"Dann haben wir fertig"

Im nächsten Moment geht's wieder um seine Mission in Amerika. Die USA sind für Bayern der zweitwichtigste Handelspartner nach China. Zumindest die Zölle für die Autoindustrie müsse die EU zurücknehmen, "als Einstiegsangebot" an Trump, fordert Aiwanger. "Es ist Wahnsinn, was am Automobil hängt in Bayern." Im schlimmsten Fall seien Standorte gefährdet. "Dann haben wir fertig in Bayern."

So düster sehen dies Unternehmer aus der Wirtschaftsdelegation nicht. Caroline Trips ist mitgekommen, um die Lage in den USA mal "auszuchecken". Die Unternehmerin aus Grafenrheinfeld hat noch keine konkreten Investitionspläne, will das langfristig aber nicht ausschließen. Im Energiebereich, in dem ihre Firma tätig ist, sieht sie Potenzial auf dem US-Markt. Natürlich sei die Lage unsicher, den richtigen Zeitpunkt für Investitionen gebe es aber ohnehin nie.

Und wie bewertet sie Aiwangers Auftreten? "Ich würde mir wünschen, dass er gehört wird", sagt Trips. "Ich glaube, dass der Minister sehr gut ankommt mit seiner lockeren Art. Er bringt das zusammen mit den ernsten Themen."

Aiwanger, der Anpacker

Beim Abendempfang im Kutschenhaus gibt es Pulled Pork und grüne Bohnen. Sein Sakko hat der Minister ausgezogen, die Hemdärmel hochgekrempelt – so, wie in Wahlkampfzeiten gern im Bierzelt. Da ist er wieder: Aiwanger, der Anpacker, nicht der Pessimist.

Wenige Stunden zuvor befestigte er in Spartanburg eine BMW-Plakette an einer Motorhaube. Ein Schlag mit dem Gummihammer. Fertig. "Wie beim Anzapfen", scherzt Aiwanger. Passend dazu antwortet er auf die Frage, was er aus den USA mitnimmt: "Es ist einfach Pragmatismus da und mehr Optimismus als in Deutschland. Das müssen wir uns auch wieder zurückholen."

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