Ein Teil der Vernagthütte ist während der Sanierung mit einem Gerüst versehen.
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Die Sanierung der Vernagthütte in den Ötztaler Alpen: ein Teil des Gebäudes ist noch eingerüstet.

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Hütten-Sanierungen in den Alpen: CO2 neutral bis 2030?

Hütten-Sanierungen in den Alpen: CO2 neutral bis 2030?

Der Deutsche Alpenverein investiert jährlich Millionen, um Hütten in den Bergen zu erhalten. Das liegt an den Folgen des Klimawandels, an behördlichen Auflagen und dem Ziel der CO2-Neutralität. Die Sanierung der Vernagthütte ist ein gutes Beispiel.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Auf einer Baustelle in den Alpen auf 2.755 Metern ist vieles anders als unten im Tal: So müssen beispielsweise die Baustoffe, Maschinen und Werkzeuge mit dem Hubschrauber hochgeflogen werden und das geht nur bei guter Sicht. Außerdem muss die Flugroute – wie bei der Vernagthütte – an die Bedürfnisse der dort brütenden Adler und Bartgeier angepasst werden. Aber auch Schnee und Kälte mitten im Sommer können die Bauarbeiten verzögern.

Die Vernagthütte in den Ötztaler Alpen gehört der DAV Sektion Würzburg und wird seit über einem Jahr für rund 3,5 Millionen Euro saniert. Das war nötig, weil unter anderem der Brandschutz, Heizung, Küche und Personalräume nicht mehr dem aktuellen Standard entsprachen. Außerdem hat sich der Deutsche Alpenverein selbst das Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein.

Mammutprojekt auf 2.755 Metern

"Die Sanierung ist ein Mammutprojekt für die unterfränkische Alpenvereinssektion", sagt der ehrenamtliche Hüttenreferent Kurt Markert aus Würzburg. Als Bauingenieur kennt er sich mit den Umbauten auf der Hütte bestens aus: nachhaltige Wärmedämmung, moderne Heizungs- und Kläranlagen, Photovoltaik, Batteriesysteme und smarte Steuerungseinheiten.

"Durch die präzise Erfassung von Schaltzuständen und Temperaturen wird der Energieverbrauch kontinuierlich überwacht und optimiert", sagt er. Die große Photovoltaik-Anlage auf dem Dach mit einem 80 kW-Energiespeicher ist Teil der klimafreundlichen Umgestaltung. Hinzu kommt ein Blockheizkraftwerk, das mit Rapsöl betrieben wird.

Gesamte Gebäudetechnik erneuert

Beim Rundgang durch die Baustelle zeigt Bauleiter Felix Larcher auf die nagelneuen Rohre im Keller. Er hat schon so manche Berghütte umgekrempelt, zuletzt im benachbarten Pitztal: "Der Klimawandel führt an vielen hoch gelegenen Orten zu Wassermangel und tauende Permafrostböden verändern die Geologie und damit die Stabilität von Hütten. Das macht die Sanierung in hochalpinen Regionen zu einer großen Herausforderung."

Hinzu kommen behördliche Auflagen zu Mindeststandards wie beispielsweise im Brandschutz, zu Raumhöhen und Hygiene. Im Haupthaus ist die komplette Küche erneuert und eine Lüftungsanlage installiert worden. Nebendran wurde das alte Winterlager abgebrochen und durch einen lawinensicheren Neubau ersetzt, mit besonders starkem Fundament und Stahlverbindungen in den Holzwänden.

Freiwillige Helferinnen und Helfer im Einsatz

Um Geld zu sparen, packen viele Ehrenamtliche vom Deutschen Alpenverein mit an, vom Trockenbau bis zum Entfernen von Holzschindeln an der Fassade. Auch Winfried Kreußer, Hermann und Johannes Derr helfen in ihrer Freizeit tatkräftig mit und bereiten beispielsweise die Außenwand der Hütte vor, damit sie mit Mineralwolle gedämmt werden kann.

"Bereits über 10.000 freiwillige Helferstunden sind bisher auf der Baustelle auf der Vernagthütte zusammengekommen", sagt Hüttenreferent Kurt Markert dankbar. Für Studentin Katharina Bechny ist es selbstverständlich in den Semesterferien auf der Baustelle mitzuhelfen, "wenn man selber gerne in die Berge geht und die Infrastruktur dort nutzt."

Erhalt der Hütten um jeden Preis?

Die aufwändige Sanierung der Vernagthütte ist exemplarisch für viele Hütten in den Alpen. Hannes Walter, Hochtouren-Trainer beim DAV Würzburg, findet es wichtig, dass das vereinseigene Haus im ursprünglichen Sinne eine Schutzhütte bleibt und kein Berghotel wird. Auf die Frage, ob sich grundsätzlich ein solcher Sanierungsaufwand von Berghütten lohnt, sagt er: "Man muss sicherlich abwägen, ob das überall nötig ist. Doch die Vernagthütte ist ein Ausbildungsstützpunkt, an dem viele Kurse stattfinden zu Hochtouren, Gletscherquerungen und Spaltenrettung. Dafür brauchen wir die Infrastruktur der Hütte."

Über Ausbildungslehrgänge hinaus sieht der DAV seine Hütten als Lern- und Begegnungsorte für Jugendgruppen und bergbegeisterte Menschen. Zudem werde dort das Bewusstsein für den Schutz der Alpenlandschaft gefördert.

Umweltpreis für die Würzburger

Für sein Engagement in Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit hat die DAV Sektion Würzburg den WVV-Umweltpreis 2025 erhalten. Die Jury würdigte damit die Generalsanierung der Vernagthütte sowie die Installation einer Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher auf der Karl-von-Edelhütte im Zillertal, die jährlich rund 2,98 Tonnen CO₂ einsparen soll.

Auch andere DAV-Hütten werden zurzeit saniert wie beispielsweise die Vorderkaiserfeldenhütte im Zahmen Kaiser. Der Erhalt der Infrastruktur in den Bergen wird die Alpenvereine insgesamt noch länger beschäftigen.

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