Symbolbild: Personalausweis und Tastatur
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Identitätsmissbrauch nimmt zu: "Eine Katastrophe"

Identitätsmissbrauch nimmt zu: "Eine Katastrophe"

Handys, Fernseher, Autos: Betrüger bieten unter gestohlenen Identitäten vermeintlich Produkte im Internet an. Käufer bekommen für ihr Geld keine Ware, die angeblichen Anbieter haben viel Ärger. Identitätsmissbrauch nimmt laut Minister Eisenreich zu.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Erst vor zwei Tagen stand wieder jemand vor dem Haus der Familie Rudolph im Münchner Umland. Ein Mann wollte den Fernseher abholen, den er vermeintlich bei Kathrin Rudolph gekauft hatte. Doch die Zahlung war weder an die 50-Jährige gegangen, noch hatte sie überhaupt eine Anzeige aufgegeben. Genauso wenig wie für all die anderen Dinge, die Betrüger in ihrem Namen auf Online-Plattformen anbieten und so Geld kassieren. "Das geht vom Haus bis zum Handy, Küchenmaschinen, Autos, Jetski, Fernseher - einfach alles."

Für Opfer "eine Katastrophe"

Tausende Menschen klingelten in den vergangenen vier Jahren bei der Familie Rudolph, um ihre vermeintlichen Käufe abzuholen. Eine Zeitlang kamen mehrere am Tag - viele von ihnen mit einer ausgedruckten E-Mail samt Foto des Personalausweises von Kathrin Rudolph. Sie ist eines von vielen Opfern von Identitätsmissbrauch. "Es ist eine Katastrophe", sagt sie. Um andere Menschen vor ähnlichem Ärger zu bewahren, warnt sie gemeinsam mit Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) vor Gefahren im Internet. "Betrüger passen ihre Methoden an das digitale Zeitalter an", sagt Eisenreich, "und sie finden immer neue Methoden."

Fotos des Personalausweises

Kathrin Rudolph hatte vor vier Jahren versucht, als Geburtstagsgeschenk für ihren Sohn eine Spielekonsole zu kaufen - eine Neuerscheinung. "Die war damals überall ausverkauft." Also schaute sie auf Portalen wie Ebay Kleinanzeigen und Facebook Marketplace. Die meisten vermeintlichen Verkäufer, die sie anschrieb, wollten Geld im Voraus. "Das habe ich nicht gemacht." Ein Anbieter bot ihr an, die Konsole gegen eine Sicherheit zu schicken. "Das kam mir ganz plausibel vor."

Sein Vorschlag: Kathrin Rudolph solle ihm Fotos von beiden Seiten ihres Personalausweises senden. Die Frau ließ ihm die Fotos zukommen. Von dem Anbieter hörte sie nie wieder etwas. Dafür stand Wochen später ein Mann vor ihrer Tür, um eine Konsole abzuholen, "die er angeblich bei mir gekauft hat", schildert die 50-Jährige. "Plötzlich zeigt er mir das Foto, das ich vor zweieinhalb Monaten dem vermeintlichen Verkäufer geschickt habe." Sofort wurde ihr klar: Ihre Identität wird für Fake-Verkäufe missbraucht.

Briefe von Anwälten aus ganz Deutschland

Kathrin Rudolph erstattete Anzeige bei der Polizei und ließ ihren Ausweis sperren. Der Ansturm der betrogenen Käufer aus dem In- und Ausland setzte aber erst ein. Zusätzlich erhielt Rudolph viele Briefe von Anwälten und Staatsanwaltschaften aus ganz Deutschland. "Mir persönlich ist kein finanzieller Schaden entstanden, aber was das mit einem macht, das ist unfassbar, wenn da wirklich ständig Leute draußen stehen und einen belagern, um irgendetwas abzuholen."

Die Gefahr, Opfer von Identitätsdiebstahl und in der Folge dann auch -missbrauch zu werden, wachse, sagt Justizminister Eisenreich und schildert weitere Beispiele. Im Namen eines Rechtsanwalts seien angeblich kostengünstig Getränke aus einem Insolvenzverfahren eines Gastronomiebetriebs angeboten worden. "Eine bekannte Moderatorin bittet scheinbar ihre Fans, Nacktfotos an ihre Privatadresse zu senden." Auch einem bekannten Schauspieler sei die Identität gestohlen worden: "Unter dieser Identität wird dann ein Fan, eine alte Dame, umschmeichelt, um sie finanziell auszunehmen." Die Strafverfolgungsbehörden stünden vor großen Herausforderungen: "Zum Teil stecken hinter diesem Phänomen Strukturen der organisierten Kriminalität."

Minister: Identitätsmissbrauch unter Strafe stellen

Eisenreich beklagt, dass für den Identitätsmissbrauch bisher ein effektiver gesetzlicher Schutz fehle. Bei der Justizministerkonferenz im November in Leipzig bringt der bayerische Ressortchef daher einen Antrag ein, zum Schutz vor Identitätsmissbrauch einen neuen Straftatbestand einzuführen. In der Schweiz beispielsweise drohe seit 2023 eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr.

Unabhängig davon mahnt der Minister im Internet zur Vorsicht: "Schauen Sie wirklich genau hin, wenn es um das Thema Geld geht." Die Täter seien oft psychologisch gut geschult. "Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen", sagt er. "Und bitte: Keine Kopien vom Reisepass oder vom Personalausweis oder vom Führerschein an Personen schicken, die man nicht kennt." Als Faustregel gelte: "Man sollte online nichts machen und nichts erzählen, was man nicht auch in der U-Bahn gegenüber Fremden macht."

Im Video: Identitätsdiebstahl - Minister Eisenreich bei mehr/wert

Moderatorin,Computermonitor,Studiogespräch
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Minister Eisenreich bei mehr/wert

Im Video: Identitätsmissbrauch - Opfer ohne Schutz

Handys, Fernseher, Autos: Betrüger bieten unter gestohlenen Identitäten vermeintlich Produkte im Internet an.
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Handys, Fernseher, Autos: Betrüger bieten unter gestohlenen Identitäten vermeintlich Produkte im Internet an.

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