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Zugverkehr · Gefahrenzone Gleis
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Unerlaubt im Gleisbett unterwegs: Lebensgefährliche Abkürzung

Unerlaubt im Gleisbett unterwegs: Lebensgefährliche Abkürzung

Täglich sind Menschen unerlaubt im Gleisbett unterwegs und sorgen nicht nur für Zugverspätungen, sondern bringen auch ihr Leben in Gefahr. Ein Leichtsinn, der laut Bahn immer mehr zunimmt.

Über dieses Thema berichtet: Kontrovers am .

Wenn Lokführerin Anita Ramke bei einer ihrer Fahrten plötzlich Menschen im Gleis entdeckt, wird ihr ganz anders. "Adrenalinstoß gleich 1.000", sagt sie. Im Notfall kann die Lokführerin weder ausweichen noch schnell zum Stehen kommen. "Wenn ich eine Schnellbremsung aus hoher Geschwindigkeit durchführen muss, kann es schon mal bis zu einem Kilometer dauern, bis mein Zug dann wirklich steht." Eine Situation der Hilflosigkeit, die Lokführer immer häufiger erleben.

DB-Konzernsprecher: "Wir merken, dass die Hemmschwelle abnimmt"

Denn laut Recherchen des BR-Politikmagazins "Kontrovers" haben die Fälle von Personen im Gleis in den vergangenen Jahren zugenommen. Allein 2024 hat die Deutsche Bahn 7.265 solcher Vorfälle in Deutschland erfasst. "Wir merken, dass die Hemmschwelle abnimmt. Die Leichtsinnigkeit nimmt zu", sagt Achim Stauß, Konzernsprecher der Deutschen Bahn im Interview mit "Kontrovers". "Das sehen wir bei jungen Menschen, die Selfies im Gleis machen. Da gibt es aber auch die Älteren, die sorglos am Bahngleis Brombeeren pflücken."

Personen im Gleis oft Ursache für Bahnchaos

Die meisten dieser Fälle gehen zwar glimpflich aus, verursachen aber trotzdem oft weitreichende Probleme. Denn sobald sich Personen im Gleis befinden, müssen Lokführer das melden. Laut Bahn-Sprecher Stauß führe das oftmals dazu, dass ganze Strecken gesperrt würden. Die Folge: stundenlanges Chaos, Zugverspätungen und teure Polizeieinsätze. Stauß schätzt die Kosten in diesem Zusammenhang auf eine Millionensumme. "Der Schaden ist immens", sagt er. Es gehe auch um die Zeit und die Nerven der Fahrgäste. Im schlimmsten Fall müssten außerdem "Betroffene und Lokführer mit negativen Erfahrungen hinterher klarkommen."

"Da wird nicht davor zurückgeschreckt, mehr als 30 Gleise zu überqueren"

In Deutschland ist das unerlaubte Überqueren von Bahngleisen eine Ordnungswidrigkeit. Laut der Bundespolizei kommt es auch an großen Bahnhöfen und S-Bahn-Stationen zu Verstößen, wie etwa der Hackerbrücke in München. "Sie laufen einmal von der einen Seite komplett auf die andere hinüber, um Zeit zu sparen. Weil sie betrunken sind, weil sie die Gefahren unterschätzen, vielleicht hat auch jemand kein Zugticket und möchte dem Schaffner entkommen. Und da wird auch nicht davor zurückgeschreckt, mehr als 30 Gleise zu überqueren", erzählt Sina Dietsch, Pressesprecherin der Bundespolizei.

Zum Video: Interview mit Bahn-Sprecher Strauß

Kontrovers-Interview mit Achim Stauß, DB-Konzernsprecher
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Kontrovers-Interview mit Achim Stauß, DB-Konzernsprecher

Überqueren von Bahngleisen kann teuer werden

Die Strafen bei einem Verstoß liegen zwischen 25 und 5.000 Euro. Wenn es Notbremsungen, Personen- und Sachschäden gibt, kann es teurer werden. Je nach Schwere der Auswirkungen auf den Bahnbetrieb kann außerdem auch die Deutsche Bahn Schäden bei den Verursachern in Rechnung stellen. Auch Sicht von Lokführerin Anita Ramke ist das nicht genug. "Für mich sind die Strafen zu lasch", sagt sie.

Bahn appelliert an Verantwortungsbewusstsein

Konzernsprecher Stauß lehnt jedoch höhere Strafen ab. "Strafen halten Leute, die sich in Gefahr begeben wollen, oft nicht ab", sagt er. "Wir appellieren an das Verantwortungsbewusstsein." Mit Videos will die Bahn über die Gefahren aufklären, arbeitet mit Influencern zusammen, ist aufklärend in Schulen und an Bahnhöfen unterwegs. So hoffe die Bahn, sagt Stauß, ihre Botschaft verankern zu können.

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