Traktor mit Doppelmesser-Technik im Gegenlicht auf einer Wiese im Unterallgäu
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Kann man Wiesen insektenschonend mähen?
Bildrechte: BR/Cornelia Benne
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Kann man Wiesen insektenschonend mähen?

Kann man Wiesen insektenschonend mähen?

Wenn Landwirte ihre Wiesen mähen, geht das mit einem modernen Kreiselmähwerk am allerschnellsten. Nachteil: Insekten haben dabei schlechte Überlebenschancen. Besser wäre es, auf eine vermeintlich alte Mähtechnik mit Messerbalken zu setzen.

Über dieses Thema berichtet: Unser Land am .

Doppelmesser-Mähbalken schneiden das Gras auf der Wiese wie mit der Schere ab, es fällt einfach um und Insekten können leichter davonfliegen als beim Einsatz eines herkömmlichen Scheiben-Mähwerks. Das wird oft zur tödlichen Falle für tierische Wiesenbewohner, weil die Metallscheiben einen Sog erzeugen.

Moderne Doppelmesser-Mähbalken auf der eigenen Wiese testen

Der Lohnunternehmer Christian Walter aus Oberrieden im Unterallgäu hat ein sogenanntes Schmetterlings-Mähwerk vorn an seinem Traktor montiert, das er auf eine Breite von neun Metern ausklappen kann. Drei Doppelmesser-Mähbalken nebeneinander mähen eine Wiese ähnlich schnell wie herkömmliche Scheiben-Mähwerke, etwas Übung vorausgesetzt.

Christian Walter soll interessierte Landwirte von der Doppelmesser-Technik überzeugen, er ist im Auftrag der Günztal-Stiftung unterwegs zu kostenlosen Praxisvorführungen. Heute mäht er bei seinem ersten Termin eine Wiese des Bio-Landwirts und Imkers Kai Kriebel aus Baumgärtle bei Breitenbrunn, mit einer Geschwindigkeit von 8 bis 9 km/h. Im Anschluss inspizieren die beiden Männer das gemähte Gras auf der Wiese.

Weniger Futterverschmutzung

Christian Walter zeigt dem Landwirt eine Stelle, an der ein Mäusehaufen war. Die lockere Erde liegt etwas in die Länge gezogen da, aber das Gras drumherum ist sauber. Ein Rotationsmähwerk hätte die Erde im Mähgut und somit im Futter verteilt. Weil Kai Kriebel Pferde hält, ist ihm sauberes Futter sehr wichtig, in seinen Augen also ein Pluspunkt für die Doppelmesser-Technik. Und wenn er sich mit dem Blick des Imkers hier umschaut: Es summt und krabbelt im Gras, auch das gefällt ihm gut.

Hohe Anschaffungskosten, mehr Wartung

Bis zu 50.000 Euro kostet so ein modernes Doppelmesser-Mähwerk, hinzu kommen nochmal um die 10.000 Euro für eine Schleifmaschine. Regelmäßig müssen die langen Messer ausgebaut und geschliffen werden, bei dem Schmetterlings-Mähwerk von Christian Walter sind es drei Mal zwei Klingen. Zeitaufwand: etwa eine Dreiviertelstunde. Das schreckt viele ab, auch Kai Kriebel zögert noch.

Gutes Schnittbild beeindruckt

Zur zweiten Praxisvorführung an diesem Tag ist Christian Walter in Erkheim, auf der Wiese von Bio-Landwirt Armin Stegmaier. Der hat sein altes Scheiben-Mähwerk dabei und mäht parallel zur Doppelmesser-Technik, danach begutachten die beiden wieder das Ergebnis. Markus Moser, der Projektleiter der Günztal-Stiftung, ist auch dazu gekommen.

Während das Gras vom Doppelmesser-Mähwerk sehr gerade abgeschnitten wird, franst es beim Scheiben-Mähwerk aus. Gerade bei heißem, sonnigem Wetter erholt sich das Gras mit dem geraden Schnitt schneller, die ausgefransten Enden trocknen leichter aus.

Seit fünf Jahren bietet die Günztal-Stiftung solche Praxis-Vorführungen an, laut Projektleiter Markus Moser beeindruckt das gute Schnittbild fast alle Landwirte.

Wenig Gewicht spart Diesel

Der Milchviehhalter Armin Stegmaier hat sich jetzt für den Kauf der Insekten schonenden Doppelmesser-Technik entschieden, weil ihn das geringe Gewicht überzeugt. So spart er Diesel und schont den Boden. Außerdem kann er eine Förderung von bis zu 40 Prozent des Kaufpreises nutzen. All das einkalkuliert, rechnet sich für ihn die Investition.

Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen

Jüngere Studien kommen zu einem etwas differenzierteren Ergebnis, wonach die Rotationstechnik nicht eindeutig schlechter für manche Tiere in der Wiese ist. Allerdings lassen sich die Studienerkenntnisse nur schwer verallgemeinern, weshalb die Günztal Stiftung auch über viele andere Faktoren für einen besseren Insektenschutz auf Wiesen aufklärt.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels vom 25.09.2025 5:50 Uhr wurde nicht auf Studienergebnisse hingewiesen, die den Unterschied zwischen den Mähtechniken in Bezug auf den Artenschutz nicht so eindeutig beurteilen. Der letzte Absatz wurde deshalb ergänzt.

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