Thomas Lechner und Günter Schuster fahren mit einem kleinen Boot im flachen Wasser unterhalb der Illerstaustufe 6 bei Legau. Auf dem Boot erzeugt ein Generator Strom, mit Keschern aus Metall leiten sie die Elektrizität ins Wasser. Die Fische werden dadurch für kurze Zeit betäubt und können zur Bestandsdokumentation herausgefangen werden. "Auch hier wieder viele kleine Barben aus dem gleichen Jahr", freut sich Thomas Lechner über die Entwicklung. Und: "Die vermehren sich stabil, da sieht man: Die Kies-Einbringungen haben einen Wert. Die wirken."
- Zum Podcast: Fische in Bayern - Wie geht es ihnen?
Auch seltene Fische wie eine Mühlkoppe und eine Schmerle landen heute im Netz. Insgesamt 16 verschiedene Arten fangen sie. Laut den Experten ein gutes ökologisches Zeugnis für den Fischbestand in einem Alpenfluss wie der Iller – und das Ergebnis jahrelanger Anstrengungen.
Kies als Lebensgrundlage für Fische
Eine Staustufe weiter flussabwärts bei Maria Steinbach fährt ein Lkw rückwärts über eine aufgeschüttete Rampe in die Iller und kippt eine Ladung Kies in den Fluss. Das Geschiebe kommt aus dem Flussabschnitt vor dem ersten Illerstau bei Altusried im Oberallgäu. Weil der Fluss den Kies hier mangels Strömung nicht mehr mitnimmt, wird er ausgebaggert [externer Link] und Lastwagen transportieren ihn flussabwärts – als lebenswichtigen Laichgrund für viele Fischarten.
Neben Kies-Laichplätzen werden auch ruhige Flachwasserzonen geschaffen. Und Auwälder werden wieder an den Fluss angebunden, was dem natürlichen Hochwasserschutz dienen soll.
Kraftwerksbetreiber finanziert Maßnahmen
Finanziert wird die Maßnahme vom Kraftwerksbetreiber LEW. Der sieht die Maßnahmen als Beleg dafür, dass Wasserkraft und Ökologie zusammen funktionieren können. "Wir wollen hier an der Iller beweisen, dass wir alle Strukturen, die wir jetzt durch den Bau der Staustufen verloren haben, wieder herstellen können", sagt Ralf Klocke, der das Projekt bei der LEW verantwortet. Er nenne das "Natur aus zweiter Hand, wir glauben, wir haben hier ein Optimum zwischen Ökologie und Energieerzeugung gefunden".
Iller als Vorbild für andere aufgestaute Flüsse?
Solange die Kraftwerke da sind, die den natürlichen Kies-Nachschub aus den Bergen abschneiden, ist die künstliche Kies-Einbringung auch für den schwäbischen Fischereifachberater Oliver Born der richtige Weg, um gefährdete Fischarten zu erhalten. Das zeigten aktuell die Resultate der elektrischen Probebefischung: "Die Iller ist in dem Bereich hier echtes Vorbild für andere Flussstrecken, die mehrfach gestaut sind, wo der Geschiebetrieb unterbunden ist und wo man einfach Kies nachführen muss, damit die ganze Ökologie im Fluss irgendwie funktioniert."
Zumindest hier in der Iller scheinen bedrohte Fischarten trotz der Staustufen wieder einen Lebensraum gefunden zu haben.
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