Klinikalltag und Freizeit - in Ichenhausen lässt sich beides verbinden.
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Klinik Ichenhausen setzt auf familienfreundliche Arbeitszeiten

Klinik Ichenhausen setzt auf familienfreundliche Arbeitszeiten

Der Fachkräftemangel trifft viele Krankenhäuser, doch es geht auch anders: "Wir können derzeit alle Schichten besetzen", heißt es bei der Fachklinik Ichenhausen. Das funktioniert dank familienfreundlicher Work-Life-Balance.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Viele Krankenhäuser und Kliniken sind vom Fachkräftemangel betroffen. Sie können beispielsweise nicht genug Pflegekräfte beschäftigen, um offene Stellen zu besetzen. Darunter leidet nicht nur die Patientenbetreuung, das übrige Personal wird durch zusätzliche Aufgaben belastet. Doch es geht auch anders: "Wir können derzeit alle Schichten im Haus besetzen", sagt Svenja Miller, Personalleiterin der Fachklinik Ichenhausen. Sie setzt dabei auf ein familienfreundliches Umfeld.

Kein strikter Dienstbeginn

Das zeigt sich beim Dienstplan. Der wird mindestens acht Wochen vorher aufgestellt, damit Beschäftigte etwa Arzttermine für sich oder ihre Kinder einfacher vereinbaren können. Es gibt "Wunschzeiten", an denen man garantiert frei hat, bei der Urlaubsplanung werden Eltern mit Kindern bevorzugt.

"In anderen Kliniken ist Dienstbeginn oft um sechs Uhr morgens, was mit der Kita oder dem Schulbeginn leider nicht vereinbar ist. Hier kann man seine Dienstzeiten entsprechend anpassen", sagt Claudia Queitsch, die im Pflegebereich arbeitet. Als ihr Kind schwer krank wurde und sie sich lang intensiv um es kümmern musste, sicherte man ihr die Weiterbeschäftigung zu. Familie und Kinder hätten Vorrang, betont die Geschäftsleitung.

Viele Mitarbeiter, viele Optionen

Möglich wird das auch durch einen großen Stamm an Beschäftigten. Denn Vollzeit ist in der Klinik eher die Ausnahme: Rund 80 Prozent arbeiten Teilzeit. Es gibt in der Klinik zudem einen Springerpool mit 16 Mitarbeitern, die stationsübergreifend Schichten übernehmen.

Verena Gilian beispielsweise arbeitet 15 Stunden pro Woche, kann je nach Bedarf aber ihre Stundenzahl nach oben oder unten anpassen. Als Mutter von zwei Töchtern im Alter von drei und vier Jahren sei das ideal. "Ich kann mit meinem Mann in Wechselschicht arbeiten und so betreut einer immer die Kinder", sagt sie.

Preisgekrönte Ideen

Die Fachklinik wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Von der bayerischen Staatsregierung gab es zwei Preise für vorbildliche Familienfreundlichkeit. Den Dienstplan aufzustellen sei mit vielen Mitarbeitern aufwendiger, das gelte auch für Übergaben. Aber am Ende zahle es sich aus, betont Stationsleiterin Cornelia Feinle. "Ich habe das Gefühl, dass meine Kollegen zu 100 Prozent präsent sind, wenn sie da sind. Sie haben nicht im Hinterkopf, ob das Kind oder die Oma gut versorgt ist", sagt sie.

Musterbeispiel für andere Kliniken?

Auch andere Kliniken erproben Job-Sharing, Vier-Tage-Woche oder einen Springerpool, heißt es von Seiten der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, um Ausfälle oder den allgemeinen Fachkräftemangel zu kompensieren. Ganz so konsequent wie in Ichenhausen setzen sie dabei noch nicht auf Teilzeit, die Quote liegt durchschnittlich bei 50 Prozent. „Eigentlich spricht aus Sicht eines Krankenhauses nichts gegen Teilzeit und es wird auch sicher niemand mehr abgelehnt, wenn er nicht Vollzeit arbeiten möchte“, sagt Maria Gruber, Personalexpertin der Bayerischen Krankenhausgesellschaft. Rein finanziell betrachtet, mache es für eine Einrichtung keinen Unterschied, ob die Arbeit durch weniger Vollzeit- oder mehr Teilzeitkräfte erledigt werde.

Anpassen an die Lebenswirklichkeit

Der Frauenanteil ist in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen traditionell hoch. In Ichenhausen liegt er bei 85 Prozent. Ihnen bei den Arbeitsbedingungen so gut es geht entgegenzukommen, sei der Schlüssel zum Erfolg, betont Stefan Krotschek, der kaufmännische Direktor. Denn das schaffe die notwendigen Freiräume für Familien. Dreimal in der Woche besucht Pflegekraft Verena Gilian zusammen mit den Kindern ihre Pferde. Dass sie tagsüber zum Reiten gehen können sei „schön“, sagen die beiden Töchter. Auch Gilian, die nebenbei noch in einer Band spielt, ist zufrieden: Denn sie kann all das miteinander vereinbaren, was ihr am Herzen liegt.

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