Dem Baustoffhersteller Knauf gelingt es nicht, sich von seinem Russland-Geschäft zu trennen. Das Unternehmen mit Sitz im unterfränkischen Iphofen hatte vor eineinhalb Jahren angekündigt, sich aus Russland zurückzuziehen. Doch daraus wird vorerst nichts. "Der Verhandlungspartner hat die Gespräche zum Bedauern des Unternehmens abgebrochen", teilt das Unternehmen am Dienstag mit.
Knauf prüft weitere Möglichkeiten für Rückzug aus Russland
Die Ankündigung kommt überraschend. Noch im Mai 2025 hatte Knauf betont: Die Gespräche seien "weit fortgeschritten". Nun heißt es vom Knauf-Management: Die Firma stehe unverändert zu ihren Plänen, sich aus Russland zurückzuziehen. Das Unternehmen prüfe nun weitere Möglichkeiten dazu.
Bis dahin werden die Russland-Geschäfte eigenen Angaben zufolge "organisatorisch getrennt von den anderen Geschäften der Knauf Gruppe, vom lokalen Management geführt". Das bedeute: Die Knauf-Gruppe erhalte seit Bekanntgabe des Rückzugs keine Gewinne aus Russland. Zudem würden keine Waren mehr aus Russland in die EU exportiert – und umgekehrt.
Kritik an Knaufs Russland-Geschäften
Knauf steht wegen seiner Russland-Geschäfte schon lange in der Kritik. Ex-Firmenchef Nikolaus Knauf war viele Jahre lang Honorarkonsul Russlands. Dieses Amt hatte er bis März 2022 inne. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 legte er es nieder.
Im Mai dieses Jahres berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" [externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt], Knauf unterstütze das russische Militär, etwa durch Lieferungen zum Bau von Atomwaffenbasen. Knauf widersprach diesem Vorwurf. Der Gips-Produzent unterhalte keine vertraglichen Beziehungen mit dem russischen Verteidigungsministerium oder unterstellten Behörden. Demnach verkaufe Knauf nahezu ausschließlich an unabhängige Baustoffhändler. Die russischen Tochtergesellschaften könnten nicht kontrollieren, an wen diese weiterverkaufen.
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