(Symbolbild) Fleischwaren liegen in einer Kühltheke.
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(Symbolbild) Agrarpolitiker von SPD und Grünen haben sich für eine höhere Mehrwertsteuer auf Fleisch ausgesprochen.
Bildrechte: picture alliance / Andreas Franke | Andreas Franke
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Kritik an Landwirtschaftsminister Rainer nach Fleisch-Aussage

Kritik an Landwirtschaftsminister Rainer nach Fleisch-Aussage

Bundeslandwirtschaftsminister Rainer zweifelt am Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimaschutz. Grüne und Naturschützer in Bayern reagieren mit Kritik – der Bauernverband hält den Blick allein auf Fleisch für zu kurz gegriffen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 Informationen am Vormittag am .

Der Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung, Alois Rainer (CSU), stellt offenbar den Zusammenhang zwischen hohem Fleischkonsum und Klimawandel infrage. Dem ARD-Magazin "Panorama" (NDR) sagte Rainer: "Mir ist der Klimaschutz ein wichtiges Ziel, und der Klimaschutz ist der gesamten Bundesregierung ein wichtiges Ziel. Das hat mit dem Fleischkonsum meines Erachtens nichts zu tun."

Auf schriftliche Nachfrage des NDR schreibt ein Ministeriumssprecher, Bundesminister Rainer habe zum Ausdruck bringen wollen, dass Klimaschutz mehr umfasse als Konsumverhalten, und dass die Bundesregierung den Menschen keine Vorgaben beim Konsum mache. "Wer Fleisch essen möchte, soll das auch tun dürfen", heißt es in der Antwort. Ob der Minister hohen Fleischkonsum für klimaschädlich hält oder nicht, lässt das Ministerium auch auf erneute schriftliche Nachfrage offen.

Deutsche essen mehr Fleisch als empfohlen

Auf den Seiten des Umweltbundesamtes steht die Empfehlung, man solle den Konsum von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln reduzieren (externer Link). Den Fleischkonsum in Deutschland beurteilen Experten als hoch.

Aktuell verzehrt jeder Bundesbürger durchschnittlich rund 1.000 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche, Männer beinahe doppelt so viel wie Frauen. Wissenschaftlich ist belegt, dass Tierhaltung relevante Mengen an Treibhausgasen verursacht und damit die Klimakrise anheizt. Das zeigen auch Daten der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (externer Link). Demnach gehen 56 Prozent der landwirtschaftlichen Treibhausgase auf den Methanausstoß der Rinder zurück.

Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen 300 Gramm Fleisch und Wurst pro Woche – wir Deutschen essen derzeit mehr als dreimal so viel. Und das hat Auswirkungen auf das Klima.

Schulze: Aussage weckt Zweifel an Rainers Eignung

Katharina Schulze, die Vorsitzende der Landtags-Grünen sagt dem BR: "Die klimaschädliche Wirkung von Massentierhaltung ist wissenschaftlich bestens belegt und gehört längst zum Allgemeinwissen – ein Bundeslandwirtschaftsminister sollte es also besser wissen, als gezielt Fake News zu verbreiten." Mit solchen Aussagen sei niemandem geholfen, so Schulze. Denn die Faktenlage sei klar. Es wecke eher Zweifel an Rainers Eignung für dieses Amt. Es brauche, so Schulze, zukunftsfähige Lösungen, die für Landwirtschaft, Verbraucherinnen und Verbraucher und Tiere funktionieren.

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber ist noch im Sommerurlaub und war deshalb für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Auch aus der CSU-Landtagsfraktion gab es keine Stellungnahme zum Thema.

Bund Naturschutz sieht Realitätsverweigerung

Umweltverbände wie der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) verweisen auch auf den Flächenverbrauch durch Tierhaltung. Die Erzeugung von Fleisch beanspruche viel Ackerfläche für Tierfutter, so Matthias Luy vom LBV. Er bedauert daher, "dass der Bundeslandwirtschaftsminister hier die wissenschaftlichen Fakten übergeht und anders darstellt, als es die Wissenschaftler herausgefunden haben."

Rita Rott vom Bund Naturschutz hält Rainers Aussage für Realitätsverweigerung und warnt auch davor, die Fakten zu ignorieren. Wer das tue, spiele ein gefährliches Spiel und begebe sich auf die Pfade von Klimaleugnern und Rechtspopulisten: "Politik darf sich nicht auf Mythen stützen, sondern muss Verantwortung übernehmen – das gilt auch und ganz besonders für den Bundeslandwirtschaftsminister", so Rott.

Bauernverband: Nicht nur auf Fleischkonsum abzielen

Der Bayerische Bauernverband plädiert für eine Wahlfreiheit in der Ernährung, sieht aber auch die Notwendigkeit für Klimaschutzmaßnahmen. Verbandssprecher Markus Drexler sagte dem BR: "Davon unabhängig stellen wir jedoch infrage, inwieweit eine vereinfachte, isolierte Betrachtung des Fleischkonsums für sich zielführend sein kann."

Gegen den traditionellen Sonntagsbraten haben auch die Umweltverbände nichts einzuwenden, für Mensch und Natur sei es aber gesünder, nicht täglich Fleisch zu essen, so der LBV. Und auch beim Bund Naturschutz heißt es: Wer gerne Fleisch ist, solle nicht komplett darauf verzichten, es brauche aber einen vernünftigen Umgang.

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