Die Medienbranche steht von verschiedenen Seiten unter Druck. Zum einen werden Zeitungen, Sender und Digitalangebote sowohl kommerzieller wie auch öffentlich-rechtlicher Anbieter immer häufiger inhaltlich massiv kritisiert und angegriffen. Zum anderen sehen sie ihre Inhalte den KI-generierten Suchmaschinen der US-Tech-Konzernen gegenüber weitgehend schutzlos ausgeliefert.
Weimer will Digitalabgabe
Wolfram Weimer will da eingreifen. Der Kulturstaatsminister tritt weiter für eine Digitalabgabe gegenüber den US-Plattformen ein. In den nächsten Tagen will er dazu einen konkreten Vorschlag machen. Das konnte Weimer gerade noch sagen, ehe sein Mikrofon den Dienst verweigerte -ausgerechnet bei der Eröffnung der Medientage. Der Kulturstaatsminister blieb gelassen und erntete dafür später augenzwinkerndes Lob vom Komiker Oliver Kalkofe, der pointiert anmerkte, Donald Trump hätte wahrscheinlich sofort Truppen nach München geschickt.
US-Tech gegen Old Europe
Auch wenn es satirisch gemeint war, der Ton war damit gesetzt. Die großen US-Tech-Konzerne mit US-Präsident Trump als Helfer gegen die Medienunternehmen in Old Europe. Auch Wolfram Weimer spielte diese Karte, als er seine acht-minütige Redezeit in Relation setzte. In diesen acht Minuten verdiene Google sechs Millionen Euro und in den bis Freitag dauernden Medientagen wird es so viel Umsatz gemacht haben wie der ProSiebenSat1-Konzern im ganzen Jahr, so Weimer.
Weniger Zugriff auf Inhalte durch KI-Suche
Die Medienunternehmen in Deutschland erleben derzeit, dass ihre Inhalte durch KI-generierte Antworten von Suchmaschinen wie Google zunehmend außen vor bleiben. Die User geben sich meist mit den KI-Zusammenfassungen zufrieden und klicken viel weniger auf die mitgelieferten Links. Diese journalistischen Angebote werden nach unterschiedlichen Erhebungen um bis zu 40 Prozent weniger abgerufen. Was für öffentlich-rechtliche Angebote weniger Wahrnehmung bedeutet, heißt für kommerzielle am Ende auch weniger Geld. BR-Intendantin Katja Wildermuth warnt in diesem Zusammenhang auch vor einer schleichenden Monopolisierung von Wissen: Medieninhalte würden ungefragt verarbeitet und Quellen verschwänden hinter generierten Texten.
Der Geschäftsführer des Süddeutschen Verlags, Christian Wegner, fordert daher eine Entlohnung für diese durch die KI genutzten Inhalte in Form einer Digitalabgabe oder einer reduzierten Mehrwertsteuer. Und zum zweiten die technische Infrastruktur, um die Bots entsprechend steuern zu können.
Weniger Bürokratie
RTL-Chef Stephan Schmitter schließt sich dem grundsätzlich an. Und will darüber hinaus auch weniger Bürokratie. Sein Medienkonzern hat gerade den Pay-TV-Anbieter Sky übernommen. Jetzt stecke er in guten, aber auch langwierigen Gesprächen mit dem Kartellamt fest, wie Schmitter sagt. In den USA dagegen bestünden solche Hürden nicht. Dort hätten Amazon und Netflix quasi über Nacht bekannt gegeben, ihre DSP zusammenzulegen. Die Plattform DSP ermöglicht es Werbetreibenden, Zielgruppen in Echtzeit zu erreichen. Die Zusammenlegung bezeichnete Schmitter als "Goldgrube für den Kunden".
Söder will "eigene technische Antwort"
Während Weimer und Vertreter öffentlich-rechtlicher wie kommerzieller Medien eine Digitalabgabe befürworten, differenziert Markus Söder. Natürlich brauche man Regulation, so der Bayerische Ministerpräsident. Und ja, eine Digitalabgabe klinge erst einmal super. Aber die USA würden sich nicht zurückhalten, ihre Interessen durchzusetzen. Übersetzt heißt das wohl, Söder fürchtet eine starke Gegenreaktion der US-Regierung. Er sieht eine mögliche Lösung in einer "eigenen technischen Antwort" auf die US-Plattformen. Es reiche nicht, so Söder, wenn man langsamer ist, zu fordern, dass der Schnellere langsamer läuft, man müsse auch selbst schneller laufen. Wie dies geschehen soll, erläuterte Söder auch auf Nachfrage im Detail allerdings nicht.
Medienbranche rückt unter Druck zusammen
Der Auftakt der Medientage zeigt: Die Branche steht von verschiedenen Seiten unter hohem Druck und sie rückt tatsächlich zusammen. Der ARD-Vorsitzende Florian Hager formulierte dies in geradezu existentieller Manier: "Wir werden nur überleben", so Hager, "wenn wir den Schulterschluss schaffen zwischen Öffentlich-Rechtlichen und Verlagen."
Im Video: Medientage: Wie KI die Medienlandschaft verändert
Medientage: Wie KI die Medienlandschaft verändert
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