"Ich will etwas zu meiner Entschuldigung sagen: Ich habe immer Reue gezeigt. Sie dürfen mir glauben: Ich schäme mich, ich arbeite an einer Wiedergutmachung, dass schnell Geld fließt. Ich habe Mist gebaut und ich will es wiedergutmachen", sagte der 58-jährige Angeklagte unter Tränen in seinen Schlussworten nach den Plädoyers.
Das Landgericht Schweinfurt verurteilte den ehemaligen Anlageberater der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge dennoch zu fünf Jahren Haft. Die Verteidigung hatte eine Freiheitsstrafe von maximal "knapp über vier Jahren" gefordert, die Staatsanwaltschaft dagegen acht Jahre.
Sparkassenmitarbeiter prellte Kunden um 1,5 Millionen Euro
Der Mann hatte zehn überwiegend ältere Kunden betrogen, und zwar um Beträge zwischen gut 8.000 und 614.600 Euro. Die Anleger hatten das Geld bar in einzelnen Tranchen zwischen 700 und 25.000 Euro von ihren Konten abgehoben und dann bar für Anlagen dem Angeklagten übergeben. Die Barabhebungen sollen unter anderem an der Kasse der Sparkasse erfolgt sein, die Geldübergaben überwiegend im Büro des Anlageberaters nebenan. Betrogene Kunden sollen dem Mann auch nach Bargeldabhebungen an Geldautomaten das Geld übergeben haben. Insgesamt konnten die Ermittler 317 Taten dokumentieren.
Laut Staatsanwaltschaft hatte der 58-jährige Kundenberater seinen Kunden versprochen, ihr Geld "gewinnbringend" oder "an der Steuer vorbei" für sie anzulegen. Ursprünglich ging die Staatsanwaltschaft gar von einem Schaden in Höhe von 2,1 Millionen Euro aus.
"Luxusleben" durch Kunden und Geldwäsche finanziert
Statt für Wertpapieranlagen hat er das Geld jedoch für "seinen eigenen luxuriösen Lebensstil" genutzt, so die Staatsanwaltschaft. Unter anderem leistete er sich einen persönlichen Fitnesstrainer, sowie ein eigenes Fitnessstudio und Tonstudio im Garten. In den letzten zehn Jahren sei er alle vier bis fünf Wochen nach Spanien geflogen und habe dafür rund 190.000 Euro ausgegeben.
In Zusammenarbeit mit spanischen Justizbehörden hatten Polizeibeamte auch ein Appartement des Mannes in Marbella durchsucht. Dabei stellten sie rund 300.000 Euro Bargeld, hochwertige Einrichtungsgegenstände, Kunstwerke, Uhren und teure Weine sicher.
Richterin: Kunden "ausgenommen wie Weihnachtsgänse"
Bankkunden waren auf Unstimmigkeiten gestoßen und hatten daraufhin die Polizei informiert. Die Vorsitzende Richterin sagte in der Urteilsbegründung, der Mann habe seine Opfer finanziell "ausgenommen wie Weihnachtsgänse". Und er habe das bis zu 30 Jahre währende Vertrauensverhältnis zu den Kunden missbraucht. Seine Betrugsopfer seien von ihm bis zum wirtschaftlichen Bankrott geschädigt worden. Zum Teil sei ihre Altersvorsorge weg.
Richterin und Staatsanwaltschaft kritisieren auch die Sparkasse
Gleichzeitig übte die Richterin Kritik an der Sparkasse: Es habe sie sehr verwundert, dass Bargeldauszahlungen ohne nochmalige Prüfungen an der Kasse einfach so hätten stattfinden können. Die zu geringen Sicherheitshürden der Sparkasse hatte bereits die Staatsanwaltschaft in ihren Plädoyers bemängelt.
Der Bankberater hatte laut Staatsanwaltschaft eine hohe kriminelle Energie an den Tag gelegt. Das Geld habe er unter anderem teilweise im Kleiderschrank versteckt, sagte die ermittelnde Polizeibeamtin vor Gericht.
Bankberater muss Schaden über Jahre begleichen
Um den Schaden zu begleichen, sollen unter anderem das Haus des Mannes in Schweinfurt und das Ferienappartement in Spanien verkauft werden. Mit dem Geld sollen die Betrugsopfer zum Teil entschädigt werden. Zudem werde er damit rechnen müssen, dass auch seine Rente ab seinem Rentenalter bis zur Pfändungsfreigrenze gestrichen werde, um Betrugsopfer zu entschädigen.
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