Ein Rollstuhlfahrer wir in einen Transporter verladen.
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Der Fahrdienst bringt Menschen mit Behinderung von A nach B. Doch nun plant der Bezirk Mittelfranken Kürzungen.
Bildrechte: BR/Karin Goeckel
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Der Fahrdienst bringt Menschen mit Behinderung von A nach B. Doch nun plant der Bezirk Mittelfranken Kürzungen.

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Mittelfranken will Fahrdienst für Behinderte beschneiden

Mittelfranken will Fahrdienst für Behinderte beschneiden

Wenn Menschen mit Behinderung von A nach B wollen, sind viele auf Unterstützung angewiesen. In Mittelfranken gibt es dafür Fahrdienste – doch die sind teuer, und der Bezirk Mittelfranken will sparen. Dagegen machen die Betroffenen mobil.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Vor dem Rathaus des Bezirks Mittelfranken in Ansbach stehen etwa fünf Dutzend Menschen mit Behinderung und demonstrieren. Sie halten Transparente in die Höhe und singen lauthals: "Keiner streicht uns weg!". Sie wollen ihren Fahrdienst behalten – jenen Dienst, der in Mittelfranken Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Einschränkungen zu Freunden, einem Konzert oder einem Volkshochschulkurs bringt. Der Bezirk Mittelfranken will an diesem Fahrdienst sparen – das empört viele hier.

Zu viele Barrieren im ÖPNV

Die meisten der Demonstrierenden sind an diesem Tag mit dem Fahrdienst nach Ansbach gebracht worden. Denn mit einem Rollstuhl oder mit einer Gehbehinderung können sie kaum den öffentlichen Personennahverkehr nutzen. Zu viele Barrieren behindern den Weg. In den anderen bayerischen Bezirken müssen sich Menschen mit Behinderung selbst eine Lösung überlegen – einen Fahrdienst wie in Mittelfranken gibt es dort nicht.

Teurer Transport von Rollstuhlfahrern

Wieviel der Bezirk am Fahrdienst sparen will, wird derzeit noch diskutiert. Mit einem reduzierten Fahrdienst können Menschen mit Behinderung kaum noch am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, fürchten die Betroffenen. Der Vorsitzende des Behindertenrats der Stadt Nürnberg, Peter Vogt, will die jetzige Infrastruktur erhalten, gerade auch für Rollstuhlfahrer. "Die brauchen eben auch Spezialfahrzeuge. Die sind teuer in der Anschaffung, und daher sind auch die Transportkosten teuer", so Vogt. Eine Drei-Kilometer-Fahrt für einen Rollstuhlfahrer würde um die 40 Euro kosten, rechnet Vogt vor. Mit nur zwei Fahrten im Monat habe man schnell die 200-Euro-Grenze erreicht, über die derzeit diskutiert werde.

Betroffene wollen mit Politik diskutieren

Unter den Demonstrierenden ist auch Jannis Kohlmann. Der junge Mann hat eine Spastik und sitzt im Rollstuhl. Er will nicht nur gegen die geplanten Kürzungen beim Fahrdienst protestieren. Ihm geht es auch darum, mit der Politik ins Gespräch zu kommen. Er möchte den Verantwortlichen klar machen, wie wichtig für ihn und andere der Fahrdienst ist. "Mir ist schon bewusst, dass wir keine Lobby haben und dass man deswegen bei uns am einfachsten sparen kann", sagt Jannis. Er wünscht sich, dass die Politikerinnen und Politiker erst einmal mit den Betroffenen reden, bevor sie eine Entscheidung treffen.

Fahrdienst einfach für Nutzer

Der Bezirk Mittelfranken will durch den Abbau von Bürokratie Kosten sparen. Wenn Jannis Kohlmann den Fahrdienst nutzt, ist das für ihn im Moment ganz einfach: Er lässt sich die Fahrt über eine Fahrtenkarte quittieren und diese wird anschließend beim Bezirk eingereicht und abgerechnet. Beim Bezirk Mittelfranken wird derzeit darüber diskutiert, ob künftig lieber Geldpauschalen ausgezahlt werden könnten. Doch für manche Menschen mit Behinderung wäre das eine zusätzliche Hürde, findet Jannis Kohlmann: "Ich habe Angst, dass die Organisation einer Fahrt künftig mehr Zeit in Anspruch nimmt und dadurch der Fahrdienst auch nicht mehr so oft genutzt wird." Das könne den Leistungsträger auf die Idee bringen, noch weniger Geld für den Fahrdienst zu bewilligen.

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