Vierzig Obdachlose teilen ihre Sicht auf München – für einen Kalender und den guten Zweck.
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Vierzig Obdachlose teilen ihre Sicht auf München – für einen Kalender und den guten Zweck.

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München aus der Perspektive von Menschen ohne Obdach

München aus der Perspektive von Menschen ohne Obdach

Vierzig Obdachlose haben mit Einwegkameras ihre Sicht auf die Landeshauptstadt festgehalten. Für die ehrenamtliche Aktion gibt es Unterstützung von der Caritas und der Stadt München. Aus den Fotos soll ein Kalender entstehen – für den guten Zweck.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 Die Welt am Morgen am .

Allan kam vor zehn Jahren aus Syrien nach Deutschland. In München lebt er auf der Straße. An diesem Tag ist er um den Münchner Hauptbahnhof mit einer Einwegkamera unterwegs. "Hier sind viele Menschen und schöne Farben", sagt der 32-Jährige.

40 Fotografen, 1.000 Aufnahmen – ein Kalender mit zwölf Fotos

Seinen Blick für das, was viele Passanten in der Eile des Alltags übersehen, hält er mit seiner Kamera fest. Etwa 1.000 Bilder sind auf diese Art entstanden – von 40 Obdachlosen auf Münchens Straßen. Zwölf Fotos werden es in einen Kalender schaffen, im Rahmen einer ehrenamtlichen Aktion des Software-Unternehmers Matthias Müller: "Ob das auf der Straße ist, ob ich mit dem Fahrrad die Isar langfahre: Überall sehe ich Obdachlose und denke mir: Was machen die? Wie verbringen sie ihr Leben und haben Spaß am Leben? Und wie können wir das gegebenenfalls etwas verbessern?"

Den Kontakt zu den Obdachlosen – in München nimmt die Not stetig zu – bekam Müller über die Caritas. Der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche betreibt in München die Begegnungsstätte "D3". Das ist ein Tagesaufenthalt mit niedrigschwelligem Angebot für arme, obdachlose, alkoholkranke Menschen. Dort fand Müller die Fotografen für sein Projekt.

Fotoaktion verändert Blick auf die Stadt

Darunter war auch der Bulgare Jordannov. Seit sechs Jahren lebt er in München und hält sich mit Gelegenheitsjobs in der Gastronomie oder auf Baustellen über Wasser. "München ist so schön", sagt der Anfang-30-Jährige. "Und mit diesem Projekt hab ich gesehen, wie schön zum Beispiel diese Brücke ist, mit diesen wunderschönen Tieren, Pferden, vom Oktoberfestzelt."

Auch für Initiator Müller war dieses Projekt etwas Besonderes. Weil es den Menschen ohne Obdach auch eine Aufgabe und ein wenig Tagesstruktur gab. "Am besten hat mir gefallen, dass die Menschen jeden Tag nachgefragt haben: Sind die Bilder schon fertig? Können wir was sehen? Wo sind meine Bilder? Was habe ich gemacht? Habe ich etwas geleistet, habe ich etwas zustande gebracht?"

Auf dem neugestalteten und neuvermieteten Münchner Elisabethmarkt war noch ein Stand frei. Dort wird der ungewöhnliche und farbenfrohe Kalender ab 15. November verkauft. Der Erlös geht eins zu eins an Projekte zur Unterstützung Obdachloser.

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