Die Grundschule in Krailling mit der Notheizung
Die Grundschule in Krailling mit der Notheizung
Bild
Die Grundschule in Krailling mit der Notheizung
Bildrechte: BR / privat
Schlagwörter
Bildrechte: BR / privat
Audiobeitrag

Die Grundschule in Krailling mit der Notheizung

Audiobeitrag
>

Nach Heizungsfiasko: Wie geht es an Kraillinger Schule weiter?

Nach Heizungsfiasko: Wie geht es an Kraillinger Schule weiter?

Eine kaputte Heizung zwang Grundschüler in den Distanzunterricht, sorgte für einen Aufschrei unter Eltern und brachte die Gemeinde Krailling in die Schlagzeilen. Inzwischen läuft eine Notheizung, doch die Probleme an der Schule sind weitaus größer.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

💬 "Dein Argument" greift Euren Input auf: Auch Kommentare aus der BR24-Community sind Anlass für diesen Beitrag. 💬 

Noch nie war der Gemeinderatssaal im Kraillinger Rathaus so voll. Dutzende Bürgerinnen und Bürger, viele von ihnen Eltern von Grundschulkindern, stehen dicht gedrängt in dem kleinen Raum und hören zu, was die Gemeinderäte und Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) besprechen. Plakate oder Schilder haben sie nicht dabei, obwohl das im Vorfeld einige angekündigt hatten. Trotzdem, die Stimmung ist angespannt.

Ein Ausfall der Heizung an der Kraillinger Grundschule und die nicht sofort einsatzfähige Notbeheizung hatten die Schulkinder für zwei Tage in den Distanzunterricht gezwungen. Unter den Eltern sorgte das für einen Aufschrei. "Ich glaub', jeder hat sich erinnert gefühlt an die Corona-Zeit und deshalb hat das auch so eingeschlagen", sagt Elternbeirat Andreas Zeitlberger. Er sitzt auch im Gemeinderat, für die Fraktion Freie Bürgergemeinschaft Krailling.

Schlechte Dämmung, undichtes Dach, Schimmel

Bei der Sitzung am Donnerstagabend zeigt sich jedoch schnell: Die Heizung ist nur ein Punkt auf einer langen Liste mit Schäden und Mängeln an der Schule. Ein Architektenbüro hat den Bau aus den 60er Jahren begutachtet: Das Dach der Turnhalle ist undicht. Die Dämmung ist schlecht, ein Großteil der Wärme wird quasi zum Fenster hinausgeheizt. Außerdem gibt es mehrere Wasserschäden, im Keller Schimmel und in den Putz der Fassade hat ein Specht Löcher gehämmert. Das ganze Gebäude hätte man vor zehn Jahren schon sanieren müssen, sagen die Architekten. Übrigens kein Einzelfall: Mehrere Schulen im Freistaat sind dringend renovierungsbedürftig.

Damit nicht wieder Distanzunterricht droht, muss jetzt endlich gehandelt werden, da sind sich die Kraillinger einig. Eine Grundschulsanierung ist Aufgabe der Kommune. Die hatte vor mehreren Jahren schon einmal eine Renovierung in Auftrag gegeben, dann aber wegen schlechter Finanzlage wieder gestoppt. Die Kosten einer Sanierung belaufen sich auf mindestens 26 Millionen, das ist allerdings nur eine grobe Schätzung. Um sparsam zu bauen, müsse man Fläche reduzieren, sagt Architektin Angelika Greßmann. Die Hausmeisterwohnung könnte zum Beispiel gestrichen werden.

Bürgermeister: Gemeinde profitiert nicht von reichen Bürgern

Krailling liegt unweit von München im Landkreis Starnberg. Hier müsste man sich eine Schulsanierung doch eigentlich leisten können? Auch in der BR24-Community sorgte der Fall für Diskussionen. BR24-User "Sonnenschirm" etwa schreibt: "Krailling gehört zu einer der wohlhabendsten Gemeinden in Deutschland." Und Userin "DEMOKRATIN" kommentiert: "Jetzt bin ich doch mehr als verwundert, denn Krailling ist eine reiche Gemeinde, mit sehr guten Einnahmen."

Bürgermeister Haux widerspricht: "Wir haben sehr viele wohlhabende Einwohner, das stimmt. Wir profitieren von diesen Einwohnern aber nicht, indem wir hohe Einnahmen haben, denn die Einkommenssteuer dieser Leute ist gedeckelt." Zudem, so Hauck, schwinden die Gewerbesteuer-Einnahmen der Gemeinde. Mehrere Betriebe seien aus dem Landkreis weggezogen. Ein Blick in den letzten Haushalt zeigt: Krailling ist schuldenfrei, muss aber sparen.

Noch fehlt ein konkreter Plan

Um Fördergelder bei der Staatsregierung zu beantragen, ist ein genauer Plan notwendig. Den haben die Kraillinger aber noch nicht. Im Gemeinderat wird hin und her diskutiert, ob man das Schulhaus gleich ganz abreißen und eine neue Schule bauen sollte. Dann müssten aber die Schulkinder auf Container ausweichen und bei den langen Bauzeiten würden manche von ihnen wohl ihre gesamte Grundschulzeit dort verbringen. Auch eine Sanierung der einzelnen Gebäudeteile, also nach und nach, steht zur Debatte. Unklar ist allerdings, wie stark der Baulärm die Schüler beim Lernen stören würde.

Und dann gibt es da noch die alte Idee von der Sanatoriumswiese am Stadtrand, auf der man die Schule errichten könnte. Auch die wird in der Sitzung wieder angesprochen. Dabei hatte der Gemeinderat im vergangenen Jahr entschieden, die Grundschule auf dem bestehenden Grundstück zu sanieren.

Vor allem Resignation bei den Eltern

Der Abend endet ohne konkreten Beschluss und mit einigen enttäuschten Gesichtern unter den Zuhörern. "Ernüchternd", sagt eine Mutter. "Im Prinzip ist es schon wieder passiert: Es wird wieder verschoben. Hier jetzt wieder rauszugehen und zu sagen 'Wir hoffen, dass es in diesem Quartal noch eine Entscheidung gibt', ist besorgniserregend", klagt eine andere. Ein Vater äußert Hoffnung, sagt aber auch, er verspüre gleichzeitig "Resignation, weil klargeworden ist, dass Krailling wenig Geld hat". Mit den Gemeinderäten wolle er jedenfalls auf keinen Fall tauschen, "auf die kommt ganz schön viel Arbeit zu in der nächsten Zeit".

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!