Erstmals hat am Samstag (29.11.) in Bayern ein Anbauclub legal Cannabis an seine Mitglieder ausgegeben. Der Verein aus Grafenwöhr in der nördlichen Oberpfalz baut allerdings nicht in Bayern, sondern in Sachsen an.
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Cannabis-Ausgabestelle auf Privatgelände mit Sichtschutz
Vor der Ausgabe prüften Vertreter des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), ob alle Vorschriften eingehalten werden, und nahmen Proben mit. Um die Ausgabestelle auf einem Privatgelände hatten die Clubbetreiber einen Sichtschutz errichtet, sodass von außen nicht erkennbar war, was darin abläuft. In den kleinen Raum hatten sie eine Zwischenwand aus Holz gezogen, mit einem kleinen Ausgabefenster. Mitglieder konnten verschiedene Sorten vorbestellen.
Der Verein wollte bereits eine Woche zuvor Cannabis an seine Mitglieder ausgeben. Mitarbeiter des LGL sahen damals aber nicht alle Anforderungen an den Aufbau der Ausgabestelle erfüllt und kontrollierten mit der Polizei, dass keine Ausgabe stattfindet.
Cannabis Clubs sind nicht-kommerzielle Vereine
Cannabis Clubs sind nicht-kommerzielle Vereine, in denen maximal 500 Mitglieder gemeinschaftlich Cannabis anbauen dürfen. Nicht-Mitglieder dürfen nicht versorgt werden. Grundlage ist das im vergangenen Jahr verabschiedete Cannabisgesetz, in Bayern sind die Behörden aber sehr restriktiv.
Der Verein aus Grafenwöhr baut deshalb in Sachsen an. Dort seien die Behörden kooperativer. Aus Sachsen wurde das Cannabis mit einer Transportgenehmigung gesichert in die Oberpfalz gebracht. Eine zunächst in Bayern angemietete Halle hat der Verein wieder aufgegeben. Ziel des Vereins sei, kriminelle Strukturen auszumerzen, sodass es keinen illegalen Markt mehr gebe, so ein Sprecher. Der Verein biete den Konsumenten Transparenz, etwa zu den Inhaltsstoffen.
Grafenwöhr: Erste Ausgabe eines Cannabis-Clubs in Bayern, im Bild Vereinsvertreter.
Kein Konsum ohne Risiko
Dass der Staat genau hinschaut und reguliert, ist aus Sicht von Marion Santl, Leiterin der Caritas Fachambulanz für Suchtprobleme in Regensburg, sinnvoll. "Wir wissen ganz klar von jeder Substanz: Je höher die Verfügbarkeit ist, desto höher ist das Risiko, dass eine Abhängigkeitserkrankung entsteht." Santl betont aber auch: "Aus der Perspektive der Suchthilfe sind die Anbauvereinigungen ein wichtiger Teil der Gesetzgebung. Sie sollen kontrollieren, was und wie viel abgegeben wird. Diesen Teil begrüßen wir, weil dadurch natürlich weniger Substanzen am Schwarzmarkt gekauft werden beziehungsweise die Konsumierenden dadurch weniger verunreinigte Materialien bekommen."
Es gebe allerdings keinen Konsum ohne Risiko, so die Caritas-Suchtexpertin. Ihr Appell daher an die Cannabis-Vereine: "Wir erwarten von den Anbauvereinigungen, dass sie aufklären zum Konsum, was ein risikoarmer Konsum ist", so Santl. Sollten Vereine bemerken, dass Mitglieder Probleme haben oder in eine Abhängigkeit rutschen, sollen sie Kontakt zu Beratungsstellen aufnehmen und die Betroffenen dorthin verweisen, so ihr Wunsch.
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