Replik eines russischen Reichsapfels in der Kronjuwelen-Ausstellung in Mitterteich.
Replik eines russischen Reichsapfels in der Kronjuwelen-Ausstellung in Mitterteich.
Bild
Replik eines russischen Reichsapfels in der Kronjuwelen-Ausstellung in Mitterteich.
Bildrechte: BR/Christoph Röder
Schlagwörter
Bildrechte: BR/Christoph Röder
Audiobeitrag

Replik eines russischen Reichsapfels in der Kronjuwelen-Ausstellung in Mitterteich.

Audiobeitrag
>

Oberpfalz statt Louvre: Kronjuwelen-Ausstellung in Mitterteich

Oberpfalz statt Louvre: Kronjuwelen-Ausstellung in Mitterteich

Eine Sonderausstellung im Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth zeigt über 80 Repliken von Kronjuwelen – unter anderem auch Stücke, deren Originale nach dem Louvre-Raub noch immer verschwunden sind. Gefertigt hat sie ein Hausmeister in seiner Freizeit.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Der erste Eindruck des Sonderausstellungsraumes im Museum Mitterteich erschlägt einen beinahe: Es glitzert und funkelt, so weit das Auge reicht. In diesem einen Raum sind über 80 Kronjuwelen-Repliken in Vitrinen aufgebaut. Darunter: Nachbildungen von Schmuckstücken, die beim Louvre-Raub im Oktober dieses Jahres gestohlen wurden.

Kronen, Colliers und Reichsäpfel

Unter dem Titel "Glanz und Gloria" können Besucher ab sofort einzigartige Stücke bestaunen: von der Zarenkrone Katharinas II. über prunkvolle Colliers Elizabeths II. bis zur diamantenbesetzten Miederschleife der französischen Kaiserin Eugénie, deren Original im Louvre gestohlen wurde und noch immer nicht wieder aufgetaucht ist. Dazu Repliken goldener Reichsäpfel, sogar ein Krönungszepter ist zu sehen.

Die meisten Stücke sind Repliken englischer Kronjuwelen, gefolgt von Russland, Frankreich und Preußen. Aber auch ein paar "Exoten" wie Belgien oder eine indische Maharadscha-Kette sind unter den Exponaten.

Ein ungelernter Hausmeister stellt filigranste Repliken her

Gefertigt hat sie alle der inzwischen verstorbene Dieter Baumgartl. Baumgartl war Schweizer, lebte aber ab den 50er Jahren in Berlin. Eine Berufsausbildung hatte er nicht – schon gar nicht als Kunsthandwerker. Doch wie andere Menschen über Jahrzehnte die Modelleisenbahnlandschaft in ihrem Keller ausbauen, widmete Baumgartl jahrzehntelang fast seine gesamte Freizeit in seiner kleinen Wohnung der Fertigung von Kronjuwelen-Repliken – über 400 Stück sind es insgesamt.

Bildrechte: BR/Christoph Röder
Bildbeitrag

Diamantenbesetzten Miederschleife der französischen Kaiserin Eugénie, deren Original im Louvre gestohlen wurde.

Royaler Prunk aus dem Bastelladen

"Im Prinzip ist das alles Zeug aus dem Bastelladen", sagt Jürgen Zabel, der Kurator der Ausstellung. Zabel hatte den meist eher wenig geselligen Dieter Baumgartl zufällig bei einem Fußballspiel im Berliner Olympiastadion kennengelernt. Die beiden freundeten sich an, bis Baumgartl vor seinem Tod seine "Klunker" – wie er sie selbst gerne nannte – an Zabel vermachte.

Gefertigt sind sie aus Messing und Swarovski-Steinen, größtenteils mit einfachen Haushaltsmethoden: "Da wurden Schablonen gemacht, da wurde im Backofen gebacken, alles zurechtgeformt. Und dann hat der gute Mann sich hingesetzt und so lange gebohrt und gefräst, bis eben der Swarovski-Stein genau in diese Fassung reinpasst", erzählt Jürgen Zabel. Basis seien immer nur Abbildungen in Büchern gewesen – eine Reise nach Paris oder London, um die Originale zu besichtigen, hätte sich Baumgartl gar nicht leisten können.

Es geht ums Staunen, nicht um historische Korrektheit

Auch wenn sich der Materialwert entsprechend in Grenzen hält: Die filigranen und teils mit Hunderten Swarovski-Steinen besetzten Repliken sehen alles andere als billig oder laienhaft aus. Es gelingt ihnen, den strahlenden Glanz ihrer millionenschweren Vorbilder erlebbar zu machen. Bis ins letzte Detail originalgetreu sind sie dabei sicher nicht, die Ausstellung folgt auch keinem pädagogischen oder historischen Konzept.

Das ist aber auch gar nicht der Anspruch: Es geht in Mitterteich einfach um das Staunen. Über die Leidenschaft eines einfachen Mannes, vor allem aber über eine Art von Prunk und Reichtum, die in dieser Masse schon beinahe absurd wirkt – und die man mit originalen Stücken ganz sicher niemals auf einem Haufen bewundern können wird.

Die Ausstellung "Glanz und Gloria" läuft im Museum Mitterteich im Oberpfälzer Landkreis Tirschenreuth noch bis zum 1. März 2026. Geöffnet hat es von Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, am Samstag von 9 bis 12 Uhr und am Sonntag von 14 bis 17 Uhr – oder nach Vereinbarung.

Bildrechte: BR/Christoph Röder
Bildbeitrag

Replik der Zarenkrone Katharina der Großen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!