Ein Mann aus dem Landkreis Eichstätt ist Internetbetrügern auf den Leim gegangen. Er fiel auf falsche Geldanlagetipps herein. Am Ende verlor er mehr als 130.000 Euro.
Falsche Chatteilnehmer empfehlen Trading-App
Über Werbeanzeigen in einem sozialen Netzwerk war der 58-Jährige in verschiedene Chatgruppen gekommen, in denen vermeintlich professionelle Handelstipps für Aktien und Kryptowährungen ausgetauscht wurden. Viele Chatteilnehmer, hinter denen in Wahrheit die Betrüger steckten, empfahlen eine vermeintliche Trading-App – und erweckten so laut Polizei den Eindruck eines seriösen Angebots. Der 58-Jährige zahlte Geld ein – das er nie wieder sah.
Steigende Fallzahlen bei Online-Anlagebetrug
Diese und ähnliche Maschen nutzen Betrüger immer häufiger: Seit 2020 steigen die Fallzahlen und Gesamtschadenshöhe des sogenannten Online-Anlagebetrugs, teilt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord mit. Allein in der Region 10 - also den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen, Pfaffenhofen an der Ilm, Eichstätt und der kreisfreien Stadt Ingolstadt - erbeuteten Betrüger im laufenden Jahr bereits mehr als acht Millionen Euro. Die Kriminalpolizei Ingolstadt stellte in ihrem Zuständigkeitsbereich seit Jahresbeginn 200 Fälle fest.
Hohe Schadenssummen in ganz Bayern
Auch in anderen Regionen warnt die Polizei vor Anlagebetrug im Netz. Erst kürzlich verlor ein 84-Jähriger aus Memmingen mehr als 184.000 Euro, nachdem er über ein Video auf eine vermeintlich lukrative Geldanlage aufmerksam wurde. Nach einer ersten Überweisung in Höhe von 250 Euro kontaktierte ihn ein Betrüger. Über einen Vorwand verschaffte sich dieser Zugriff auf den Computer des Seniors und überwies während eines Telefonats mehrere hohe Geldbeträge.
In Illertissen verlor ein 35-Jähriger laut Polizei einen "mittleren sechsstelligen Betrag" durch unseriösen Handel mit Kryptowährungen. Im Bayerischen Wald entstand mehreren Opfern ein Gesamtschaden von 200.000 Euro.
Online-Trading: So gehen die Betrüger vor
Mit plakativer Internetwerbung erregen die Betrüger die Aufmerksamkeit ihrer Opfer und locken diese zunächst oft mit verhältnismäßig geringen Summen als Erstanlagen, erklärt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord. Teils nutzen sie dabei Fotos und Zitate von Prominenten, um vertrauenswürdig zu erscheinen – allerdings ohne deren Einwilligung. Während die Kommunikation mit den Opfern früher vor allem über das Telefon lief, setzen die Betrüger mittlerweile verstärkt auf Chatgruppen.
Die vermeintlichen Trading-Plattformen wirken auf den ersten Blick professionell. Die Betrüger täuschen dort hohe Gewinne vor und animieren so zur Überweisung immer höherer Geldbeträge. Spätestens wenn die gutgläubigen Anleger eine Auszahlung fordern, sind die Trading-Plattformen nicht mehr erreichbar und das gesamte Geld weg. In einigen Fällen verspricht ein ebenfalls falscher Spezialist, das Geld zurückzuholen – gegen Gebühr.
"Anbieter vor Geldanlage genau überprüfen"
Die Polizei rät deshalb, vor jeder Geldanlage genau zu prüfen, ob der Anbieter wirklich seriös ist. Kriminalhauptkommissar Christian Reichmann von der Kriminalpolizei Ingolstadt erklärt, wie man unseriöse Seiten erkennt: "Viele haben kein Impressum oder keinen genauen Firmennamen angegeben. Als Kontaktmöglichkeit stehen meist nur eine E-Mail-Adresse und eine - oftmals ausländische - Handynummer zur Verfügung. Unter den angegebenen Büroanschriften findet man Hochhäuser in Großstädten. Diese geben keinen Hinweis darauf, dass dort tatsächlich eine Brokerfirma ansässig sein könnte."
Mit Material der dpa
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