"Guten Tag liebe Reisenden", hallt es aus den Lautsprechern eines Regionalzuges. Die Stimme stockt: "Das Team der Südostbayernbahn begrüßt Sie in der RB41". Die Fahrgäste merken sofort: Hier ist kein eingeübter Profi am Werk und das, obwohl sogar die Geschäftsleitung der Südostbayernbahn (SOB) mit an Bord ist.
"Azubis übernehmen die SOB"
Nervosität ist an diesem Tag völlig in Ordnung. Die Durchsage kommt von Andreas, einem Achtklässler von der Realschule Vilsbiburg. Zusammen mit seiner Klasse ist er beim Aktionstag "Azubis übernehmen die SOB". Auszubildende der SOB zeigen Schülern aus der Region ihre Arbeit. Dabei fahren Sie mit dem Zug von Mühldorf ins knapp 40 Kilometer entfernte Simbach am Inn.
Auf der Fahrt dürfen die Schüler alles über den Job der Bahn-Azubis fragen und auch mit anpacken. Sie helfen bei der Fahrscheinkontrolle oder schauen nach, ob alle eingestiegen sind. Das Engagement der Achtklässler ist eher zurückhaltend, es wird gekichert und gelacht. Nur Andreas traut sich, eine Frage zu stellen. "Wenn man zum Beispiel eine Ausbildung zum Lokführer macht, muss man dann mit Menschen reden?", fragt er.
Als Lokführer müsse man mindestens mal mit den Kollegen reden, erklären ihm die SOB-Azubis. Um ihm seine Angst zu nehmen, bieten sie ihm an, auf der Rückfahrt die Durchsage zu machen.
Unsichtbar aber unverzichtbar
Aber erst einmal blickt die Schulklasse hinter die Kulissen der Bahnlogistik. Die Zugverkehrssteuerer erklären ihre Schaltzentrale voller Hebel und Knöpfe. Sie sorgen dafür, dass alle Züge geregelt am Bahnhof ein- und abfahren und nicht zusammenstoßen. Das sind die "unsichtbaren Berufe", sagt die Geschäftsführerin für Personal, Magdalena Obermayer. Die Erfahrung zeige, dass Ausbildungsplätze für diese Jobs besonders schwer zu besetzen sein, sagt sie. Für die Lokführer haben wir für September 2025 schon alle sechs Plätze besetzt", sagt Obermayer. Der Aktionstag – ihre Idee, findet bereits im dritten Jahr statt.
Aktionstag sorgt für Nachahmer bei der Bahn
Wie viele Schüler sich deswegen für eine Ausbildung oder ein Praktikum entscheiden, kann sie nicht sagen. "Wir führen keine Namenslisten", sagt Obermayer. Trotzdem würden sich immer wieder Schüler melden, die durch den Aktionstag auf die SOB aufmerksam geworden sind. Im Konzern käme die Aktion gut an und würde deshalb auch in anderen Regionen kopiert, sagt Obermayer.
Nach dem Ausflug ins Stellwerk geht es für die Achtklässler wieder zurück an Bord des RB41 und zurück nach Mühldorf. Für Schüler Andreas geht es jetzt in Richtung Führerstand und zum Mikrofon. Sein Auftritt. Er begrüßt alle Fahrgäste an Bord und wünscht eine gute Fahrt. "Es war sehr aufregend", sagt Andreas kurz danach. In den Sommerferien möchte er ein Praktikum machen, als Lokführer bei der Südostbayernbahn.