Das Absingen der Bayernhymne soll künftig das Gemeinschaftsgefühl stärken, so der Vorschlag der Jungen Union – einstimmig beschlossen vom CSU-Parteitag. Das Zusammengehörigkeitsgefühl bei Kindern und Jugendlichen soll auch zu einer Reduzierung von Gewalttaten führen, heißt es weiter im Antrag. Und: Patriotismus und Stolz auf die eigene Nation und auf Europa könnten dann dazu führen, sich für einen Wehrdienst bei der Bundeswehr zu entscheiden.
Pro: Stolz auf Zusammenhalt in einer demokratischen Nation
Von Stephan Mayer, BR-Chefreporter
Ja, warum denn nicht? Singen schafft gute Stimmung, fördert die Gesundheit. Singen verbindet Menschen seit Jahrhunderten. Auf Fußballfeldern ist es selbstverständlich, in der Mailänder Scala vor Opernaufführungen eine stolze Geste und bei offiziellen Staatsanlässen auf der ganzen Welt ein Standard. Das kann doch auch bei gesellschaftlichen Anlässen in Bayern nicht so falsch sein.
Mutig von der CSU
Die Nationalhymne ist ein Symbol für demokratische Werte und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wo sonst gibt es die Möglichkeit, sich als Nation stolz zu präsentieren? Ich finde es mutig von der CSU, trotz einer sich rasant verändernden Welt diese Art von Stolz und Tradition festzuschreiben. Ob dadurch Jugendliche von Gewalttaten abgehalten werden oder sich damit leichter zum Wehrdienst entscheiden, wie es ebenfalls im Antrag steht, sei dahingestellt.
Das Singen der Hymnen wird den jungen Menschen ganz sicherlich nicht schaden. Es ist vielmehr eine Chance, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft mit Musik und Text der Hymnen zu stärken.
Contra: Patriotismus durch Hymnen stärken wollen ist Symbolpolitik
Von Eva Eichmann, Redaktion Landespolitik
Hymnen spielen für mehr Patriotismus, damit der gesellschaftliche Zusammenhalt wächst und es weniger Gewalttaten gibt? Das ist reine Symbolpolitik. Geht die CSU wirklich davon aus, dass sich diese Werte herauskristallisieren, wenn zwei oder drei Hymnen gespielt werden, am letzten Schultag oder wenn die Berufsausbildung abgeschlossen ist?
Integration muss vor dem Schulabschluss passieren
Wer glaubt, eine Hymnenpflicht könne Gewalt einschränken, glaubt wahrscheinlich auch noch ans Christkind. Wenn Integration nicht schon vorher in etlichen Schuljahren gelungen ist – zum Beispiel auch mit Hilfe der von der Staatsregierung so gelobten Verfassungs-Viertelstunde und zu Hause –, dann werden es ein bis drei Hymnen wohl nicht rausreißen.
Patriotismus kann sich nur freiwillig entwickeln
Wer sich bei jungen Menschen erhofft, dass sich ein gewisser Patriotismus entwickelt, auch mit Blick auf einen möglichen Wehrdienst, der soll wissen: Diese Symbole wirken nur dann, wenn sie freiwillig bleiben. Wenn es eine Hymnenpflicht gibt, wird es zum Zwang. Staatlich verordnete Gefühle widersprechen aber dem Grundgedanken einer freiheitlichen Demokratie.
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