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Prozess in Bamberg wegen Anlagebetrugs: "Kriminelle Industrie"

Prozess in Bamberg wegen Anlagebetrugs: "Kriminelle Industrie"

In Bamberg beginnt der Prozess gegen einen Mann, der rund 420 Anleger um 25 Millionen Euro betrogen haben soll - "ein Beispiel für organisierten Bandenbetrug im Netz", so die Zentralstelle Cybercrime Bayern. Deren Bilanz: Die Fälle nehmen weiter zu.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Vor dem Landgericht Bamberg wird am heutigen Donnerstag der Strafprozess gegen einen Albaner eröffnet, dem gewerbsmäßiger Bandenbetrug vorgeworfen wird. Als Mitarbeiter in der Leitung von Callcentern soll er zwölf Trading-Plattformen betrieben und damit bei Kunden einen Gesamtschaden von 25 Millionen Euro verursacht haben. Insgesamt seien rund 420 Geschädigte betroffen, darunter rund 80 aus Bayern, teilt das Landgericht Bamberg mit.

Der 40-Jährige soll von 2018 bis 2022 vom mazedonischen Skopje aus vielen Personen aus dem deutschsprachigen Raum über mehrere Trading-Plattformen vorgespiegelt haben, mit verschiedenen Finanzprodukten Gewinne erzielen zu können.

Doppelt so viel Arbeit am Landgericht Bamberg

Das Ermittlungsverfahren wurde von der Bamberger Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) geführt. Seit 2022 ist das Landgericht Bamberg für diese Strafverfahren der ZCB zuständig. Seitdem wurden zwei neue Strafkammern eingerichtet. "Die Arbeit hat sich verdoppelt", erklärt ein Sprecher des Landgerichts Bamberg. Die Fälle hätten zahlenmäßig stark zugenommen. Es handle sich hier mittlerweile um eine "kriminelle Industrie". "Dieser Fall ist ein Beispiel für den organisierten Bandenbetrug im Netz, mit dem deutsche Anleger in den letzten Jahren um hunderte Millionen Euro geschädigt wurden", so Thomas Goger von der Zentralstelle Cybercrime. Der ZCB seien seit 2019 mehr als 180 Festnahmen in diesem Kriminalitätsbereich gelungen.

Eine Betrugsmasche, die stark zunimmt

Die Schäden, die durch Online-Betrug in Deutschland verursacht werden, gehen mittlerweile in die Milliarden. Die Polizeiorganisation Europol warnt davor, dass diese Form bald alle anderen von organisierter Wirtschaftskriminalität übertreffen wird. Allein in den vergangenen zwölf Monaten erreichten die Marktbeobachtung der Verbraucherzentralen und des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) Beschwerden zu weit über 100 verschiedenen Plattformen.

Bilanz der Zentralstelle: Hunderte Millionen Euro Schaden

Erst vor einem Monat zog die Zentralstelle Cybercrime Bayern Bilanz. Sie ist seit Jahren im Einsatz gegen illegales Cybertrading. Inzwischen wurden und werden bei der ZCB Verfahren im Hinblick auf 3.000 verschiedene betrügerische Trading-Plattformen geführt. Die Zahl hat sich seit Mitte 2023 verdoppelt. 14.000 Anzeigen sind von überwiegend bayerischen Geschädigten mit einem geschätzten Gesamtschaden in Höhe von etwa 500 Millionen Euro bei der ZCB eingegangen.

Trading-Plattformen versprechen hohe Gewinne

Unseriöse Handelsplattformen im Internet schalten Werbung und versprechen den Anlegern hohe Gewinne. So sollen die Opfer beispielsweise in sogenannte Differenzkontrakte auf Rohstoffe, Aktien, Währungen oder Kryptowerte investieren. Wer einmal Interesse gezeigt hat, wird oft von angeblichen Beratern und Beraterinnen angerufen oder per E-Mail angeschrieben. Erst sollen kleine Beträge investiert werden, dann immer höhere. In vielen Fällen verlangen die angeblichen Berater und Beraterinnen direkt Zugriff auf den Computer der Interessenten oder überreden dazu, ein Konto bei einem Handelsplatz für Kryptowerte zu eröffnen. Darauf sind oft anfänglich Kontobewegungen zu sehen, die jedoch nur vorgetäuscht sind. Auch werben die Berater damit, dass das Unternehmen seriös und von der BaFin beaufsichtigt werden.

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