Die Regensburger Tafel hat am Montagmittag - nach dem Skandal um die mutmaßliche Veruntreuung von Geldern durch die ehemalige Vorsitzende - wieder geöffnet. Nach drei Monaten Schließung konnten sich Bedürftige wieder Lebensmittel abholen.
Sommerpause heuer länger als geplant
Etwa 25 Ehrenamtliche haben mitgeholfen, dass die Lebensmittelspenden gesammelt und ausgegeben werden konnten. Die Regensburger Tafel macht zwar jedes Jahr eine Sommerpause, aber heuer dauerte sie wegen der Untreuevorwürfe gegen die ehemalige Vorsitzende länger als geplant.
Die Staatsanwaltschaft hatte Anfang Juni unter anderem die Räume der Tafel durchsucht. Dabei wurden Dokumente und technische Geräte beschlagnahmt. Seitdem war die Tafel geschlossen.
Erleichterung unter Bedürftigen in Regensburg
Die Schlange an der Essensausgabe war lang. Die bedürftigen Menschen zeigten sich erleichtert darüber, dass die Tafel wieder geöffnet hat. Ohne die Lebensmittel der Tafel sei eine gesunde Ernährung schwierig, sagte eine Frau im Gespräch mit dem BR-Studio Regensburg. "Man ernährt sich ungesund, weil man beim Einkaufen zum Billigsten greift." Eine andere Frau erzählte, dass sie froh darüber sei, die Menschen bei der Tafel wieder zu sehen und in Kontakt mit anderen Bedürftigen zu kommen.
Hohe Motivation der Ehrenamtlichen
Auch die Ehrenamtlichen sind froh, dass die Tafel endlich wieder geöffnet hat. Zusammenhalt und Motivation seien nach wie vor stark, berichtete Schriftführer Georg Forster. Auch der Notvorstand war bei der Wiedereröffnung dabei.
Jürgen Rother ist seit 2021 bei der Tafel tätig und war bisher vor allem für die Fahrer zuständig, die die Lebensmittelspenden abholen. Dem Vorstand angehört hatte er vorher nicht. Er wurde vom restlichen Vorstand darum gebeten, das Amt zu übernehmen.
"Wenn sich jemand aus dem bestehenden Vorstand gemeldet hätte, hätte das vermutlich einen faden Beigeschmack gehabt", so Rother zu BR24. Der Andrang an der Lebensmittelausgabe sei für ihn Motivation, so ein Amt zu übernehmen. Jetzt gelte es, mithilfe eines Rechtsanwalts Akteneinsicht zu bekommen.
Ex-Vorsitzende soll 200.000 Euro veruntreut haben
Die frühere Vorsitzende der Regensburger Tafel hatte ab Ende Juli für zwei Wochen in Untersuchungshaft gesessen. Im Rahmen eines Haftprüfungstermins vor dem Amtsgericht gestand sie Anfang August, Spenden in Höhe von geschätzt 200.000 Euro veruntreut zu haben. Damit räumte sie über einen ihrer Anwälte Tatvorwürfe ein, die noch nicht ermittelt waren, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Die Ermittler waren bis zu diesem Zeitpunkt von einer Schadenssumme von etwa 69.000 Euro ausgegangen. Sie hatten Anfang Juni unter anderem die Räume der Tafel durchsucht und sowohl Dokumente als auch technische Geräte beschlagnahmt. Die Tafel war seitdem geschlossen.
Die mutmaßlichen Taten sollen laut Staatsanwaltschaft hauptsächlich über ein digitales Konto erfolgt sein. Die Ermittlungen seien durch die Anzeige einer Person, die früher bei der Tafel mitgearbeitet habe, ins Laufen gekommen. Bis zu einem rechtskräftigen Urteil gilt die Unschuldsvermutung.
Beschuldigte kam aus U-Haft frei
Nach dem Geständnis kam die Beschuldigte gegen Auflagen aus der Untersuchungshaft frei. Sie muss sich regelmäßig bei der Polizei melden und darf keinen Kontakt zur Tafel haben. Nach ihrem Geständnis trat die Beschuldigte schriftlich von ihren Ämtern als erste Vorsitzende der Tafel Regensburg und als stellvertretende Vorsitzende der Tafel Deutschland zurück.
Im Audio: Nach Untreue-Skandal: Tafel wieder geöffnet
Die Tafel in Regensburg.
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