Im Rahmen der Ermittlungen um Untreuevorwürfe gegen sie hat die ehemalige Vorsitzende der Regensburger Tafel bei einem Haftprüfungstermin ein umfassendes Geständnis abgelegt. Das hat Thomas Rauscher, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg, am Donnerstag mitgeteilt.
Summe deutlich höher als bisher bekannt
Demnach hat die Beschuldigte auch Tatvorwürfe eingeräumt, die bislang noch ermittelt waren und eingeräumt, dass sich der Schadenbetrag auf rund 200.000 Euro erhöhen wird. Zuvor war von Vermögenswerten in Höhe von rund 69.000 Euro die Rede gewesen, die sie veruntreut haben soll.
Die mutmaßlichen Taten sollen über ein digitales Konto erfolgt sein, bestätigte die Staatsanwaltschaft dem BR am Freitag. Die Ermittlungen seien durch die Anzeige einer Person, die früher bei der Tafel mitgearbeitet habe, ins Laufen gekommen. Neben der ehemaligen Vorsitzenden würden derzeit gegen keine weiteren Mitarbeiter der Tafel ermittelt. Bis zu einem rechtskräftigem Urteil gilt für alle die Unschuldsvermutung.
Die ehrenamtliche Ex-Vorsitzende der Tafel war am 25. Juli festgenommen worden und saß seitdem in Untersuchungshaft. Nach ihrem Geständnis wurde der Haftbefehl den Angaben zufolge ausgesetzt – unter engen Auflagen wie regelmäßiger Meldung bei der Polizei, und keinem Kontakt zur Tafel. Ihre Anwälte begrüßten das Ende der Untersuchungshaft noch am Donnerstag, wollten die Vorgänge auf Anfrage aber nicht kommentieren.
Tafel will am 8. September wieder öffnen
Die seit Juni geschlossene Tafel selbst teilte unterdessen auf Instagram mit, dass sie in einem Monat, am 8. September, wieder öffnen will. Demnach wird die Tafel ab diesem Datum wie gewohnt viermal in der Woche Lebensmittel an ihre Kunden in Regensburg verteilen.
Andere Vorstandsmitglieder reagierten entsetzt auf die Nachricht vom Geständnis ihrer ehemaligen Vorsitzenden. Finanzvorständin Elisabeth Gerl-Dendl spricht gegenüber dem BR von "Bestürzung" und "Enttäuschung". Sie selbst habe von einer Veruntreuung nichts mitbekommen. Es habe keine Verdachtsmomente gegeben. Sie könne sich das nicht erklären. Die Tafel Regensburg stehe finanziell so gut da, wie noch nie. "Es gibt eine stabile Geschäftsentwicklung, die eher vom Umsatz ansteigend als rückläufig war", so Gerl-Dendl. Wie hoch das Bar- und Sachvermögen der Tafel ist, dazu machte sie keine Angaben. Das Vertrauen der ganzen Tafel-Ehrenamtlichen und auch Außenstehender, die mit der Tafel zu tun hatten, sei aber missbraucht worden.
Auch für Alexander Spanner, ebenfalls Vorstandsmitglied, gab es "keine Anhaltspunkte". "Ich bin aktuell immer noch so weit, dass ich es gar nicht glauben kann", so Spanner. Die Stimmung unter den ehrenamtlichen Tafel-Mitarbeitern sei gedrückt, aber man versuche den Start am 8. September hinzukriegen.
Im Video: Tafel-Skandal in Regensburg größer als gedacht
Tafel in Regensburg
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