Gastgeber Markus Söder (CSU) hält sich die Ohren zu, die Königin lässt die Arme unten bei den Böllerschüssen der Gebirgsschützen. Kurz zuckt Silvia von Schweden beim Lärm der Ehrensalve – und lächelt. Die Monarchin wird auf dem Münchner Max-Joseph-Platz zwischen Staatsoper und Residenz mit höchsten Ehren empfangen: Entlang des 80 Meter langen roten Teppichs steht die Ehrenkompanie der Gebirgsschützen samt Spielmannszug sowie eine Abordnung der bayerischen Trachtenverbände.
Es ist ein royaler Besuch mit ernstem Hintergrund: Königin Silvia erhält im prunkvollen Thronsaal der Residenz die Bayerische Staatsmedaille für soziale Verdienste – speziell für ihr Engagement für die World Childhood Foundation, die sie 1999 gegründet hatte. Ziel der Stiftung: Kindern vor sexuellem Missbrauch und Gewalt schützen.
Söder: Unzähligen jungen Menschen geholfen
Ministerpräsident Söder würdigt die "starke Stimme", die die Königin für Kinder weltweit eingebracht habe: "Ihre Childhood-Stiftung hat das Thema sexualisierte Gewalt an Kindern auf die Weltbühne gebracht, nicht nur in Schweden, nicht nur bei uns, sondern überall." Durch ihr Engagement habe Silvia "unzähligen jungen Menschen" in einer scheinbar aussichtslosen Situation Hilfe geboten.
Besonders anfangs sei es ein tabuisiertes Thema gewesen. Die Königin habe Betroffenen Hoffnung auf eine Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt gegeben. Sie habe Diskussionen angestoßen, aber auch praktische Hilfe geleistet. Die Eröffnung des Childhood-Hauses in München vor zwei Jahren sei ein besonderes Ereignis gewesen, diese Woche komme ein weiteres in Würzburg hinzu. Die Sozialmedaille sei ein "kleines Dankeschön".
Ministerin: "Danke, dass Sie hinschauen"
Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) würdigt in ihrer Laudatio Silvia als "Königin der Helfenden": "Ihr Leben ist ein leuchtendes Zeugnis für Mut und für Verantwortung." Kinderschutz sei Maßstab für Menschlichkeit: "Kinder brauchen Erwachsene, die für sie aufstehen." Was die Königin tue, gebe Kindern Schutz, Zukunft und Würde. "Danke, dass Sie hinschauen, helfen und so entschlossen handeln."
Königin Silvia: "Ich komme wieder"
Silvia sagt in ihrer Dankesrede, es sei ein trauriges Thema. "Aber es ist meine Überzeugung, dass, wenn wir alle zusammenarbeiten – versuchen, den Kindern Unterstützung zu geben, den Eltern und allen Betroffenen – glaube ich doch, dass es eine gute Zukunft wird." Deswegen arbeite sie "ganz emsig" und werde es weiter zu tun.
Die Auszeichnung in München zu bekommen, sei für sie eine große Ehre. "Hier habe ich studiert, hier habe ich mein Examen gemacht. Hier habe ich gearbeitet, nicht nur bei Olympischen Spielen. Aber hier habe ich mich auch verliebt", schildert Silvia. Sie sei so froh, wieder in München zu sein, wenn auch nur kurz: "Ich komme wieder."
Trägerin des Bayerischen Verdienstordens
Königin Silvia, die in wenigen Tagen 82 Jahre alt wird, stammt aus Deutschland. Sie wurde in Heidelberg geboren, in München besuchte sie das Sprachen- und Dolmetscher-Institut und sammelte erste Berufserfahrung. Bei den Olympischen Sommerspielen 1972 lernten sie den schwedischen Kronprinzen kennen und lieben – den späteren König Carl Gustav.
Bereits 2017 erhielt Silvia eine der höchsten Ehrungen des Freistaats: Der damalige Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) verlieh ihr für "herausragendes Engagement für Kranke und Schwache" den Bayerischen Verdienstorden. Die Zahl der Ordensträger ist auf 2.000 beschränkt.
Bayerische Kost
Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) zeigt sich im BR24-Interview beeindruckt von der Begegnung mit der Königin: "Sie ist unglaublich herzlich und zugänglich." Silvia engagiere sich mit "großem Herzen" für Opfer von sexualisierter Gewalt und sei ein "großes Vorbild".
Beim Festessen zu Ehren der Königin in der Residenz gibt es bayerische Kost: Ente mit Apfelblaukraut und Kartoffelknödeln. Söder schlägt in seiner Tischrede den Bogen zurück zur Ankunft Silvias. Bayern sei zukunftsorientiert, schätze aber auch seine Tradition: "Vorhin konnten Sie einen kurzen Einblick haben mit unseren Gebirgsschützen und den Trachtlern. Das gehört untrennbar zu Bayern dazu."
Appell der Königin
Die Königin erinnert die anwesenden Politiker daran, dass der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD eine Bundesförderung für Childhood-Häuser verspricht. Sie wünsche sich, dass in Deutschland noch viele weitere Einrichtungen auf den Weg gebracht werden. Die angekündigte Bundesförderung werde dies "hoffentlich weiter beflügeln".
Video: Königin Silvia in München
Königin Silvia in München empfangen
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