Übung an der Puppe: Tele-Notarzt Benedikt Steif aus der Kinderklinik Passau schaltet sich zu und gibt Kolleginnen via Telemedizin Anweisungen.
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Übung an der Puppe: Tele-Notarzt Benedikt Steif aus der Kinderklinik Passau schaltet sich zu und gibt Kolleginnen via Telemedizin Anweisungen.
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Schnellere Hilfe im Notfall: Tele-Notarzt für Neugeborene kommt

Schnellere Hilfe im Notfall: Tele-Notarzt für Neugeborene kommt

Projektstart in Passau: Ein digitales System soll Geburts- und Kinderkliniken vernetzen und so die Notfallversorgung von Neugeborenen in Bayern verbessern. Schnelle Hilfe soll dann von Ärztinnen und Ärzten kommen, die gar nicht vor Ort sind.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

In Bayern gibt es über 100 Geburts-, aber nur 44 Kinderkliniken. Das bedeutet: Nicht überall, wo Kinder auf die Welt kommen, sind auch Kinderärztinnen und -ärzte vor Ort. Die Tele-Medizin soll hier jetzt eine Lücke schließen: Sollte es in einem Landkrankenhaus bei einer Geburt zu Komplikationen kommen, soll diesem Baby künftig schneller geholfen werden - mithilfe eines Tele-Notarztes. Neugeborenen-Intensivmediziner aus Kinderkliniken sollen sich online zuschalten und das medizinische Personal in ländlichen Regionen unterstützen können. Für dieses Projekt wurde am Donnerstag in Passau der Startschuss gegeben.

Oft entscheiden Minuten - Spezialisten werden zugeschaltet

Warum das Projekt so wichtig ist, erklärt Professor Matthias Keller, Chef der Kinderklinik Passau, mit Zahlen: "Bis zu zehn Prozent aller Neugeborenen brauchen nach der Geburt irgendeine Form von medizinischer Unterstützung." Drei von 1.000 Kindern erleiden laut Keller eine Gehirnschädigung, weil sie während der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommen. Die ersten Lebensminuten seien entscheidend.

"Wir können den Start ins Leben dieser Kinder verändern", hofft Keller, wenn sich ein Neonatologe künftig in den Kreißsaal zuschaltet und den Kollegen vor Ort hilft. Ob Sauerstoffmaske, Herzdruckmassage oder Zugänge, die gelegt werden müssen - der Experte kann über den Bildschirm konkrete Anweisungen geben.

Telemedizin soll auch den Eltern helfen

"Für die Eltern ist so eine Geburt auch traumatisch. Wenn sich ein Experte zuschaltet, muss das Kind nicht sofort von der Mutter getrennt werden. Auch das ist wichtig", erklärt Keller. Entweder wird so dem Kind schon ausreichend geholfen. Oder es kann – in schwerwiegenderen Fällen – eine wichtige Behandlung schon via Telemedizin angefangen werden, während sich die Spezialisten auf den Weg zum Kind machen.

Wertvolle Zeit geht durch lange Anfahrten auf dem Land verloren

In der Passauer Kinderklinik werden Kinder aus dem Bayerischen Wald, dem Rottal und dem benachbarten Oberösterreich mitversorgt. Von Eggenfelden bis Passau beträgt die Fahrzeit eine knappe Stunde, von Freyung nach Passau etwa 40 Minuten. "Mit Telemedizin können wir die knappen Ressourcen, die wir im medizinischen Bereich haben, so aufteilen, dass überall die Expertise vorhanden ist, ohne dass dafür Personen vor Ort sein müssen", sagt Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU).

Ziel: Aufbau eines umfassenden Klinik-Netzwerks

In den kommenden Wochen wird festgelegt, welche Krankenhäuser und Ärzte beim Tele-Notarzt-Projekt mitmachen. Ab dem kommenden Jahr sind zehn Landkrankenhäuser dabei. Sie können dann Neugeborenen-Intensivmediziner aus fünf Kliniken dazu holen. Im folgenden Jahr sollen noch einmal genauso viele Krankenhäuser einsteigen, sodass in zwei Jahren ein Regelbetrieb laufen soll, der von den Kassen gezahlt wird. Ziel ist es, alle Krankenhäuser in Bayern anzuschließen, bei denen der Kinderarzt eine längere Anfahrtszeit als 30 Minuten hat.

Projektkoordinator ist die Kinderklinik Dritter Orden in Passau. Finanziert wird das Projekt von Bayerns Gesundheitsministerium mit rund 658.000 Euro und von Sternstunden, der Benefizaktion mit dem Bayerischen Rundfunk, mit rund 478.000 Euro.

Im Video: Fortschritt - Erster Tele-Notarzt für Neugeborene

Säugling in Kinderklinik (Symbolbild)
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Säugling in Kinderklinik (Symbolbild)

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