Im Schulbedarfsladen "Buntstift" in Altdorf bei Landshut.
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Teurer Schulstart: Wie ein Laden in Altdorf Bedürftigen hilft

Teurer Schulstart: Wie ein Laden in Altdorf Bedürftigen hilft

Das neue Schuljahr in Bayern ist da. Für Familien werden die Kosten zum Schulanfang immer öfter zur Belastung. Im niederbayerischen Altdorf bekommen finanziell schwache Eltern Unterstützung – viele im Raum Landshut sind darauf angewiesen.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Niederbayern und Oberpfalz am .

Durchschnittlicht 450 Euro – so viel kostet ungefähr der Schulstart eines Erstklässlers. Viele bedürftige Familien sind damit überfordert. In Altdorf bei Landshut gibt es einen Laden für finanziell schwächer gestellte Eltern.

Schulhefte zu einem Viertel des Ladenpreises

Im Schulbedarfsladen "Buntstift" gibt es die von den Schulen geforderten Unterrichtsmaterialien zu einem Viertel des normalen Ladenpreises – für alle Klassen von der Grund- bis zur Berufsschule. Den Schulranzen für Erstklässler gibt es sogar kostenlos.

Möglich machen das die Spendengelder des Dia­ko­ni­schen Werks der Evan­ge­lisch-Lu­the­ri­schen Kirche – und ehrenamtliche Helferinnen wie Johanna Höfer. "Es geht mir in erster Linie um die Kinder, die es nicht so leicht hier in Deutschland haben, obwohl unser Land so reich ist", sagt Johanna Höfer.

Die junge Frau bestückt gerade eine Schultasche – in ihrer Freizeit. Sie erzählt, dass sie hier gerne hilft, weil sie unterstützen "und den Kindern einen guten Start in die Schulzeit ermöglichen" will.

Gegen Benachteiligung zum Schulstart

Der Schulbedarfsladen soll dem entgegenwirken, dass Kinder aus sozial schwächeren Familien schon beim Schulstart benachteiligt und ausgegrenzt werden. Ein wachsendes Problem, sagt Dominik Kurzai, der Geschäftsführer der Einrichtung: "Ich denke schon, dass das eine Gefahr ist, in die wir laufen, wenn die Kinder von Anfang an schon das Gefühl vermittelt bekommen: Du hast weniger, du kannst nicht so mitmachen wie die anderen. Ich denke, dass das nachhaltig ernste Konsequenzen mit sich bringen kann."

Bedürftigkeit muss nachgewiesen werden

Um hier einkaufen zu können, müssen die Eltern die Bedürftigkeit nachweisen. Zum Beispiel mit einem, dass sie Sozialhilfe beziehen oder auf andere staatliche Unterstützung angewiesen sind. Äußern wollte sich niemand der Einkaufenden – die Kunden wollen lieber anonym bleiben, bestätigt auch Dominik Kurzai: "Man wird ja als jemand, der Sozialleistungen bezieht, ganz schnell abgestempelt. 'Das ist ein fauler Mensch, der will nicht arbeiten. Der ist Schmarotzer, der will nur vom Staat leben.' Und das sind natürlich Vorurteile, die will keiner hören, weil das bei den aller wenigsten tatsächlich der Fall ist."

Diskretion sei für die Familien hier wichtig – was man auch an der Lage des Ladens erkennen kann: Der "Buntstift" befindet sich an den Stadtgrenzen zwischen Altdorf und Landshut, diskret im großen Gebrauchtwarenhaus "Hab und Gut" der Diakonie gelegen.

Mehr als 300 bedürftige Familien kommen

Mehr als 300 Schulkinder wird das Team im Schulbedarfsladen in den nächsten Tagen mit den wichtigsten Materialien für das neue Schuljahr versorgen. Leichter wäre es für alle, sagen die Mitarbeitenden des Schulbedarfsladens, wenn auf der Schulliste möglichst wenig Spezialwünsche stehen würden. "Also wirklich nur das Wichtigste", denn Spezialwünsche seien oft teuer und würden auch den fleißigen ehrenamtlichen Helferinnen viel Zeit beim Bestellen kosten.

Finanziert wird der Schulbedarfsladen unter anderem aus dem Erlös der alljährlichen Weihnachtssingen im Landshuter Eisstadion.

Deutschland: Eltern zunehmend unter finanziellem Druck

Immer mehr Eltern in Deutschland haben große Finanzsorgen. Das ging vor kurzem aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Organisation "Save the Children" hervor. Demnach befürchtet mittlerweile ein Viertel der Väter und Mütter, dass das Geld nicht mehr für die Grundbedürfnisse wie Wohnen, Kleidung und Nahrung reicht. Zu Beginn dieses Jahres lag der Wert noch bei 15 Prozent, hieß es. Fast die Hälfte der Eltern mit einem Nettomonatseinkommen von unter 3.000 Euro und rund ein Drittel der Alleinerziehenden gaben aktuell an, sich derzeit nur das Nötigste leisten zu können.

Das wirke sich auch auf die Psyche der Kinder aus, warnt "Save the Children". So gaben laut Studie 23 Prozent der Eltern mit einem Einkommen unter 3.000 Euro netto monatlich an, ihre finanzielle Situation belaste ihre Kinder – etwa durch Rückzug oder gedrückte Stimmung. In der Gruppe mit einem Einkommen von mehr als 4.500 Euro waren es drei Prozent.

Im Audio: Der Laden "Buntstift" unterstützt zum Schulstart

Eine Mitarbeiterin des "Buntstift" zeigt ein gefülltes Mäppchen her.
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Eine Mitarbeiterin des "Buntstift" zeigt ein gefülltes Mäppchen her.

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