Mitten im Kampf um seine Zukunft wechselt der kriselnde Autozulieferer ZF Friedrichshafen die Führungsspitze aus: Vorstandschef Holger Klein scheide "einvernehmlich" vorzeitig zum 30. September aus, erklärte das Unternehmen am Donnerstag. Sein Nachfolger werde Mathias Miedreich, der seit Januar dem Vorstand angehört und bisher die in der Sanierung steckende Division für Elektroantriebe leitet.
Der ehemalige Unternehmensberater Klein gehörte dem Stiftungskonzern seit 2014 an und führte ihn ab 2023. Er versuchte, das Unternehmen mit Verkäufen und Arbeitsplatzabbau wieder zurück auf die Erfolgsspur zu bringen. ZF ist nach teuren Zukäufen hoch verschuldet und investierte unter Kleins Vorgänger Wolf-Henning Scheider massiv in Elektroantriebe. Doch die Rechnung ging wegen des unerwartet langsamen Hochlaufs von E-Autos in den vergangenen Jahren nicht auf.
Bis 2028 soll fast jeder vierte Job bei ZF wegfallen
Kleins Strategie habe die Grundlage für eine Wende von ZF gelegt und erste Erfolge erzielt, erklärte Aufsichtsratschef Rolf Breidenbach. Im ersten Halbjahr erzielte ZF bei mehr als zehn Prozent Umsatzrückgang eine Rendite von 4,4 Prozent (Vorjahreszeitraum: 3,5 Prozent), schrieb unter dem Strich aber einen Verlust.
Der zweitgrößte deutsche Autozulieferer nach Bosch begann im vergangenen Jahr den Abbau von bis zu 14.000 Stellen. Bis 2028 soll fast jeder vierte Job in Deutschland wegfallen. Gut 11.000 ZF-Mitarbeitende von 169.000 weltweit vereinbarten schon ein Ausscheiden. Der Sparkurs sollte verschärft werden, was die Beschäftigten erneut auf die Barrikaden brachte.
ZF-Neuzugang übernimmt
Die von Miedreich geführte Division E steht im Zentrum des Umbaus. Sie ist das Herz des Getriebeherstellers vom Bodensee. Bis Ende September will ZF mit Betriebsrat und IG Metall festlegen, wie die Sparte wieder profitabel werden kann. Sie schrieb laut Finanzvorstand Michael Frick im ersten Halbjahr eine "schwarze Null". Ein von der Belegschaft befürchteter Verkauf ist damit zunächst ebenso vom Tisch wie der Einstieg eines Partners, den Klein betrieben hatte. "Ich bin zutiefst überzeugt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind, ZF wieder erfolgreich zu machen und Arbeitsplätze zu sichern", erklärte Klein. Es sei wichtig, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern jetzt schnell zu Umsetzungsentscheidungen zu kommen.
Miedreich war erst in diesem Jahr zu dem Autozulieferer gewechselt. Der Betriebswirt, Jahrgang 1975, war zuletzt Vorstandsvorsitzender des Materialtechnologie-Spezialisten Umicore aus Belgien. Davor machte er Karriere bei Siemens und den Autozulieferern Continental und Faurecia.
Auch Nutzfahrzeug-Vorstand Peter Laier verlässt ZF. Hier gebe es "unterschiedliche Auffassungen über die künftige strategische Ausrichtung des Unternehmens", teilte ZF mit. Laier war seit 2023 auch für Industrietechnik, Produktion und Materialwirtschaft sowie die Region Indien verantwortlich. Sein Geschäftsbereich sei für die Zukunft sehr gut aufgestellt, erklärte der Manager.
Mit Informationen von Reuters
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