17.08.2023, Bayern, Nürnberg: Eine Straßenbahn steht in einer überschwemmten Straße an einer Unterführung nach einem Unwetter. Ein schweres Gewitter hat am Donnerstagabend weite Teile der Innenstadt von Nürnberg unter Wasser gesetzt. Polizei und Feuerwehr wurden zu Hunderten Einsätzen gerufen. (zu dpa: «Überflutungen nach Unwetter in Nürnberg») Foto: NEWS5/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Bildrechte: dpa-Bildfunk/NEWS5
Videobeitrag

Unwetter in Nürnberg

Videobeitrag
>

Unwetter in Bayern - Land unter in Nürnberg

Unwetter in Bayern - Land unter in Nürnberg

Heftige Regenfälle und Gewitter über Bayern haben am Donnerstagabend Nürnberg besonders stark getroffen. Ein erfahrener Feuerwehrmann sagt, er habe so ein Unwetter noch nie erlebt. Auch in Oberfranken gab es zahlreiche Rettungseinsätze.

Über dieses Thema berichtet: Nachrichten, Regionales, Wetter, Verkehr am .

Das heftige Gewitter, das in der Nacht zum Freitag über Mittelfranken hinweggezogen ist, hat die Einsatzkräfte die ganze Nacht über beschäftigt. Am stärksten ist das Stadtgebiet von Nürnberg betroffen. Die Integrierte Leitstelle (ILS) berichtet von in der Spitze 626 Einsätzen; das war gegen 21.00 Uhr. Hauptsächlich liefen durch die enormen Wassermassen Unterführungen, Tiefgaragen und Keller voll. Der Sprecher der Nürnberger Feuerwehr erklärte in einem BR24live, dass gestern eine Person durch einen Stromschlag verletzt wurde. Alle Wasserrettungskräfte seien im Stadtgebiet im Einsatz gewesen, so Sebastian Kahl.

Unwetter in Mittelfranken: Feuerwehr rettet Menschen aus Kellern

Zwei Menschen mussten von der Feuerwehr aus ihren vollgelaufenen Kellern gerettet werden. Nach bisherigen Erkenntnissen gibt es aber keine Verletzten. Die meisten Einsatzstellen konnten in der Nacht abgearbeitet werden, 32 Einsatzstellen waren aber auch am frühen Morgen noch offen, berichtet die Feuerwehr.

Ein Sprecher sagte: "Ich bin seit 1990 im Dienst, aber so etwas habe ich noch nicht erlebt." Es kam durch das Unwetter auch zu Schäden an Trafohäuschen, wodurch in etlichen Stadtteilen der Strom ausfiel.

Historische Stadtmauer in Weißenburg eingestürzt

Die meisten Schäden an der Stromversorgung sind am Morgen behoben. Laut Polizei ist in Weißenburg auf einer Länge von 25 Metern die historische Stadtmauer eingestürzt, weil sie mit Wasser vollgesogen war.

Im Bereich der Integrierten Leitstelle Mittelfranken Süd ist das Unwetter über die Landkreise Weißenburg-Gunzenhausen und Roth hinweggezogen. Die Feuerwehr wurde jeweils zu mehr als 40 Unwetter-Einsätzen gerufen. Bei Ramsberg sind auf der Staatsstraße 2222 Hunderte Bäume umgeknickt und teilweise auf Fahrzeuge gestürzt. Zwölf Personen waren dadurch betroffen, drei wurden verletzt in ein Krankenhaus gefahren, darunter ein eineinhalb Wochen alter Säugling.

Auto in Wassermassen eingeschlossen

Laut dem kommunalen Netzbetreiber "N-Ergie" kam es am Donnerstagabend in etlichen Nürnberger Stadtteilen zu einem Stromausfall. Auch viele Ampeln waren davon betroffen. Mehrere Unterführungen liefen zudem mit Wasser voll. Die Unterführung in der Nopitschstraße im Stadtteil Schweinau füllte sich so schnell mit Wasser, dass die Fahrer ihre Autos fluchtartig verlassen mussten. Augenzeugenberichten zufolge rettete sich eine Familie mit zwei Kindern in letzter Minute. Ersthelfer holten eingeschlossene Autofahrer aus den Fluten. Auch sorgte der starke Regen für vollgelaufene Keller und Tiefgaragen - aber auch ganze Straßenzüge wurden überflutet. Der Frankenschnellweg, der innerstädtische Teil der Autobahn 73, musste teilweise gesperrt werden.

Feuerwehr appellierte an Menschen, zu Hause zu bleiben

Heftige Windböen ließen Bäume am Rathenauplatz stürzen. Die Nürnberger Feuerwehr spricht von einem "Flächeneinsatz" in der ganzen Stadt. Der Verkehr sei faktisch kollabiert, alle Freiwilligen Wehren seien ausgerückt oder im Alarmzustand. Bei der Feuerwehr waren die Leitungen trotz Personalverstärkung zum Teil überlastet. Die rief die Menschen dazu auf, zu Hause zu bleiben und nur in "absoluten Notfällen" den Notruf zu wählen. Der Deutsche Wetterdienst hatte zuvor vor schweren Unwettern in Teilen Bayerns gewarnt.

Bislang keine Meldungen über Schwerverletzte

Meldungen über Schwerverletzte gibt es bislang nicht, wie Polizei und Feuerwehr bereits am Abend auf Anfrage mitteilten. Aber es entstand erheblicher Schaden durch herabfallende Dachziegel oder umgestürzte Bäume beziehungsweise abgeknickte Äste. Zur Höhe des Sachschadens konnte die Polizei am Abend keine Schätzung abgeben.

Feuerwehr arbeitet weiter Einsätze ab

Insgesamt rund 900 Notrufe sind wegen des Unwetters seit gestern Abend der Integrierten Leitstelle Nürnberg gemeldet worden. Das ist die vorläufige Bilanz von Sebastian Kahl, dem Sprecher der Feuerwehr Nürnberg. Noch etwa 50 Einsätze seien offen und werden aktuell abgearbeitet, zusätzlich kämen immer wieder neue hinzu, so Kahl im BR-Interview am Freitagmittag. Momentan sind es laut Kahl weniger die vollgelaufenen Unterführungen, sondern Tiefgaragen und Keller von Privathäusern, die unter Wasser stehen.

Im Video: Überflutungen in Nürnberg

Überflutungen in Nürnberg - ein Mann wird aus seinem Auto gerettet
Bildrechte: dpa/Oßwald
Videobeitrag

Überflutungen in Nürnberg

Oberfranken: Einsätze wegen Blitzeinschlägen und Überflutung

Auch die Feuerwehren und Rettungsdienste in Oberfranken hat das Unwetter in Atem gehalten. Die Integrierte Leitstelle (ILS) in Bayreuth berichtet am Freitagmorgen von insgesamt 140 Einsätzen in der Nacht, davon 90 wegen Unwetterschäden. Auch die Integrierten Leitstellen Bamberg, Hochfranken, Coburg und Bayreuth meldeten zahlreiche Einsätze. Schwerpunkt der Einsätze waren demnach der Landkreis Kulmbach, der südliche Landkreis Bayreuth, die Landkreise Forchheim, Lichtenfels, Kronach und Wunsiedel.

Bei den meisten Einsätzen handelte es sich um Wasserschäden. Keller liefen voll, Bäume stürzten auf Straßen, Blitze schlugen in Häuser ein. In Mainleus im Landkreis Kulmbach kam es zu einem Dachstuhlbrand. Bei Limmersdorf, ebenfalls im Landkreis Kulmbach, stürzte gegen 19.00 Uhr ein Baum auf ein vorbeifahrendes Fahrzeug und klemmte den Fahrer ein. Rettungskräfte befreiten den schwerverletzten 71-Jährigen und brachten ihn in ein Krankenhaus.

In Bamberg hingegen meldet die Integrierte Leitstelle am Morgen keinen einzigen Einsatz.

Niederbayern und Oberpfalz kommen glimpflich davon

Niederbayern und die Oberpfalz traf das Unwetter ebenfalls, aber weniger stark. Wie ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz dem BR sagte, gab es am Donnerstag zwischen 20.00 und 23.00 Uhr insgesamt 15 unwetterbedingte Einsätze.

Hotspots waren die Landkreise Neustadt an der Waldnaab und Amberg-Sulzbach und die Stadt Weiden. Es handelte es sich überwiegend um vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. Verletzt wurde niemand, man sei relativ glimpflich davongekommen. Die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern meldet einen einzigen unwetterbedingten Einsatz in der Nacht: Eine Nebenstraße in Thyrnau im Landkreis Passau war nach dem Starkregen kurzzeitig überflutet.

Ministerpräsident Söder lobt Arbeit aller Helfer

Nach dem Unwetter hat sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder zu Wort gemeldet und auf X, dem ehemaligen Twitter, allen Betroffenen sein Mitgefühl ausgesprochen. Er dankte außerdem allen Feuerwehren aus Nürnberg und dem Umland, THW, Rettungsdiensten und Polizei für ihre "hervorragende Arbeit".

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!