Die Münchner Virologin Ulrike Protzer schätzt das Risiko für Menschen durch die Vogelgrippe derzeit als gering ein. Im Interview mit BR24 betonte die Direktorin des Instituts für Virologie am Helmholtz Zentrum München und Leiterin des Instituts für Virologie der Technischen Universität München, dass das Virus momentan "wirklich ein Vogelgrippevirus und nicht ein menschliches Grippevirus" sei.
Auch der Münchner Infektiologe Christoph Spinner vom Klinikum Rechts der Isar schätzt die Gefahr einer Ansteckung mit der Vogelgrippe für Menschen als sehr gering ein. Zwar sei eine Pandemie "theoretisch [...] denkbar", da die verantwortlichen Influenza-A-Viren auch auf den Menschen übergehen könnten. Im Interview mit BR24 erklärte Spinner jedoch, die Wahrscheinlichkeit sei sehr gering. Deshalb werde das pandemische Potenzial aktuell auch als sehr gering eingestuft.
Infektionen durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren
Infektionen kommen laut der Virologin Ulrike Protzer nur durch direkten Kontakt mit erkrankten Tieren zustande. Sie verwies auf die USA, wo sich bei einer Ausbreitung in Geflügel- und Rinderzuchten rund 70 Menschen angesteckt hätten. "Die meisten Fälle verliefen ziemlich milde", so die Virologin. Es habe einen Todesfall gegeben, die anderen Infizierten hätten aber meist nur grippale Symptome und eine Bindehautentzündung gezeigt.
In Deutschland gibt es hingegen noch keinen berichteten Fall, so Infektiologe Christoph Spinner. Auch der Verzehr von Geflügel sei unbedenklich, da bisher nicht der Nutztierbestand infiziert sei.
Grippeimpfung bei Personen mit Kontakt zu Geflügel
Die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) für eine Grippeimpfung bei Personen mit Geflügelkontakt sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, sagte Virologin Protzer. Die Impfung schütze nicht direkt gegen das Vogelgrippevirus, sondern gegen saisonale menschliche Grippeviren. So solle eine gleichzeitige Infektion mit beiden Virenarten verhindert werden, erklärte Protzer.
In einem solchen Fall bestünde die Gefahr einer Rekombination, also einer "Verpaarung dieser Viren". Ein daraus entstehendes Virus könnte für den Menschen gefährlicher sein.
Virus für Vögel eine große Gefahr
Während das Risiko für Menschen gering sei, stelle das Virus für Vögel eine große Gefahr dar: "Für die Vögel ist es eine schwere Erkrankung. Die werden schwer krank, die kriegen neurologische Symptome, die verenden da dran", so Protzer. Diese Situation sei auch in Deutschland zu beobachten und "ziemlich furchtbar".
Virologen würden das Virus genau beobachten, da nicht auszuschließen sei, dass es durch Mutationen auch für Menschen ansteckender werden könnte. Bisher sei dies aber zum Glück nicht der Fall.
Vogelgrippe: Bereits zehn Bundesländer betroffen
Die Vogelgrippe breitet sich in Deutschland rasant aus – inzwischen in zehn Bundesländern. In Bayern wurde die Tierseuche in den letzten Wochen ebenfalls mehrfach nachgewiesen, zuletzt bei fünf verendeten Graugänsen in Oberbayern.
Dies teilte das Landratsamt in Mühldorf am Inn mit. Die toten Tiere wurden demnach an einem Stauwehr in Jettenbach gefunden.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
