Einsatzkräfte der Feuerwehr werden nach der Suche nach infizierten oder verendeten Kranichen desinfiziert.
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Einsatzkräfte der Feuerwehr werden nach der Suche nach infizierten oder verendeten Kranichen desinfiziert.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Matthias Bein
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Vogelgrippe breitet sich stark aus: Wie gefährlich ist das?

Vogelgrippe breitet sich stark aus: Wie gefährlich ist das?

Wegen der Vogelgrippe werden 15.000 Tiere in Baden-Württemberg getötet. Das Risiko für weitere Ausbrüche ist laut Experten hoch. Welche Folgen hat das für Betriebe, Wildvögel und Menschen? Die wichtigsten Antworten.

Über dieses Thema berichtet: Bayern-2-Nachrichten am .

Die Vogelgrippe breitet sich in Deutschland weiter aus. In Baden-Württemberg werden in einem Geflügelbetrieb 15.000 Tiere getötet, Tausende Kraniche sterben, die Agrarminister beraten über Gegenmaßnahmen. Die Tierseuche ist inzwischen ganzjährig aktiv, gewinnt mit dem Vogelzug im Herbst aber erneut an Fahrt – und erreicht ein neues Ausmaß.

Auch Großbetriebe mit Legehennen und Mastputen sind betroffen. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) spricht wegen der hohen Dichte an Wildvögeln in den Zugkorridoren von einer dynamischen Entwicklung. Das Risiko weiterer Ausbrüche in Geflügelhaltungen und bei Wildvögeln gilt aktuell als hoch. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Was ist das überhaupt für eine Krankheit? 

Aviäre Influenza, abgeleitet vom lateinischen Begriff für Vogel (avis), ist eine durch Viren ausgelöste Infektionskrankheit, die vor allem bei wildlebenden Wasservögeln anzutreffen ist. Gefährlich ist nach Angaben des Loeffler-Instituts die hochansteckende Virusvariante HPAIV, die derzeit als H5N1 grassiert. Sie führt bei infizierten Tieren in der Regel zu schweren Verläufen und endet oft tödlich. Umgangssprachlich wird die Geflügelpest meist Vogelgrippe genannt.

Ist die Vogelgrippe auch für Menschen gefährlich? 

Bei einer hohen Infektionsdosis ist das Virus prinzipiell auch auf Menschen übertragbar. Doch besteht für die Bevölkerung laut FLI derzeit kein besonderes Risiko, dass es zu schwerwiegenden Erkrankungen kommt. Kontakt zu toten Vögeln sollte vorsorglich aber in jedem Fall vermieden werden. Damit lasse sich auch verhindern, dass das Virus eventuell durch den Menschen verbreitet wird. In den USA etwa hatten sich in der Vergangenheit Mitarbeiter von Geflügelbetrieben infiziert.

Kann das Virus durch Geflügelprodukte übertragen werden?

Das ist nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung grundsätzlich nicht auszuschließen. Doch lägen bisher keine Erkenntnisse vor, die belegen, dass sich Menschen über Lebensmittel mit dem Vogelgrippe-Virus infiziert haben. Das Institut empfiehlt, Fleisch gut durchzubraten, da das Virus empfindlich gegenüber hohen Temperaturen ist. Auch im Kern solle eine Temperatur von mindestens 70 Grad erreicht werden. Bei gekochten Eiern sollte darauf geachtet werden, dass sowohl Eiweiß als auch Eigelb fest sind.

Inwieweit sind Wildvögel betroffen?

Das FLI erfasste bundesweit bislang 29 Ausbruchsherde bei Wildvögeln. Dabei zeigte sich, dass in dieser Saison vor allem Kraniche betroffen sind. Eine solche Häufung verendeter Tiere sei bislang noch nicht beobachtet worden, hieß es. Erste Schätzungen gehen davon aus, dass bisher etwa 2.000 Kraniche auf dem alljährlichen Vogelzug nach Süden in den deutschen Rastgebieten an der Geflügelpest verendeten. Der Höhepunkt der Kranichrast wird erst noch erwartet, sodass Fachleute mit einer deutlich höheren Zahlen toter Tiere rechnen.

Welche Folgen hat die Vogelgrippe für kommerzielle Tierhalter? 

Am Donnerstagabend meldete Baden-Württemberg einen betroffenen Geflügelbetrieb im Alb-Donau-Kreis südöstlich von Stuttgart. Rund 15.000 Tiere werden dort getötet. Im Oktober registrierte das FLI bereits 17 Ausbrüche in Nutzgeflügelhaltungen. Ob der jüngste Fall dazugehört, ist noch offen. Halter können den Schaden bei der Tierseuchenkasse melden.

Die hohe Viruslast bei Wildvögeln erhöht das Risiko für neue Einträge in Geflügelbestände deutlich, so das FLI. Schätzungen zufolge wurden in diesem Herbst mehr als 200.000 Hühner, Gänse, Enten und Puten nach Ausbrüchen getötet und entsorgt. Die Gesamtzahl der betroffenen Tiere seit Jahresbeginn liegt noch höher.

Was können Betriebe zur Minderung der Infektionsgefahr tun?

Die Behörden appellieren an Geflügelhalter, zur Eindämmung der Tierseuche die Hygieneregeln penibel umzusetzen, insbesondere Desinfektionsmaßnahmen und Kleidungsvorschriften. Kontakte des Hausgeflügels zu Wildvögeln und deren Ausscheidungen sollen vermieden, die eigenen Tiere möglichst in Ställen untergebracht werden. Die Fütterung solle nur an Stellen erfolgen, die für Wildvögel unzugänglich sind. In den vom Ausbruchsgeschehen bereits betroffenen Regionen werden temporär Schuttzonen eingerichtet, in denen strengere Regelungen gelten.

Gibt es Impfstoffe gegen die Vogelgrippe?

Solche Impfungen waren innerhalb der EU lange nicht zugelassen. Nach Angaben des FLI gibt es aber Impfstoffe für Geflügel, die vornehmlich in Frankreich mit einer Sondergenehmigung bei Enten und Gänsen schon zum Einsatz kommen. Die Impfung von Geflügel sei allerdings mit umfangreichen Überwachungsmaßnahmen verbunden und eigne sich daher aus Sicht des FLI nur für bestimmte Geflügelarten, Enten und Gänse in Freilandhaltung etwa oder für Zoovögel. Ungeeignet sei sie für die Masthähnchenproduktion.

Im Audio: Ungeahntes Ausmaß – Tausende Kraniche sterben beim Vogelzug

Kraniche (Grus grus) fliegen am Abendhimmel. (Symbolbild)
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Patrick Pleul
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Die Ausbreitung der Vogelgrippe unter Kranichen hat nach Einschätzung von Experten ein bislang nicht gekanntes Ausmaß angenommen.

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