Ein Mann lässt eine rote Drohne am Waldrand steigen
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Waldinventur mit Drohne und Künstlicher Intelligenz in Amberg
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Waldinventur mit Drohne und Künstlicher Intelligenz in Amberg

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Waldinventur mit KI: Schneller reagieren, besser bewirtschaften

Waldinventur mit KI: Schneller reagieren, besser bewirtschaften

Der Zustand von Wäldern ändert sich wegen des Klimawandels schneller als früher. Bewirtschaftungspläne müssen in kürzeren Intervallen angepasst werden. In Amberg wird deshalb die Waldinventur mit Drohne und KI erprobt - schneller, günstiger, genauer.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus der Oberpfalz am .

Mit Maßband, Kompass und GPS vermisst Forstsachverständiger Stefan Esser seit Anfang März den kommunalen Wald der Stadt Amberg. Rund 1.000 Messpunkte hat er dafür festgelegt. Terrestrisch nennt sich diese Methode, also eine Datenerhebung vom Boden aus.

Gleichzeitig fliegen Hans-Joachim Klemmt von der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und sein Team mit speziellen Drohnen über den Wald. Deren Daten werden mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet. Beide Methoden sollen Aufschluss darüber geben, in welchem Zustand der kommunale Wald derzeit ist. Der Drohneneinsatz hat sich als deutlich schneller, kostengünstiger und genauer herausgestellt.

Drohne scannt den Wald durchs Blätterdach

Und so funktioniert es: Die spezielle Drohne ist ausgestattet mit einem Laserscanner, der durch das Blätterdach der Bäume hindurch mit Infrarotblitzen Daten erhebt. Es entstehen überlappende Fotos, erklärt Hans-Joachim Klemmt. Aus den Daten können die Wissenschaftler dann dreidimensionale Informationen gewinnen.

Mithilfe von Künstlicher Intelligenz können sie Baumarten bestimmen, Höhen messen und Durchmesser ermitteln. Die Bilder aus der Luft erfassen Details mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern – konkret im Bereich von 2,5 bis 3 Zentimeter. Noch nie ist so genau gemessen worden bei einer Waldinventur, darin sind sich die Wissenschaftler einig.

Daten helfen bei nachhaltiger Waldbewirtschaftung

Drohnen und KI liefern schneller als die bisherige Methode Aufschlüsse über den aktuellen Zustand des Waldes. Und der ändert sich in Zeiten des Klimawandels deutlich schneller, als in vergangenen Jahrzehnten. Bisher haben kommunale Forstbetriebe alle 20 Jahre eine Inventur gemacht und festgelegt, wie sie weiter vorgehen, um den Wald nachhaltig zu bewirtschaften. Die Auswirkungen des Klimawandels macht die Intervalle, wann solche Pläne angepasst oder neu erstellt werden sollten, deutlich kürzer.

Dazu kommt, dass die Drohnen auch nach einem Unwetter oder auch bei Käferbefall rasch Aufschluss über den Zustand des Waldes liefern und die Forstwirte können schneller und gezielter reagieren.

Weitere Waldbesitzer sollen Technologie nutzen können

Das Pilotprojekt in Amberg ist bald abgeschlossen, dann können auch andere kommunale Waldbesitzer auf die Erfahrungen und neuen Technologien der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft zurückgreifen.

Die Stadt Amberg ist mit ihren 2.200 Hektar Forstfläche die größte kommunale Waldbesitzerin in der Oberpfalz. Oberbürgermeister Michael Cerny (CSU) nennt den Einsatz der "smarten Technologie" einen "echten Mehrwert" für seine Kommune, der Zeit, Personal und damit auch Geld spare. Gleichzeitig könne gezielter und rascher reagiert werden, um den Wald nachhaltig zu bewirtschaften und für die nächsten Generationen zu erhalten.

In einer Kommune wie Amberg ändern sich Waldflächen oft sehr schnell durch Zukauf oder Abgänge. Mit einer Datenerhebung per Drohne bekommen die Forstwirte schnell einen Eindruck der neuen Flächen.

Auch wenn Forstsachverständige wie Stefan Esser mit ihrer Methode immer rarer werden, komplett ersetzen werden Drohnen und KI die bisherige terrestrische Methode nicht. Denn einige Dinge wie z.B. Spechtbäume oder auch Totholz sieht man von oben einfach nicht, erklärt Hans-Joachim Klemmt.

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