EU-Agrarkommissar Christophe Hansen besucht Niederbayern
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Bundeslandwirtschafts Alois Rainer und EU-Agrarkommissar Christophe Hansen
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Weniger Geld, mehr Hoffnung? EU-Agrarkommissar in Niederbayern

Weniger Geld, mehr Hoffnung? EU-Agrarkommissar in Niederbayern

EU-Agrarkommissar Christophe Hansen tourt derzeit durch den Bayerischen Wald. Er will um Vertrauen bei Familienbetrieben werben. Denn in Brüssel werden aktuell Milliarden für die Landwirtschaft neu verhandelt. Und Hansen hat einen Plan.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Teresa Fenzl bewirtschaftet mit ihrem Mann und ihren Eltern 80 Kühe auf 75 Hektar Land – typisch für viele bäuerliche Familienbetriebe in Niederbayern. Sie blicken gespannt auf das, was da in Brüssel gerade passiert. Die Subventionen für die nächsten Jahre werden ausgehandelt. Es geht um Milliarden, um die Existenz vieler Betriebe. Besonders im Bayerischen Wald gibt es sehr viele bäuerliche Familienbetriebe und da seien viele besorgt, "dass man mit den großen Betrieben nicht mehr mithalten kann", sagt Teresa Fenzl.

Weniger Geld, aber gezieltere Förderung?

EU-Agrarkommissar Christophe Hansen betont, dass gerade Familienbetriebe gezielt gestärkt werden sollen. Auch bei sinkenden Gesamtmitteln sieht er für Regionen wie Bayern "sehr viel drin". Der EU-Agrarkommissar setzt also tatsächlich den Fokus auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft. Damit nimmt er es im Umkehrschluss mit den Großbetrieben auf. Denn denen will er weniger Geld geben, mithilfe einer Obergrenze.

Verteilungskämpfe im EU-Haushalt

Aktuell verhandelt die EU über die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) ab 2028 – sie ist entscheidend für die Zukunft solcher Höfe, denn Kürzungen beim Agrarbudget und eine stärkere Kappung der Direktzahlungen ab einem gewissen Einkommensniveau stellen kleinere Betriebe vor existenzielle Herausforderungen.

Fakten zur GAP‑Reform 2028

Die EU-Kommission plant, das GAP-Budget von rund 387 Mrd. € auf etwa 300 Mrd. € zu senken – das entspricht einem Minus von über 20 Prozent im Zeitraum 2028–2034. Zudem ist der Abbau der bisherigen Zweisäulen-Struktur geplant: Direktzahlungen und Förderprogramme für ländliche Entwicklung sollen in nationalen Partnerschaftsplänen zusammengeführt werden. Hier fürchten Bauernverbände Wettbewerbsverzerrungen zwischen Mitgliedsstaaten.

Weniger Geld für die großen Betriebe?

Die Direktzahlungen will Hansen künftig massiv deckeln. Wer bisher viel bekommt, soll weniger bekommen. Also: Keine Abzüge bekommt, wer weniger als 20.000 € Betriebsprämie erhält. Ab 20.000 € will Hansen um 25 Prozent kürzen, ab 50.000 € um 50 Prozent, ab 75.000 € um 75 Prozent und bei 100.000 € will er vollständig kappen. Zielgruppen wie Junglandwirte, kleine und mittelgroße Betriebe sollen so stärker gefördert werden – gleichzeitig werden Umbauhilfen für Klima‑, Biodiversitäts- und Tierschutzmaßnahmen ausgebaut.

Kritik vom Bauernverband

Der Bayerische Bauernverband (BBV) warnt eindringlich: Die Pläne gefährden die Wettbewerbsfähigkeit kleinere und mittelgroßer Betriebe. BBV-Präsident Günther Felßner sagt, die aktuellen Vorschläge der EU-Kommission seien so nicht akzeptabel, da eine deutliche Ausweitung des EU-Gesamthaushalts mit weniger Geld für die Landwirte unvereinbar sei.

Bundeslandwirtschaftsminister: "Sind erst am Anfang"

Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer gibt sich diplomatisch: Die Verhandlungen seien gerade erst gestartet – es könne noch ein tragfähiger Kompromiss entstehen. Er überlässt dem EU-Kommissar Hansen bewusst das öffentliche Geschehen und setzt auf den Impuls aus Brüssel.

Kommissar unter Beobachtung

Für Milchviehhalterin Teresa Fenzl und viele andere Landwirtinnen und Landwirte wird es nun spannend, wie Europäische Kommission, Europäisches Parlament und die Mitgliedstaaten Hansens Vorschläge verhandeln. Der angekündigte Schwerpunkt auf kleinbäuerliche Landwirtschaft ist in Niederbayern willkommen – doch ob er sich in verbindlichen Regelungen und fairen Förderstrukturen niederschlägt, wird am Ende entscheidend sein. Nicht nur in Niederbayern, sondern in ganz Europa wird Hansen an der Umsetzung seiner Versprechen gemessen werden.

Im Video: Weniger Geld, mehr Hoffnung? EU-Agrarkommissar in Niederbayern

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