Axel Topp von der Nürnberger Feuerwehr zeigt im Innenhof der Feuerwache 1, wie gefährlich es ist, wenn ein Akku beschädigt wird. Er schützt sich mit dicken Handschuhen und einer Atemmaske. Dann schlägt er einen Nagel in die ausgediente Batterie eines E-Bikes. Sie ist aufgebaut wie der Akku eines Elektroautos. Und auch die Reaktion ist gleich. Sekunden später schlagen Flammen aus dem Akku. Es kommt in der folgenden Minute zu etlichen Explosionen.
Explosive Kettenreaktion in der Batterie
Rund 700 Grad zeigt die Wärmebildkamera, die Hannes Raithel auf den Brandherd richtet. Er ist Experte für Unfälle mit Elektroautos und bei der Freiwilligen Feuerwehr in Postbauer-Heng in der Oberpfalz aktiv. "Die weggeschleuderten Stücke haben noch ungefähr 500 Grad", sagt er. Die beiden Experten zeigen an diesem Vormittag, auf welche Gefahren sich Retter bei Bränden von Elektroautos einstellen müssen.
Wird die Batterie beschädigt, kann es in ihrem Inneren zu heftigen Reaktionen kommen. Sie besteht aus vielen einzelnen Zellen. Bei einem Unfall kann es zu einem Kurzschluss kommen. Die Zelle wird heiß, die Chemie im Inneren kann Feuer fangen. Eine Kettenreaktion ist möglich, die explosionsartig auf die Nachbarzelle übergreifen kann.
Wassermassen sollen Schlimmeres verhindern
Ein gefährlicher Dominoeffekt, der auch Stunden später noch einsetzen kann, wenn das Auto schon längst gelöscht ist, sagt Raithel. "Wir können noch nicht betroffene Batterieteile entfernen. Wenn das nicht möglich ist, können wir die Reaktion durch Abkühlen stoppen." Für das Löschen eines Autos mit Verbrennungsmotor braucht man etwa 2.000 Liter Wasser. Bei Elektroautos benötigt die Feuerwehr mindestens 10.000 Liter.
Ab 70 Grad wird der Akku zur Zeitbombe
Ausgebrannte Elektroautos können also zu einer Zeitbombe werden. Das zeigt ein Fall vor einigen Monaten in Nürnberg. Die Feuerwehr kann den Brand zwar löschen. "Doch die Batterie war immer noch um die 70 Grad heiß", erinnert sich Topp. Er lässt das Wrack zu einem Abschleppdienst in Erlangen bringen. Eine gute Entscheidung: Mitten in der Nacht geht der Wagen erneut in Flammen auf.
Eine Nacht, an die sich die Mitarbeiter der Firma Barth in Erlangen noch gut erinnern. Sie haben sich inzwischen darauf eingestellt: Elektroautos, die gebrannt haben, kommen auf ihrem Hof zur Sicherheit in Quarantäne. Dazu haben sie spezielle Container, die im Ernstfall mit Wasser geflutet werden können, erläutert Marco Barth. "Erst wenn der Akku unter 62 Grad ist, ist die Gefahr gebannt."
So gefährlich sind E-Autos
Quarantäne-Kiste sorgt für Sicherheit
Zum Löschen des E-Bike-Akkus, den Alex Topp gerade zerstört hat, kommt Spezialgranulat zum Einsatz. Es kühlt und erstickt die Flammen. Anschließend werden die Überreste in eine stabile Quarantäne-Kiste verpackt. Diese Ausrüstung für kleine Akku-Brände ist inzwischen Standard bei vielen Feuerwehren. Bei großen Unfällen reicht das nicht. Dann müssen Stützpunktwehren das Granulat palettenweise heranschaffen.
Keine höhere Brandgefahr bei E-Autos
Wenn ein E-Auto einmal Feuer fängt, müssen die Einsatzkräfte aufpassen und mit der richtigen Technik und dem richtigen Werkzeug ans Löschen gehen. Aber heißt das auch, dass E-Autos grundsätzlich öfter brennen? Nein, sagt zum Beispiel der Gesamtverband der Versicherer (GDV). Nach einer Statistik des Verbandes brannten im Jahr 2023 rund 14.200 in Deutschland versicherte Autos – egal welcher Antriebsart. Dabei stellte der GDV fest, dass es bei E-Autos kein grundsätzlich höheres Brandrisiko gibt. Daten der US-Sicherheitsbehörde NTSB (National Transportation Safety Board) aus dem Jahr 2024 zeigen zudem, dass etwa 25 von 100.000 verkauften E-Autos in Brand geraten. Zum Vergleich: Bei Verbrennern liegt die Zahl bei etwa 1.530 Bränden pro 100.000 verkauften Fahrzeugen.
Digitale Rettungskarten für die Feuerwehr
Zurück zu den brennenden Elektroautos. Um alle Risiken besser einschätzen zu können, hat sich in der Metropolregion Nürnberg eine Arbeitsgemeinschaft aus großen und kleinen Feuerwehren, Abschleppunternehmen und Brandexperten zusammengeschlossen. Sie alle arbeiten daran, so Mitinitiator Topp, aus den gefährlichen Bränden von Elektroautos einen kalkulierbaren Einsatz zu machen.
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