Drei E-Mountainbiker in den Alpen (Symbolbild)
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Wenn der Akku schwächelt: Bergrettung ist kein Taxi für E-Biker

Wenn der Akku schwächelt: Bergrettung ist kein Taxi für E-Biker

Der E-Antrieb macht es möglich: Touristen mit E-Bikes radeln in den Alpen immer weiter hoch. Manche bemerken zu spät, dass sie körperlich oder technisch überfordert sind. Südtirols Bergretter zählen immer mehr Einsätze. Auch in Bayern gibt es Fälle.

Über dieses Thema berichtet: Rucksackradio am .

Radeln ist "eine super Sache" – ob mit oder ohne Motorunterstützung, also mit reiner Muskelkraft oder mit dem E-Bike, sagt Thomas Hellrigl. Der Landesleiter der Südtiroler Bergrettung steigt selbst gern aufs Rad. Bei seinen Touren stellt er allerdings oft fest, dass sich Radler völlig überfordern. "Wenn ich mit der Brille des Bergretters draufschaue, wer alles so mit dem Rad, egal ob herkömmliches Bike oder E-Bike, unterwegs ist, dann mach’ ich mir schon ab und zu ein bisschen Sorgen."

Etliche Einsätze sind keine Notfälle

Er und seine ehrenamtlichen Teams halten seit vier Jahren die Zahl und die Art der Einsätze genauer fest als bisher. Während die Notrufe herkömmlicher Mountainbiker leicht rückläufig sind, brauchen immer mehr E-Biker Hilfe. Aber längst nicht alle, die die Bergretter rufen, sind verletzt, sagt Hellrigl.

Manche rufen an, weil sie erschöpft sind, oder weil der Akku vom Rad leer ist, andere, weil sie den Anschluss an ihre Gruppe verloren haben, wiederum andere, weil sie nicht mehr wissen, wo sie sind. Hellrigl: "Die sagen sich, zur Sicherheit wähle ich den Notruf, die werden mir schon sagen, wo ich bin oder holen mich dann."

Bayerische Bergwachten größtenteils davon verschont

Bei den bayerischen Bergwachten schüttelt man erstaunt den Kopf: Solche Einsätze, wie sie die Kollegen aus Südtirol schildern, seien noch nicht vorgekommen. Einzige Ausnahme: Im Juli 2024 wurde die Bergwacht Schliersee von einem E-Mountainbiker gerufen, der im steilen, ausgesetzten Gelände feststeckte und weder vor noch zurückkam. Er gab an, nach Navi gefahren zu sein.

Auch die Zahlen aus dem Allgäu sind nicht mit denen der Südtiroler zu vergleichen: Im Sommer 2024 mussten die Allgäuer Retter rund 700 Mal ausrücken, um Wanderern und Bergsteigern zu helfen. 51 Einsätze gab es wegen Mountainbike-Unfällen, 31 Einsätze wegen gestürzter E-Biker. Zum Vergleich: In Südtirol waren es 652 Notrufe von Wanderern und über 100 Einsätze wegen Elektro-Radlern.

Was ist in Südtirol anders als im Allgäu?

Es seien meist italienische und deutsche Touristen, denen die Bergretter helfen müssen, sagt Thomas Hellrigl. Im BR-Gespräch zeigt er sich verständnisvoll, wenn er erklärt, wie die Gäste in Not geraten: Die Wege in Südtirol seien gut, so komme man mit dem E-Bike weit hinauf. Viele nutzen das Angebot ihrer Hotels, leihen sich dort Räder und radeln drauflos. Ohne sich vorher Gedanken über Wege, das Wetter und die eigene Kondition zu machen. Dank der E-Bikes komme man ohne größeren Aufwand leicht auf eine Höhe von 3.000 Metern, um dann festzustellen, dass man körperlich oder technisch überfordert sei.

Auch im Allgäu bieten viele Hotels Leihräder an, etliche Hoteliers arbeiten dafür mit örtlichen Sportgeschäften zusammen. Die Erfahrung eines Sportladens in Nesselwang zeigt, dass überwiegend Familien kommen, die einen Tag lang mit dem E-Bike unterwegs sein wollen. Auch seien die Strecken anders als in Südtirol.

Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Dehoga erklärt auf BR-Anfrage, es gebe keine Regeln, ob und in welcher Form die Gäste unterwiesen oder auf bestimmte Verhaltensregeln hingewiesen werden. Das entscheide jedes Haus selbst. "Eine gewisse Selbstverantwortung sollte man vom Gast aber schon erwarten." Die Nutzerinnen und Nutzer trügen selbst Verantwortung dafür, ihre Kondition und Erfahrung realistisch einzuschätzen und sich den Touren entsprechend anzupassen.

Südtiroler appellieren an die Gäste

Eine Einstellung, die den Bergrettern sehr entgegenkommen dürfte. Die Südtiroler wollen sensibilisieren, bevor die Stimmung kippt. Touristen sollten sich informieren und überlegen, ob sie nicht lieber auf einen Mountainbike-Guide zurückgreifen, der Strecken und Kondition seiner Gäste einschätzen kann.

Die Bergrettung sei auch in Südtirol ehrenamtlich, betont Thomas Hellrigl, und man wolle nicht "für einen bestimmten Taxidienst missbraucht werden und jemanden vom Berg holen, weil er sich selber überschätzt oder weil – in den seltensten Fällen, aber das kommt halt auch vor – die Batterie ausgegangen ist".

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