Kastellanin Martina Neuner blickt vom Balkon des Viereckturms in den Schlosshof. Im Hintergrund: der Hauptturm, der Palas des Schlosses und die Allgäuer Berge.
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Kastellanin Martina Neuner blickt vom Balkon des Viereckturms in den Schlosshof.
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Knochenjob Märchenschloss: Neuschwanstein in der Hochsaison

Knochenjob Märchenschloss: Neuschwanstein in der Hochsaison

Schloss Neuschwanstein ist eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Deutschland. Zur Hochsaison kommen 5.000 Besucher pro Tag. Da muss alles rundlaufen. Für die Mitarbeitenden ist das ein Knochenjob.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Der Arbeitstag für Martina Neuner beginnt um acht Uhr, eine Stunde vor Führungsbeginn. Als Kastellanin ist sie dafür verantwortlich, dass alles rundläuft im Führungsbetrieb: Die Einteilung der Schlossführer, Absprachen mit dem Ticketcenter, der Verwaltung und dem Bauhof sowie das Management von Besucheranfragen – all das gehört zu ihren Aufgaben. 5.000 Besucher kommen in der Hauptsaison pro Tag ins Schloss. Da darf nichts schiefgehen.

5.000 Besucher und mehr als 200 Führungen pro Tag

"Wenn ich hier nicht arbeiten würde, würde ich nicht glauben, was hier abgeht", sagt die Kastellanin lachend. "Wenn man in der Früh rauffährt, ist noch alles ruhig. Und eine Stunde später geht hier der Punk ab – das ist schon Wahnsinn!" Zwölf Schlossführer sind in der Hochsaison pro Tag im Drei-Schicht-Betrieb im Einsatz. Jeden Tag begleiten sie gut 100 Führungen durch das Schloss – 45 Besucher pro Gruppe im Fünf-Minuten-Takt.

Größte Gefahr: Stau im Führungsbetrieb

Der Führungsbetrieb im Schloss Neuschwanstein ist eine eng getaktete Maschinerie. Trotz Massenandrang läuft es in der Regel wie am Schnürchen. Das wichtigste Ziel für alle Mitarbeitenden: Es darf auf keinen Fall zu Behinderungen bei den Führungen kommen. "Wenn es nicht mehr weitergeht, stauen sich hunderte von Leuten auf. Und das darf nicht sein. Das wäre auch ein Sicherheitsrisiko", erklärt Kastellanin Neuner.

Im Video: 24 Stunden hinter den Kulissen des Märchenschlosses

Vom Kreislaufkollaps bis zum Herzinfarkt

Bei 5.000 Besuchern im Schloss und ungefähr noch einmal so vielen rund um das Gebäude herum, kommt es aber immer wieder zu Zwischenfällen. Das Schloss thront oben am Berg. Die meisten Besucher kommen zu Fuß. Der eineinhalb Kilometer lange, steile Anstieg ist mit fast 200 Höhenmetern für etliche Touristen eine Herausforderung. Im Schloss müssen sie pro Führung 352 Stufen bewältigen. Immer wieder kommt es deshalb zum Kreislaufkollaps bei Besuchern oder anderen medizinischen Notfällen. "Wir hatten auch schon Herzstillstände", erzählt Martina Neuner. "Das sind dann natürlich schon krasse Fälle, wenn jemand nur noch da liegt und nicht mehr ansprechbar ist und man dann mit Herzmassage arbeiten muss." Zum Glück seien solche Fälle aber die Ausnahme.

Sicherheitsdienst: wachsam und freundlich bleiben

Damit im und um das Schloss der Betrieb reibungslos laufen kann, ist auch ein ganzes Team an Sicherheitskräften im Einsatz. Einer von ihnen ist Andrei Duma. Der 37-Jährige ist unter anderem für die Ticketkontrolle am Haupttor zuständig. Ohne gültige Karte kommt an ihm niemand vorbei. Vergessene Eintrittskarten, gefälschte Tickets, Diskussionen mit Besuchern, die ohne Karte einen Blick in den Schlosshof werfen wollen – diese Probleme kennt Duma nur allzu gut. "Es ist schon anstrengend mit so vielen Leuten und immer den gleichen Fragen hunderte Male am Tag", sagt der Security-Mitarbeiter. "Aber ich möchte, dass alles läuft." Und dabei heißt es immer: Ruhe bewahren und freundlich bleiben.

Freude über besonderen Arbeitsplatz

Taschenkontrollen, Aufsicht an der Marienbrücke mit dem berühmten Blick auf Schloss, Einlasskontrollen und Aufsicht im Führungsbetrieb – der Sicherheitsdienst übernimmt viele Aufgaben im Schloss. Zur Hochsaison könne es schon mal richtig stressig werden, sagt Andrei Duma. Trotzdem liebt er seinen einzigartigen Arbeitsplatz: "Meine Mutter hat gesagt, ich soll mich freuen, dass ich hier auf Schloss Neuschwanstein arbeiten darf", sagt er lächelnd. "Es sind so viele Touristen hier und es ist weltberühmt."

Kastellanin: "Das ist schon der Hammer!"

Auch für Kastellanin Martina Neuner ist und bleibt Neuschwanstein ein ganz besonderer Arbeitsplatz. Vor 22 Jahren hat sie als Aushilfs-Schlossführerin angefangen und ist inzwischen Managerin des gesamten Führungsbetriebs. Bei ihren Kontrollgängen durchs Schloss kommt sie immer wieder an Orte, die nie ein Tourist zu sehen bekommt. Und wenn die 45-Jährige alleine auf dem Balkon des Viereckturms steht und das gesamte Schloss unter sich sieht, kommt sie ins Schwärmen: "Das ist schon so ein Zuckerle", sagt die Kastellanin. "Da weiß man dann wieder, warum man das Ganze macht: Mit dem Ausblick, dem Schloss und den Bergen - das ist schon der Hammer!"

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