Es staubt gewaltig, als Forstbetriebsleiter Georg Dischner im Wald zwei Laster entgegenkommen. Sie haben Schotter abgeladen: im Staatswald zwischen Thierhaupten und Holzheim in Schwaben. Dort werden gerade fünf neue Windräder gebaut: 175 Meter hoch.
Großer Eingriff in den Wald
Für den Transport der Bauteile hat der Forstbetrieb Kaisheim der Bayerischen Staatsforsten die Wege ausbauen lassen, gut sieben Hektar Wald wurden für die fünf Windräder gerodet. Drei Hektar sollen nach Abschluss der Baustelle wieder bewaldet werden. "Klar ist es ein Eingriff, aber wir schauen, dass der so gering wie möglich bleibt", sagt Georg Dischner.
"Waldschonende Bauweise"
Im Idealfall wird pro Windrad ein halber Hektar Waldboden dauerhaft befestigt – für Fundament, Kranstellfläche und Forstwege. Zum Vergleich: Ein Fußballfeld hat 0,7 Hektar. "Waldschonende Bauweise", nennen das die Bayerischen Staatsforsten. Das heißt: Windräder sollen an bestehenden Forststraßen entstehen und eher im intensiv genutzten Fichten- als im artenreichen Laubmischwald.
Die Staatsforsten haben dafür ein eigenes Bewertungssystem entwickelt: Je weniger Wald zerstört wird, desto eher bekommt ein Investor den Zuschlag. Aber auch andere Faktoren, wie die Höhe der Pacht und die Beteiligung der benachbarten Gemeinden spielen in die Bewertung hinein.
Wettlauf um die besten Standorte
Derzeit weisen die regionalen Planungsverbände bayernweit sogenannte "Windvorrangflächen" aus. Dann können sich Investoren um die Standorte bewerben. Kritiker sagen, es ist ein Wettlauf um die besten Flächen – auch im Wald.
Die Bayerischen Staatsforsten haben für die nächsten fünf Jahre bereits Verträge für 250 Windanlagen abgeschlossen. Mittelfristig sieht Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sogar Platz für 500 Windräder im Staatswald.
Chance für Waldumbau
Vor dem Bau eines Windrades muss eingehend geprüft werden, ob seltene Tier- oder Pflanzenarten oder Denkmäler beeinträchtigt werden. Außerdem muss der Eingriff nach dem Naturschutz- und Waldrecht "ausgeglichen" werden: zum Beispiel mit Blühwiesen oder Feuchtbiotopen an anderer Stelle.
In Sachen Waldumbau sieht Forstbetriebsleiter Georg Dischner sogar eine Chance für seinen Fichtenwald: "Wenn wir klimastabile Baumarten wie Eichen und Elsbeeren pflanzen wollen, brauchen wir oft Freiflächen. Hier werden wir die Fläche neben den Windrädern gleich nutzen."
"Wald hat schon genug zu leiden"
Im nahe gelegenen Holzheim haben drei Viertel der Gemeinderäte für die Windräder gestimmt – eins der Windräder wird von einer Bürgergenossenschaft betrieben, jeder konnte Geld investieren.
Gemeinderat Leo Raab hat trotzdem dagegen gestimmt: "Windräder gehören nicht in den Wald, der hat schon genug zu leiden", sagt er. "Ich befürchte, dass die nächsten Winde in diese abgeholzten Flächen reinfahren und noch mehr Wald draufgeht."
Die fünf Windräder sollen 2026 ans Netz gehen: Strom für 17.000 Haushalte. Im Forstbetrieb Kaisheim sind elf weitere Windanlagen geplant.
Im Video: Streit um Windkraft-Zonen in Bayern
Nah dran Nahaufnahme Windkraft Bayern
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