12.02.2024, Bayern, München: Hubert Aiwanger (l, Freie Wähler), Stellvertretender Ministerpräsident und  Wirtschaftsminister von Bayern, und Wolfgang Peiskar von der Bürgerinitiative ·Gegenwind Altötting· geben nach einem gemeinsamen Gespräch über einen geplanten Windpark im Landkreis Altötting ein Pressestatement. Foto: Peter Kneffel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
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Pressestatement zum geplanten Windpark im Landkreis Altötting

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Windpark: Aiwanger im Bürger-Dialog - Grüne für mehr Engagement

Windpark: Aiwanger im Bürger-Dialog - Grüne für mehr Engagement

Energieminister Aiwanger reagiert auf das Nein der Mehringer zum größten Windkraftprojekt Bayerns. Er lud die Bürgerinitiative Gegenwind Altötting ein, um Bedenken anzusprechen. Den Grünen ging das nicht weit genug.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Die Bürger von Mehring haben den geplanten Windpark abgelehnt. Vor den nächsten Bürgerentscheiden suchte der bayerische Energieminister Hubert Aiwanger (FW) nun das Gespräch mit besorgten Anwohnern des Ortes im Landkreis Altötting.

In einem unerwartet ausgedehnten Treffen von zwei Stunden tauschten sich der Energieminister und die Bürgerinitiative "Gegenwind Altötting" aus. Beide Seiten lobten die Offenheit und das Vertrauen, das im Verlauf des Gesprächs herrschte.

Menschen vor Ort haben emotionale Bindung zum Wald

Für Aiwanger wurde deutlich, dass die Menschen vor Ort eine sehr starke emotionale Bindung zu ihrem Wald haben. Dementsprechend groß sei die Befürchtung, dass die Windräder den Rückzugsort Wald bedrohten.

Das verdeutlichte auch der Sprecher der Bürgerinitiative, Wolfgang Peiskar: Ziel der Initiative sei es, den "altehrwürdigen Forst" schützen, der zur Naherholung, aber auch als Bannwald zwischen den Ortschaften und der Industrie wichtig sei. Aiwanger meinte deshalb, dass man bei möglichen Baumaßnahmen äußerst sensibel vorgehen und den Wald möglichst wenig beeinträchtigen müsse.

Alternative: Freiflächen?

Die Bürgerinitiative sieht Windräder im Staatsforst dennoch kritisch - wegen befürchteter Waldschäden und großem Flächenverbrauch. Sprecher Peiskar betonte, die Bürgerinitiative sei nicht generell gegen Windkraft, nur eben gegen Windkraftanlagen in diesem Staatsforst. Als alternative Standorte schlug er Flächen entlang der Autobahn oder in Industriegebieten vor. Aiwanger meinte daraufhin, man würde auch eine geeignete Freifläche nicht ausschlagen, nur könne man dort oft nicht die geltenden Mindestabstände einhalten.

So will Aiwanger die Bürger künftig mitnehmen

Energieminister Aiwanger will sich demnächst vor Ort ein genaues Bild machen und mit allen Kommunen einzeln reden. Außerdem will er den besonders betroffenen Ortsteil Mehring-Öd besuchen. Man müsse nun einen Weg finden, wie man die Bürger mitnehmen und beteiligen könne – eventuell mit vergünstigten Stromtarifen, einer Bürgerenergiegenossenschaft, bei der die Menschen vor Ort ihr Geld anlegen können, oder einem Nutzen für die Kommunen, die für den eingespeisten Strom vergütet werden sollen. Durch die Pachteinnahmen könnten die Staatsforsten den Wald außerdem dem Klimawandel entsprechend umbauen, so Aiwanger.

Windräder kommen sehr wahrscheinlich – auch wegen Gesetz

Er hofft, dass ein Großteil der Menschen vor Ort den Windrädern zustimmt, wenn sie mehr eingebunden werden - in "annehmbarer Zahl". Eine genaue Anzahl, wie die ursprünglich geplanten 40 Stück, wollte er nicht nennen. Doch auf den grünen Strom für die energieintensive Chemieindustrie und dadurch die Sicherung der Arbeitsplätze in der Region könne man nicht verzichten. Auch gehe er davon aus, meinte Aiwanger, dass wegen gesetzlichen Vorgaben des Bundes auf jeden Fall auch im Landkreis Altötting Windräder gebaut werden müssen. "Je konstruktiver wir jetzt versuchen, besondere Belastungen zu vermeiden, umso mehr können wir auch steuern, wo die Windräder hinkommen", so Aiwanger.

So reagieren die Mehringer auf das Gespräch

Einige Bürger von Mehring, insbesondere des Gemeindeteils Öd, der am nächsten an den Windrädern läge, äußerten sich positiv darüber, dass das Thema nach dem Bürgerentscheid nun mehr Aufmerksamkeit von der Politik bekommt: "Ich finde es gut, dass das Thema jetzt mehr Aufmerksamkeit erregt", sagte etwa eine Anwohnerin. Es sei wichtig, was die Menschen vor Ort sagten und dass andere zuhörten, "vor allem die da oben". Bürger hoffen, dass auch ihre Meinung Berücksichtigung findet.

Denn auch wenn man grundsätzlich etwas in Sachen Energiewende tun müsse, so müssten die Windräder doch nicht unbedingt in den Forst kommen und zahlreiche Hektar abgeholzt werden, sagte ein Mehringer im Gespräch mit BR24. Eine andere Bürgerin meinte: "An sich bin ich da gar nicht so dagegen, aber nicht unbedingt dahinten. Man würde das von unserem Garten aus sehen, da will ich nicht mit den Kindern auf die Türme schauen."

Die Pläne des Energieunternehmens Qair

Das Energieunternehmen Qair will im Altöttinger Forst 40 gut 200 Meter hohe Windräder errichten und in drei Jahren in Betrieb nehmen. Zehn dieser 40 Windräder sollten eigentlich auf dem Gebiet der Gemeinde Mehring errichtet werden. Aber die Bürger dort lehnten das im Bürgerentscheid im Januar mit Zwei-Drittel-Mehrheit ab.

Laut Qair muss für jedes Windrad ein Hektar Wald gerodet werden – das entspricht etwa der Größe eines Fußballfelds. Peiskar sagte, dazu kämen aber noch Zufahrtswege und Umspannwerke. Die Bayerischen Staatsforsten sehen im Altöttinger und Burghausener Forst 1.150 Hektar als potenzielle Projektflächen. 

Grünenvorsitzende besichtigte Staatsforst

Die Parteivorsitzende der Bayerischen Grünen, Eva Lettenbauer, besuchte am Montag den Landkreis Altötting, wo sie den Staatsforst besichtigte. Anschließend lud sie Vertreter örtlicher Unternehmen, Verbände und der Lokalpolitik zu einem Runden Tisch ein. Dabei wurde detailliert erörtert, welche Bereiche der Gemeinde vom geplanten Bau der Windräder betroffen wären.

Im Anschluss daran organisierte Lettenbauer eine Gesprächsrunde in Burghausen, zu der Politiker, Wirtschaftsvertreter und verschiedene Verbände der Region eingeladen waren.

Lettenbauer fordert von Staatsregierung mehr Engagement

"Ich war die letzten Wochen entsetzt, wie wenig die Staatsregierung – Söder wie auch Aiwanger – sich hier eingebracht haben", sagte Lettenbauer BR24. Der Vorschlag, 40 Windräder in der Region zu bauen, sei ja von der bayerischen Landesregierung gekommen: "Da wäre mehr Engagement nötig gewesen."

Immerhin sei nun aber eine Kurswende in Sachen Windenergie zu erkennen, die bislang immer verteufelt wurde, so Lettenbauer. Der Kurswechsel sei wichtig, um regional billigen Strom produzieren und Arbeitsplätze sichern zu können.

"jetzt red I" kommt nach Altötting

Am Mittwoch werden Aiwanger und Lettenbauer auch bei der BR-Bürgersendung "jetzt red i" – live aus Altötting – darüber sprechen, wie es beim Windpark-Großprojekt nun weitergehen soll. Mit diskutieren wird auch die Geschäftsführerin der Firma Qair Deutschland.

Laut Bundesnetzagentur hat Bayern sowohl beim Ausbau der erneuerbaren Energien im vergangenen Jahr als auch beim Bestand an Solar-, Wind- und Biomasseanlagen bundesweit die Nase vorn. Dem Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft zufolge müssen in Bayern aber jede Woche zwei neue Windräder, 2800 Solar-Dachanlagen und 50 Hektar Solaranlagen auf Freiflächen errichtet werden, wenn der Freistaat 2040 klimaneutral sein soll.

Mit Informationen von dpa

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